2. Bundesliga
104 Mal standen sich der SV Werder Bremen und der FC Schalke 04 in der Bundesliga gegenüber. Nun gibt es dieses geschichtsträchtige Duell erstmals in der 2. Bundesliga - und für beide Clubs ist es eine Begegnung mit wegweisendem Charakter.
Während die Hanseaten wollen den Aufwärtstrend der letzten beiden Partien bestätigen wollen, geht es für S04 darum, nach zwei Niederlagen in Folge wieder zu punkten und die Konkurrenz aus dem Norden in Schach zu halten. Besonders im Blickpunkt stehen dabei zwei Angreifer, die sinnbildlich für die derzeitige Entwicklung ihrer Teams stehen.
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Zu Saisonbeginn konnte man den Eindruck haben, Niclas Füllkrug wäre vom Pech verfolgt. Egal, was der Stürmer des SV Werder Bremen auch versuchte: Der Ball wollte einfach nicht ins Netz. Teilweise wirkten die Bemühungen des Torjägers a. D. schon fast tragisch. Fast folgerichtig verlor der 28-Jährige seinen Stammplatz im Werder-System mit einer echten Spitze nach dem 4. Spieltag an Neuzugang Marvin Ducksch. Für Füllkrug blieb zunächst nur noch die Jokerrolle. Am 11. Spieltag in Sandhausen war der Bann dann gebrochen und dem Angreifer gelang endlich sein erstes Saisontor. Der späte Ausgleichstreffer zum 2:2 sicherte Werder einen wichtigen Punkt und brachte dem kopfballstarken Rechtsfuß zugleich das Glück zurück.
Markus Anfang, als Spieler einst selbst für offensive Akzente zuständig, scheint dieses Signal sehr deutlich vernommen zu haben, denn der Bremer Trainer wich in der nächsten Partie von dem von ihm zuvor favorisierten 4-3-3-System ab und bot gegen den FC St. Pauli erstmals Füllkrug und Ducksch gemeinsam in einer Doppelspitze auf. Das neue 3-5-2-System funktionierte gegen den Tabellenführer auf Anhieb sehr gut und ein mustergültiges Zuspiel von Füllkrug auf seinen Sturmpartner Ducksch bescherte den Bremern beim 1:1 gegen die Kiezkicker die zwischenzeitliche Führung. Am letzten Spieltag vor der Länderspielpause lieferte die Bremer beim 2:1-Sieg in Nürnberg ihre beste Saisonleistung ab - und wieder überzeugte "Lücke" als Teil der Doppelspitze. Den ersten Treffer erzielte er selbst, den zweiten leitete er mit einem gewonnenen Zweikampf im Strafraum und einem Schuss der zur Vorlage für Leonardo Bittencourt wurde, ein. Damit ist Füllkrug nun an den letzten vier Bremer Treffern unmittelbar beteiligt.
So hat sich der Bremer Stürmer innerhalb von nur drei Spieltagen vom Sorgenkind zum Hoffnungsträger gemausert - zumal er in der Bundesliga gegen keinen anderen Club so häufig getroffen hat wie gegen die Knappen. Vier Treffer gelangen ihm bislang gegen Königsblau - drei davon alleine beim letzten Bremer Sieg gegen S04 am 2. Spieltag der Vorsaison. Mit einem weiteren Dreierpack würde er zu den Rekordschützen in diesem Duell aufschließen. Alleine die Namen untermauern noch einmal, welchen Glanz dieses Duell in der Bundesliga versprühte. Bei S04 ist der "Senor" Raul mit sechs Treffern gegen Werder der erfolgreichste Schütze, bei Werder teilen sich diese Ehre Marco Bode und Frank Neubarth - ebenfalls mit jeweils sechs Treffern.
Beim FC Schalke 04 steht derzeit gar kein Spieler im Kader, der schon einmal für Königsblau gegen Werder getroffen hat. Der einzige "Torschütze" gegen den SVW, wird am Samstagabend nicht auf dem Platz stehen können, denn Werders Milos Veljkovic ist verletzt. Dem Serben war in der Saison 2018/18 in diesem Duell ein Eigentor unterlief. Auf Bremer Geschenke dieser Art wird sich das Grammozis-Team aber nicht verlassen wollen. Umso wichtiger wäre es, wenn Simon Terodde seine kleine Torflaute (fünf Pflichtspiele ohne Treffer) beenden würde. Seitdem der Torjäger den Zweitliga-Torrekord von Dieter Schatzschneider eingestellt hat, klemmt es im Abschluss.
Der Schalke-Motor ist so zuletzt auch insgesamt ins Stocken geraten. Nach einer Serie von vier Siegen in Folge und dem damit verbundenen Sprung auf Platz 3 gingen die letzten drei Pflichtspiele verloren (zwei Mal 2. Bundesliga, ein Mal DFB-Pokal). Noch sind die Aufstiegsplätze aber in Reichweite. Lediglich drei Punkte trennen die Knappen von Platz 2. Mit einem Auswärtssieg in Bremen könnte man nicht nur die Lücke nach oben schließen, sondern würde auch die Bremer auf sechs Punkte distanzieren.
Ein Argument, das beim Duell am Wochenende für die Gäste spricht, ist die königsblaue Schokoladenseite: Kein Team der 2. Bundesliga hat eine stärkere linke Seite als S04. Schalke ließ in dieser Saison bislang die wenigstens Treffer über die linke Flanke zu (zwei) und bereitete die zweitmeisten Tore über den linken Flügel vor (neun). Diese Werte sprechen vor allem für die individuelle Qualität von Linksverteidiger Thomas Ouwejan, dessen sechs Torvorlagen einzig von Daniel-Kofi Kyereh übertroffen werden. Der Niederländer soll nun mithelfen, dass Terodde nicht nur seine Torpause beendet, sondern auch die nächsten persönlichen Meilensteine erreicht. Mit einem weiteren Treffer wäre er nicht nur der erfolgreichste Zweitligatorjäger der Historie, sondern hätte auch gegen alle 18 aktuellen Zweitligisten - seinen aktuellen Arbeitgeber ausgenommen -mindestens ein Mal getroffen. Bislang traf der Rechtsfuß drei Mal in der Bundesliga auf den SVW und ging jeweils leer aus.
Sollte Terodde diese Lücke am Samstag schließen, könnte das Signalwirkung für den Angreifer haben. Auf der Bremer Seite hat der Fall Füllkrug eindrucksvoll gezeigt, wie wichtig Tore für Stürmer sein können. Mit Terodde und Füllkrug in Topform erhöhen sich auch die Chancen, dass das nächste Duell der beiden Traditionsclubs im Weserstadion wieder in der Bundesliga stattfindet.
Florian Reinecke