2. Bundesliga
Endlich wieder heimstark, endlich wieder Spaßfußball: Der Hamburger SV nutzt den Patzer des VfB Stuttgart aus und springt durch ein hochverdientes 2:0 (0:0) gegen die SpVgg Greuther Fürth erneut an die Tabellenspitze der 2. Bundesliga. Jeremy Dudziak und Sonny Kittel waren die umjubelten Helden bei stark auftrumpfenden "Rothosen", die ihre Ambitionen einmal mehr unterstrichen. Mit mindestens fünf Zählern Vorsprung gehen die Hanseaten in die Länderspielpause – und haben die Rückkehr in die Bundesliga fest im Visier.
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"Es hat Spaß gemacht, zuzugucken, wie unsere Spieler gespielt haben": Solche Sätze wie hier von Dieter Hecking waren beim Hamburger SV in der jüngsten Vergangenheit eher Mangelware, doch nach dem vierten Heimsieg im fünften Spiel vor den eigenen Fans im Volksparkstadion war das Lob des HSV-Trainers vollauf berechtigt. Dass der Erfolg gegen phasenweise überforderte Franken nicht noch höher ausfiel, war einzig und allein der Chancenverwertung des einstigen Bundesliga-Dinos geschuldet. Ob Martin Harnik, Aaron Hunt oder der spätere Torschütze Dudziak: Sie alle scheiterten entweder am bärenstarken Gäste-Torwart Sascha Burchert oder den eigenen Nerven.
>>> Spielbericht: 2:0 gegen Fürth – HSV übernimmt Tabellenführung
"Wir waren von der ersten Minute super im Spiel, hochkonzentriert und haben dem Gegner wenig Möglichkeiten gegeben, sich zu entfalten. Das hat die Mannschaft hervorragend gemacht. Dadurch hatten wir in der ersten Halbzeit schon sehr viele gute Torchancen", war Dieter Hecking trotz des torlosen Remis zur Pause zufrieden mit der Leistung seiner Schützlinge. "Wir waren von Beginn an gierig, müssen eigentlich früher in Führung gehen und dürfen nicht mit einem 0:0 in die Pause gehen. Außerdem hätten wir früher den Sack zumachen müssen", war sich auch der abermals überzeugende Mittelfeldregisseur Adrian Fein des Chancenwuchers der Hamburger Mannschaft bewusst.
Doch der HSV blieb ruhig und belohnte sich kurz nach dem Seitenwechsel: Bakery Jatta setzte Linksverteidiger Tim Leibold in Szene, dessen Hereingabe Dudziak mit einem sehenswerten Flugkopfball veredelte. Den Vorwärtsdrang der "Rothosen" stoppte die Führung nicht – und in der Defensive konnten die Hamburger auf den starken Rückhalt Daniel Heuer-Fernandes bauen, der im Eins-gegen-Eins mit Fürths Tobias Mohr das 1:0 festhielt. "Er hat uns im Spiel gehalten. Einmal wird er gefordert und ist da. Das ist es, was einen Torwart auszeichnet", freute sich Hecking über den souveränen Auftritt seines Schlussmanns, der bereits zum fünften Mal in dieser Saison zu Null spielen konnte.
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Mit lediglich sieben Gegentore hat der HSV die stabilste Defensive der 2. Bundesliga – vor den eigenen Fans konnte nur Heuer Fernandes’ Ex-Verein SV Darmstadt 98 am 1. Spieltag den Hamburger Torwart überwinden. Diese ungewohnte Stabilität ist ein Grund für den derzeitigen Spaßfaktor in der Hansestadt – genauso wie die spielerische Qualität der Offensivabteilung. Stellvertretend dafür das 2:0: Fein setzte mit einem wunderbaren Zuspiel Sonny Kittel in Szene, der Burchert mit einem eleganten Heber keine Abwehrchance ließ. "Das 2:0 war das Sahnehäubchen. Da hat man gesehen, welche ‚Fein-Geister’ wir in unserer Truppe haben. Das macht dann allen Spaß", formulierte es Hecking nach dem Abpfiff ungewohnt locker.
Euphorie bricht beim Hamburger SV angesichts der starken Startbilanz und mindestens fünf Zählern Vorsprung auf einen Nichtaufstiegsplatz allerdings nicht aus. Zu frisch sind noch die Erfahrungen aus dem Vorjahr, als die "Rothosen" im Herbst auch noch an der Spitze rangierten, letztlich aber dennoch den Aufstieg verpassten. "Die Tabellenführung ist zu so einem frühen Zeitpunkt der Saison eine Momentaufnahme. Wir müssen weiter arbeiten, in der Länderspielpause ein erfolgreiches Testspiel bestreiten und den Fokus auf Bielefeld legen", hielt Torschütze Kittel den Ball nach der Rückkehr an die Tabellenspitze betont flach, denn am kommenden Spieltag steht nach der Länderspielpause das schwere Auswärtsspiel bei Arminia Bielefeld auf dem Programm. Den Spaß an der derzeitigen Situation wird das allerdings nicht bremsen.
Thomas Reinscheid