Bundesliga
Einen besseren Auftakt ins neue Jahr hätte sich der 1. FC Köln vermutlich nicht ausmalen können: Mit einer furiosen Vorstellung überrannten die "Geißböcke" vor den eigenen Fans den SV Werder Bremen und fuhren mit dem 7:1 (5:1)-Kantersieg den höchsten Bundesliga-Erfolg seit über 30 Jahren ein. Rechtzeitig zur Herkulesaufgabe beim FC Bayern München unter der Woche sind die Rheinländer wieder in starker Verfassung.
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Zum Abschluss eines grandiosen Auftakts stimmten die Fans des 1. FC Köln noch einmal einen Klassiker an. "Zieht den Bayern die Lederhosen aus" schallte es nach dem auch in der Höhe verdienten 7:1 gegen den SV Werder Bremen durch das euphorie-getränkte RheinEnergieStadion, das zum Start ins neue Jahr bis auf den letzten Platz ausverkauft war. Auf den Rängen waren die "Geißböcke" also schon kurz nach Abpfiff des ersten Spiels im zweiten Bundesliga-Halbjahr bereit für die anstehende Herkulesaufgabe in München, auf dem Platz zeigte die Mannschaft von Trainer Steffen Baumgart eine furiose Vorstellung, die vor dem Aufeinandertreffen am Dienstagabend sicher auch beim FC Bayern registriert wurde.
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"Wir haben alle gebrannt, wir hatten nach zwei Monaten Pause richtig Lust. Ich glaube, das hat man gesehen", formulierte es Linton Maina, der in der neunten Minute nach einem überfallartigen Konter der Kölner den Startschuss für eine herausragende erste Hälfte der "Geißböcke" gab. Nach einem Doppelpack von Steffen Tigges (15./21.), der unter anderem aus fast 50 Metern ins verwaiste Bremer Tor traf, sowie Toren von Ellyes Skhiri (30.) und Denis Huseinbasic (36.) war die Partie schon vor dem Pausenpfiff entschieden – da half Werder auch der Ehrentreffer von Nationalspieler Niclas Füllkrug (38.) nicht wirklich weiter. Nach dem Seitenwechsel stellten dann Skhiri (54.) und ein Eigentor von Marco Friedl (76.) den Endstand her.
Kaum verwunderlich, dass die Laune beim FC im Anschluss an die Gala-Vorstellung großartig war. "Heute haben alle ein Riesenspiel gemacht", jubelte Maina, der neben seinem Treffer noch zwei weitere Kölner Tore vorbereitete und auch darüber hinaus durch sein Tempo ein steter Unruheherd war. Einer toppte den Außenstürmer allerdings an diesem Abend noch: Steffen Tigges war gleich an vier Toren beteiligt – und krönte seine Leistung mit einem Traumtor aus dem Mittelkreis. "Ich habe erst überlegt, ob ich überhaupt schießen oder noch weitergehen soll“, schilderte der FC-Sturmtank die Szene des Spiels nach der Partie: "Dann habe ich gedacht: Den musst du nehmen! Es war so ein Tag, an dem alles funktioniert hat. Ob ich so ein Tor noch mal schieße, ist aber fraglich."
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Ein Punkt, den auch sein Coach ansprach: "Das ist ein Spiel, das du natürlich nicht immer haben wirst. Wir haben aus den ersten fünf Torschüssen fünf Treffer erzielt", betonte Steffen Baumgart betont bodenständig. Man freue sich beim FC über das Ergebnis – noch mehr allerdings über das Auftreten der "Geißböcke", die vor dem Jahreswechsel mit fünf sieglosen Spielen hintereinander aus dem Tritt geraten waren. Nun ist aber die mentale wie körperliche Frische zurück bei den Rheinländern, die das direkt zum Jahresauftakt unter Beweis stellten. Von der Euphorie, die auf den Rängen herrschte, war in der Nachbetrachtung der Kölner Verantwortlichen jedoch wenig zu spüren. "Wir haben mit viel Tempo nach vorne agiert und uns die Treffer erarbeitet. Am Dienstag haben wir aber die Mannschaft vor der Brust, die andere Teams mit einem ähnlichen Ergebnis abgeschossen hat", so Baumgart: "Wir wissen, was uns erwartet."
Der karnevalistischen Stimmung in Köln taten diese Worte knapp vier Wochen vor dem jecken Treiben auf den kölschen Straßen keinen Abbruch. Die Fans feierten gemeinsam mit den Spielern weit nach Abpfiff den höchsten Bundesliga-Erfolg der "Geißböcke" seit über 30 Jahren. "Heute hat irgendwie alles funktioniert. Wir wussten gar nicht so richtig, was uns passiert, aber wir haben unsere Spielweise perfekt durchgezogen", sagte Matchwinner Tigges: "Es war natürlich enorm wichtig, so zu starten – nach der langen Zeit, die wir vor der Winterpause nicht gewonnen hatten. Wir haben immer das Vertrauen gehabt, dass wir unsere Stärke wieder auf den Platz bringen, wenn alle wieder dabei sind, wenn alle frisch im Kopf und in den Beinen sind. Man hat gesehen, dass wir schwer zu schlagen sind, wenn alle frisch sind."
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Das gilt, wer den Anspruch der Kölner unter Steffen Baumgart kennt, auch für die kommenden Gegner, wenngleich die Aufgabe kaum schwieriger sein könnte. Beim FC Bayern wollen die "Geißböcke", die sich durch den Sieg gegen Bremen mit nun 20 Punkten ins Tabellenmittelfeld geschoben haben, ihre furiose Frühform unterstreichen. Und auch wenn die FC-Fans nach dem historischen Erfolg über Werder bereits lautstark von weiteren Großtaten träumten, wissen die Spieler um die Momentaufnahme dieses Glücksgefühls: "Wir haben echt guten Fußball gespielt – Vollgas-Fußball, wie man ihn kennt von uns. Es war ein gelungener Abend, ein guter Start in das Jahr, aber wir können das gut einordnen und haben einen Trainer, der uns vor dem Bayern-Spiel schnell zurück auf den Boden holt", unterstrich Florian Kainz, schob jedoch direkt hinterher: "Es sind aber 'nur' drei Punkte, jetzt haben wir noch zwei Spiele in der nächsten Woche", so der ehemalige Bremer. Und das erste davon wartet in München am Dienstagabend.
Thomas Reinscheid