Bundesliga
Trainer-Aus, Transfersperre, Initialzündung und Last-Minute-Siege - der 1. FC Köln blickt auf eine emotionale Saison mit Höhen, aber auch einigen Tiefen zurück. Für die "Geißböcke" war es eine Achterbahn der Gefühle.
Bei der Einordnung der Fußball-Mentalität rund um den 1. FC Köln dauert es nur sehr selten sehr lange bis die Beschreibung "Himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt" aus der tiefen Floskel-Kiste hervorgekramt wird. Auch wenn viele FC-Fans diese Umschreibung nicht gerne hören, sie hat gerade in der vergangenen Spielzeit wieder neues Futter erhalten. Und davon auch nicht gerade wenig. Alleine zwischen dem emotionalen Höhepunkt und dem sportlichen Tiefpunkt lagen gerade einmal sieben Tage.
Am 33. Spieltag drehten die Kölner eine Begegnung, die nach allen Gesetzmäßigkeiten des Fußballs verloren war. Mehr als das, sie bedeutete den sicheren Gang in Liga zwei. Gegen den 1. FC Union Berlin lag der FC 0:2 zurück, hatte mit Luca Waldschmidt den von Trainer Timo Schultz ausgelobten Unterschiedsspieler verletzt verloren. Es deutete nicht viel auf einen Turnover hin. Doch Florian Kainz verkürzte, Steffen Tigges glich spät aus und Damion Downs verwandelte das Kölner Stadion in ein Tollhaus. Eine beeindruckende Stimmung, eine beeindruckende Wucht. Und genau diese sollte eine Woche später beim 1. FC Heidenheim 1846 das Unmögliche möglich machen. Köln musste gewinnen, Union gegen den Sport-Club Freiburg verlieren, die "Geißböcke" vier Tore aufholen. Tatsächlich fielen an der Ostalb fünf Tore. Allerdings vier für den Gegner. Der FC spielt in der kommenden Saison 2. Bundesliga.
Dabei war für die Kölner Fans nahezu die gesamte Spielzeit eine reine Achterbahn der Gefühle. Auf die doch verheißungsvolle Vorbereitung mit starken Auftritten der Neuzugänge folgte ein schweres Auftaktprogramm und eine enttäuschende Hinrunde. Zehn Punkte aus 16 Spielen standen dabei kurz vor Weihnachten zu Buche. Es folgte der bittere 21. Dezember, an dem der internationale Sportgerichtshof die Transfersperre bestätigte, nur wenige Minuten nachdem die Kölner den Abschied von Trainer Steffen Baumgart und damit das Ende einer insgesamt erfolgreichen Ära bekannt gegeben hatten.
Auf den so betitelten "rabenschwarzen" Donnerstag vor Weihnachten folgte nur wenige Tage nach Neujahr eine weiße Pracht auf den Trainingsplätzen am Geißbockheim. Ein paar Meter entfernt wurde Timo Schultz als neuer Trainer, als Hoffnungsträger und Stabilisator vorgestellt. Und tatsächlich schien der Plan aufzugehen. Ein Punkt gegen Heidenheim, eine ordentliche Leistung, wenn auch deutliche Pleite gegen Borussia Dortmund, ein weiterer Zähler gegen den VfL Wolfsburg und dann der Dreier gegen Eintracht Frankfurt. Faride Alidou und Jan Thielmann gaben dem FC und seinen Fans Hoffnung.
Das Gründungsmitglied der Bundesliga verbesserte sich auf den Relegationsplatz, schlug erstmals in dieser Spielzeit eine Mannschaft aus der Top-6 und schöpfte Hoffnung. Der Dosenöffner? Nein. Es folgten vier Punkte in sieben Spielen - trotz teils überzeugenden Leistungen. Doch nach dem 27. Spieltag belegte Köln wieder Rang 17. Ausgerechnet gegen den direkten Konkurrenten, den VfL Bochum 1848, tat sich der FC dann lange schwer. Felix Passlack traf für den VfL, es deutete nicht viel auf einen weiteren Dreier für Köln. Im Gegenteil - Enttäuschung und Ernüchterung waren den Fans ins Gesicht geschrieben. Bis Tigges und Waldschmidt in der Nachspielzeit das Kölner Stadion zum Beben brachten.
Der Frust verwandelte sich zu Freudentränen. Nicht Wenige sprachen in und um Köln von einer Initialzündung, die so ein emotionaler Sieg doch auslösen müsse. Doch die Ernüchterung folgte nur zwei Tage später beim 0:2 gegen den SV Darmstadt 98. Punkte, die man in Köln sicher eingeplant und vor allem dringend benötigt hätte. So betrug der Rückstand zum Relegationsplatz vor dem Saisonfinale, den letzten vier Spielen, fünf Zähler. Doch obwohl auch dieses Spiel verloren ging, hatte der FC bis zum letzten Spieltag noch die Chance auf Rang 16. Köln vergab sie.
Auf das "Himmelhoch jauchzend" folgte ein finales "zu Tode betrübt". Zumindest für die abgelaufene Saison. Denn auf die Talfahrt folgt bei der Achterbahn in aller Regel der nächste Höhenflug. Daran werden die Kölner Verantwortlichen nun alles setzen wollen.