2. Bundesliga
Der FC Schalke 04 musste auch bei der Heimpremiere des neuen Trainers Kees van Wonderen eine Niederlage hinnehmen. Dabei fehlt es den Knappen an grundlegenden Dingen, wie Spieler, Trainer und Kaderplaner selbstkritisch analysieren.
Wer nach dem 10. Spieltag auf die Tabelle der 2. Bundesliga schaut, der hat unweigerlich ein großes Déjà-vu: Auch im zweiten Jahr nach dem Abstieg ist der FC Schalke 04 katastrophal in die Saison gestartet und steckt nach zehn Spielen mitten im Abstiegskampf. Nur einen Punkt mehr als im Vorjahr hat S04 auf dem Konto. Statt im Aufstiegsrennen mitzumischen, sorgen die Ergebnisse für Unzufriedenheit.
"Die Fans haben Recht mit ihrer Reaktion", zeigt Aushilfskapitän Paul Seguin nach der 3:4-Heimniederlage gegen Fürth Verständnis für den Unmut der Anhänger. "Wir sind Schalke 04! Aber wir spielen aktuell nicht, was Schalke 04 wert ist", startet der Mittelfeldspieler seine Fehleranalyse. Dabei ist ein Kritikpunkt klar: die vielen Gegentore. Doch das ist nicht das einzige Problem, das die Schalker Verantwortlichen ausgemacht haben.
Ersteres wird klar von Statistiken unterstützt. 24 Gegentore sind der zweitschlechteste Wert der 2. Bundesliga. Nur der Tabellenletzte Regensburg ist mit 30 kassierten Treffern noch schlechter dran. "Vier Gegentore in einem Heimspiel zu kassieren, das ist viel zu viel", stimmt auch Trainer Kees van Wonderen in Bezug auf sein Heim-Debüt in die Selbstkritik mit ein.
Der Niederländer nahm die Offensive zwar nicht komplett aus - "im Angriff fehlte uns der Druck" - doch mit drei erzielten Toren kann sich auf Schalke wohl keiner über die erzielten Treffer beschweren. 19 Tore sind durchaus ordentlich. Im Ligavergleich haben nur vier Teams häufiger getroffen - unter den Top-3 der aktuellen Tabelle haben alle seltener über eigene Treffer gejubelt als die Königsblauen.
Der Mannschaft unterlaufen aber insgesamt zu viele Fehler, die zu Gegentoren führen - auch im eigenen Spiel mit dem Ball. "Wir wir die Gegentore kriegen, das ist zu billig", erklärt Seguin, "das erste Tor kriegen wir aus eigenem Ballbesitz und dann ist alles offen. Das ist einfach nicht gut genug." Das Problem ist bei van Wonderen bekannt. "Wir müssen eine Balance finden, um offensiv besser reinzukommen und die Defensive zu erhalten", beschrieb der neue Schalke-Coach schon vor der Partie einen wichtigen Schlüssel zum Sieg. Obwohl in den letzten "zwei drei, Wochen sehr viel an der Defensive gearbeitet" wurde, wie Seguin verrät, steht nach zwei Spielen immer noch der Punkt: Die mangelhafte Defensivarbeit, die alle elf Feldspieler und alle Spielphasen betrifft, kostet Schalke Punkte.
Die Knappen sind derzeit auf der Suche nach ihrer Identität - auf dem Platz und in der Mannschaftsführung. "Wenn du kein Selbstvertrauen hast, musst du über die Defensive kommen, über das Schmutzige. Die Basics sind wichtig", gibt Co-Kapitän Seguin einen möglichen Weg vor. "Wir müssen sehr viel Arbeit leisten, um uns hier miteinander rauszuholen, uns gegenseitig rauszuziehen", stimmt Trainer Kees von Wonderen mit ein.
Doch Ben Manga, Direktor Profifußball und Kaderplaner der Schalker, benennt noch ein Weiteres Problem: "Es fehlen die Arturo Vidals", richtet Manga seinen Blick vor allem in Richtung der Älteren im Kader, die vorweggehen müssten, "es kann nicht sein, dass 18-Jährige das Ding hier leiten." Er selbst habe das bei der Kaderplanung möglicherweise falsch eingeschätzt, so Manga weiter. Während mit Taylan Bulut und Max Grüger zwei erst vor kurzem aufgerückte Eigengewächse mit 18 bzw. 19 Jahren gute Spiele ablieferten und jeweils trafen, blieben vor allem die potenziellen Anführer zu großen Teilen blass.
"Uns fehlte unser Kapitän Kenan Karaman", benannte van Wonderen nach dem Fürth-Spiel eine mögliche Ursache für die fehlende Führungsstärke der Schalker. Doch auch mit dem Angreifer mangelte es zuletzt zu oft an Entschlossenheit, harter Arbeit und Selbstvertrauen - all das, was Schalke 04 normalerweise ausmacht. Jetzt gilt es, gemeinsam daran zu arbeiten, diese Dinge zu verbessern. Ein klares Ziel des neuen Trainers, der den Fans versichert: "Wir wissen, was das Königsblau bedeutet!"
Niklas Staiger