2. Bundesliga
Köln – Wenn Scherben Glück bringen, dann dürfte Achim Beierlorzer beim 1. FC Köln eine wunderbare Amtszeit bevorstehen. Kaum hatte der 51-Jährige, der ab Juli die Verantwortung beim Bundesliga-Aufsteiger übernimmt, bei seiner Vorstellung den Presseraum im alt-ehrwürdigen Geißbockheim betreten, krachte ein Teller zu Boden und zerbarst in Stücke. Der guten Laune tat der Zwischenfall keinen Abbruch: Mit viel positiver Energie versprühte der bald ehemalige Coach des SSV Jahn Regensburg Optimismus bei den „Geißböcken“.
„Wir wollen uns in der Bundesliga etablieren“, gibt Beierlorzer die Marschroute bei seinem neuen Club vor: „Das bedeutet, dass wir schnellstmöglich mit den unteren Rängen nichts zu tun haben möchten. Und dann schauen wir, wie viele Spiele noch übrig sind. Das ist der beste Ansatz, wir wollen uns nicht mit Zielen wie einem einstelligen Tabellenplatz unter Druck setzen“, sagt der gebürtige Franke, der vor seiner zweijährigen Amtszeit in Regensburg für RB Leipzig tätig war. „Wichtig ist es für die Bundesliga, die Qualität zu haben, um dort spielen zu können. Und die haben wir definitiv. Davon bin ich überzeugt“, unterstrich der neue Trainer der „Geißböcke“ in der Pressekonferenz noch einmal.
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Sorgen vor der großen Herausforderung habe er nicht: „Ich habe keine Bedenken, ich habe eine wahnsinnige Vorfreude auf diese Aufgabe. Ich bin ein grundweg positiver Mensch, ich habe keine Exit-Strategie mitgebracht“, schilderte er und vermittelte nicht nur verbal die Vorfreude auf das „Abenteuer“ beim dreimaligen Deutschen Meister, der nach einem Jahr in der 2. Bundesliga direkt wieder in die höchste Spielklasse zurückkehrte. Ich freue mich auf die Mannschaft, auf den Verein, auf die Stadt und auf die Menschen“, so Beierlorzer. Besonders auf die sprichwörtliche rheinische Frohnatur sei er besonders gespannt. „Ich erwarte nicht mit der Sänfte durch die Stadt getragen zu werden. Ich freue mich darauf, die Stadt jetzt näher kennenzulernen. Ich bin sehr positiv. Wie sagt man hier in Köln: Et kütt, wie et kütt.“
Es kommt, wie es kommt. Doch am Ergebnis, das letztlich dabei herauskommt, will Beierlorzer einen großen Anteil haben. Einen „sehr aktiven Fußball in allen Spielphasen“ will der einstige Nachwuchsspieler des 1. FC Nürnberg von seinen Schützlingen sehen – mit und gegen den Ball. Schon in Regensburg war zu sehen, was sich der 51-Jährige darunter vorstellt: Laufintensiv, aggressiv und temporeich – der Jahn zählte zu den unangenehmsten Gegnern der abgelaufenen Spielzeit. In den Analysen vor den direkten Duellen in der 2. Bundesliga habe er gemerkt, welch tolle Mannschaft in Köln vorhanden sei. „Meister zu werden in der 2. Bundesliga gegen all die Widerstände ist eine Riesenleistung“, betonte Beierlorzer.
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Der Kader um Nationalspieler Jonas Hector und die Top-Stürmer Simon Terodde, Jhon Cordoba und Anthony Modeste sei bereit für die neue Herausforderung. „Ich kann es nicht ganz nachvollziehen, dass die Mannschaft so kritisch beäugt wird. Wenn man aufsteigt, wie der 1. FC Köln aufgestiegen ist, dann braucht es eine Bundesliga-Mannschaft. Fast auf jeder Position verfügt der FC über absolute Topspieler mit teils riesiger Erfahrung. Wir haben eine Bundesliga-Mannschaft und die werden wir noch punktuell verstärken“, ist der Nachfolger von Markus Anfang überzeugt von den Voraussetzungen in der Domstadt. Dennoch: Luft nach oben sei überall: „Für mich als Trainer habe ich den Anspruch, Spieler besser zu machen. Das ist mein Ziel.“
Die Zweifel, die es trotz der Zweitliga-Meisterschaft rund um den Club durchaus gibt, versuchte Beierlorzer mit einer Parallele zu seiner Anfangszeit in Regensburg zu entkräften. Auch dort war er gestartet mit einem Aufstieg im Rücken, auch dort hatte es Zweifel an der Tauglichkeit der Mannschaft für die neue Spielklasse gegeben. „Viele haben gesagt: Oh Gott, wie soll diese Mannschaft jemals den Klassenerhalt schaffen? Denn nichts anderes war das Ziel. Am Ende sind wir dann Fünfter geworden“, schildert er. „Was ich sagen will: Positiv an die Sache herangehen! Wir haben eine tolle Mannschaft, eine super Stadt mit tollen Fans. Wir können hier etwas erzeugen, dieses Stadion kann eine spezielle Wucht entfachen.“
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Das wird auch nötig sein, um den FC in der Bundesliga zu etablieren. Bei dieser Aufgabe unterstützt wird Beierlorzer von zwei bekannten Gesichtern bei den „Geißböcken“. Interimstrainer André Pawlak und Manfred Schmid, einst rechte Hand von Peter Stöger bei den Kölnern und zuletzt FC-Chefscout, werden zusammen mit dem neuen Entscheider das Trainerteam des Aufsteigers bilden. „Wir hatten intensive Gespräche in der vergangenen Woche. André und Manni haben mich komplett überzeugt. Sie wissen, wie ich fußballerisch ticke, und ich weiß, wie sie ticken“, erläuterte der Bald-Kölner die Entscheidung für das Duo. Einen intensiven Austausch möchte der 51-Jährige mit seinen Assistenten – dafür sei es von Vorteil, dass beide denken wie ein Chefcoach.
Wichtig sei ihm insgesamt die Arbeitsatmosphäre. Schon vor der Pressekonferenz hatte Beierlorzer die Mannschaft kennengelernt, mit den weiteren Mitarbeitern soll das schnellstmöglich folgen. Das Zwischenmenschliche, es liegt dem Lehrer für Mathematik und Sport sehr am Herzen: „Die Menschen zusammenzubringen und hinter einem Ziel zu vereinen: Das ist das alles Entscheidende, das ein Fußballtrainer in der täglichen Arbeit umsetzen muss. Darauf habe ich richtig Lust“, betont der neue FC-Coach. Vorfreude, Lust, Optimismus: Achim Beierlorzer scheint bereit zu sein für die große Herausforderung namens 1. FC Köln. Wenn sich jetzt auch noch das Sprichwort mit den Scherben und dem Glück bewahrheitet, steht einem starken Comeback der „Geißböcke“ in der kommenden Saison nichts mehr im Wege.
Aus Köln berichtet Thomas Reinscheid.