Bundesliga

Schöne Tore, knifflige Entscheidungen, Platzverweise - das Aufsteiger-Duell zwischen dem 1. FC Köln und dem Hamburger SV hat einiges zu bieten. Die Geißböcke setzten sich am Ende durch. Doch Werbung für die Bundesliga machten beide Clubs.
Noch Minuten nach dem Abpfiff im Aufsteiger-Duell zwischen dem 1. FC Köln und dem Hamburger SV marschierte Lukas Kwasniok über den Rasen des Kölner Stadions, möglicherweise auf der Suche nach dem nächsten Spieler, den er umarmen konnte. Sichtbar gelöst war der Trainer, während sich der Großteil seiner Mannschaft vor der Südkurve feiern ließ.
Kein Wunder, der FC hatte das Duell gegen die Rothosen 4:1 gewonnen. Vielleicht in der Höhe ein wenig glücklich, aber sicher auch nicht unverdient. Vor allem war es aber für die Geißböcke ein Erfolg in einem von Kwasniok ausgemachten Highlight-Spiel.
In den vergangenen Wochen hatte der 44-Jährige mehrfach darauf hingewiesen, dass unter dieses Prädikat eben nicht die Begegnungen gegen Borussia Dortmund oder den FC Bayern München fallen würden, vielmehr die Partien gegen Gegner auf Augenhöhe. Eben jene Duelle, bei denen es um Punkte gegen die direkte Konkurrenz ginge.
Doch auch unabhängig von Tabellenplätzen oder dem gemeinsamen Aufstieg brachte der Abend viel von einem Highlightspiel mit. "Wenn es zu regnen beginnt und das Flutlicht angeht, merkst du, was für zwei besondere Vereine der FC und der HSV sind. Das sind Bilder, die wir in der Bundesliga sehen wollen", sagte Kölns Sportdirektor Thomas Kessler.
Und der Ex-Keeper schwärmte weiter: "Da war wirklich alles drin. Wir hatten eine unfassbare Stimmung auf beiden Seiten auf den Rängen. Wir hatten packende Zweikämpfe, knappe Entscheidungen. Wenn wir darüber reden, warum die Menschen die Bundesliga lieben, musst du dir ein Video dieses Spiels anschauen."
Vor allem auf Kölner Seite wird man das Spiel von Sonntag lieben. "In Summe gehen wir als verdienter Sieger vom Feld. Die Dramaturgie war komplett auf unserer Seite. Wir haben eine gute erste Halbzeit gespielt, verdient 1:0 geführt", sagte Lukas Kwasniok.
Tatsächlich legten die Geißböcke stark los. Der überraschend von Beginn an auflaufende Florian Kainz avancierte schnell zum Dreh- und Angelpunkt, hatte gleich mehrere Chancen, den FC in Führung zu bringen. Unter anderem scheiterte der Ex-Kapitän an dem blockenden Luka Vušković. Der Ball landete bei Ragnar Ache, der sein erstes Bundesliga-Tor für den FC erzielte.
"Ich dachte beim 1:0, dass Kainzi selbst schießt. Ich habe mich so positioniert, falls der Ball genau dahin kommt. Am Ende ist er dann mit Glück auch zu mir gekommen", sagte der Stürmer.
Nach dem Wechsel fand der HSV besser in die Begegnung, aber Kainz eine offenbar unentdeckte Stärke. Mit seinem ersten direkt verwandelten Freistoß überhaupt traf der Österreicher zum 2:0. "Der Freistoß sollte genau dahin. Ich habe gesehen, dass der Torhüter relativ weit im Torwart-Eck stand", sagte Kainz.
Und dann nahm die Dramaturgie erst richtig ihren Lauf. Fábio Vieira traf mit einem perfekten Distanzschuss, der nach Überprüfung der Bilder aber nicht als Tor gewertet wurde. "Glücklicherweise war diese Entscheidung dann auf unserer Seite", sagte Kwasniok. "Das gibt dir vermeintlich noch mal ein bisschen Auftrieb. Dem war aber nicht so."
Denn die Gäste waren in dieser Phase einfach besser. Der beeindruckende Anschlusstreffer von Jean-Luc Dompé war demnach folgerichtig. Und der HSV drückte, wollte mehr. Und so wechselte Merlin Polzin unter anderem Immanuël Pherai für die Schlussoffensive ein. Nach nur zwei Minuten ging der 24-Jährige wieder mit Gelb-Rot vom Platz. Vier Minuten später folgte ihm dann auch Vieira, ebenfalls mit der Ampelkarte.
"Trotzdem sieht man einen HSV, der nicht aufsteckt", sagte Polzin und erhielt aufmunternde Unterstützung seines Gegenübers. "Was der HSV mit minus zwei Mann da abgeliefert hat, mit einem Torwart als letzter Mann all-in gespielt hat, das war schon beachtlich", sagte Kwasniok.
Beachtlich, aber auch riskant. Denn so ergaben sich Räume für die Geißböcke, die in der Nachspielzeit Saïd El Mala und Jakub Kamiński zum 4:1-Endstand ausnutzen. "Der HSV hat nie nachgelassen, kriegt ein Tor weggepfiffen, macht direkt das nächste. Dann noch zwei Platzverweise. Wir sind super stolz auf die Jungs, weil es das erste Mal war, dass man gespürt hat: Der FC war hier nicht der Underdog", sagte Kessler.
In Köln war man stolz und glücklich, dass dieses besondere Duell gezogen wurde. Und das eine Woche vor dem nächsten Highlight-Spiel. Das wird es sicherlich. Und nicht nur, weil den FC ein Gegner auf Augenhöhe erwartet.
Für die Geißböcke geht es zum Auswärtsspiel gegen Borussia Mönchengladbach. Es geht ins Rheinische Derby. Und das ist nicht nur für Lukas Kwasniok ein wahres Highlight-Spiel.