Bundesliga
Der 1. FC Köln holt im achten Saisonspiel den ersten Sieg der neuen Spielzeit – und das ausgerechnet im Derby gegen Borussia Mönchengladbach. In einem turbulenten Duell mit dem rheinischen Rivalen ist Kapitän Florian Kainz mit zwei Elfmetertreffern der umjubelte Held für die "Geißböcke", die nach dem emotionalen Befreiungsschlag die "Rote Laterne" abgeben können.
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Das Derby gegen Borussia Mönchengladbach war noch nicht abgepfiffen, da brach sich die Feierlaune beim Anhang des 1. FC Köln bereits Bahn. "Derbysieger FC" schallte es durch das ausverkaufte RheinEnergieStadion – und beim Blick auf die Anzeigetafel wurde trotz einiger Minuten Nachspielzeit klar: Der Derbysieg geht im Oktober 2023 tatsächlich an die "Geißböcke", die letztlich ihren rheinischen Rivalen verdient mit 3:1 (1:0) nach Hause schickten. Florian Kainz mit einem Elfmeter-Doppelpack (9./76.) sowie Luca Waldschmidt (90.) schossen die Kölner zum ersehnten Erfolg, für die Gäste war der zwischenzeitliche Ausgleich durch Nico Elvedi (63.) zu wenig.
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"Das war schon ein sehr, sehr wichtiger Erfolg für uns – gerade in so einem Derby, wenn man vorher noch keinen Sieg hatte", betonte Derbyheld Kainz ob der vorherigen Ausgangslage der Kölner, die aus den ersten sieben Spielen lediglich einen Zähler geholt hatten und als Schlusslicht in das Prestigeduell mit Mönchengladbach gingen. "Wir haben gewusst, um was es geht. Und so sind wir auch aufgetreten, vor allem in der ersten Hälfte haben wir ein sehr gutes Spiel gemacht. Wir sind sehr erleichtert, dass wir das Derby gewonnen und jetzt erstmals drei Punkte eingefahren haben", so der österreichische FC-Kapitän, dessen Team die "Rote Laterne" durch den ersten Saisonsieg an den 1. FSV Mainz 05 weiterreichen konnte.
Die "Geißböcke" belohnten sich in einem turbulenten Derby für eine starke Leistung, insbesondere im ersten Durchgang hatten die Kölner das Duell mit der "Fohlenelf" nach Belieben diktiert. Die 1:0-Pausenführung – sie hätte höher ausfallen können, gar müssen. Jeff Chabot scheiterte mit einer Kopfball-Bogenlampe an der Latte (13.), Gladbachs Keeper Moritz Nicolas lenkte einen Waldschmidt-Distanzschuss mit den Fingerspitzen soeben noch an den Pfosten (41.). Auch weitere aussichtsreiche Situation ließ das Schlusslicht aus Köln liegen - Kainz' verwandelter Handelfmeter (Manu Koné hatte einen Waldschmidt-Schuss mit dem Arm abgeblockt) blieb so der einzige Treffer für überlegene Gastgeber, die so gar nicht agierten wie ein siegloser Tabellenletzter.
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Doch der FC ließ sich weder von den verpassten Möglichkeiten noch dem zwischenzeitlichen Ausgleich durch Elvedi aus dem Konzept bringen. Innerhalb kürzester Zeit stellten die "Geißböcke" die Weichen Richtung Derbysieg: Erst flog Koné aufgrund eines harten Einsteigens gegen Dejan Ljubicic vom Platz (72.), dann zeigte Schiedsrichter Deniz Aytekin nach Nicolas' Foulspiel an Waldschmidt erneut auf den Punkt (76.). Kainz vergab im ersten Anlauf, doch der Strafstoß musste wiederholt werden – der österreichische FC-Kapitän blieb diesmal eiskalt und schoss sein Team endgültig auf die Siegerstraße. Dem äußerst auffälligen Waldschmidt war es dann vorbehalten, in der Nachspielzeit mit einem wuchtigen Distanzschuss für die endgültige Entscheidung zugunsten der Baumgart-Elf zu sorgen (90.+1).
"Wir wollten uns schon in den anderen Spielen belohnen, das haben wir nicht geschafft. Ich freue mich, dass die Jungs das heute hinbekommen haben", betonte der FC-Coach nach dem Abpfiff und war sichtlich zufrieden mit dem Auftritt seines Teams im für die Kölner tabellarisch wie atmosphärisch so wichtigen Derby: "Wie wir in das Spiel gegangen sind, das musst du bei dieser Ausgangslage erst einmal so machen. Wenn man die 90 Minuten nimmt, dann war das ein sehr verdienter Sieg. Heute hatten wir vielleicht auch das Quäntchen, das wir in der jüngeren Vergangenheit nicht hatten", so ein sichtlich erleichterter Baumgart. Die "Rote Laterne" abgegeben durch den ersten Sieg der Saison, erstmals 2023/24 zuhause gepunktet und erstmals nach fünf Monaten vor den eigenen Fans gewonnen – und das alles ausgerechnet im Derby gegen Borussia Mönchengladbach!
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Der FC beendete nicht nur die Sieglos-Phase in dieser Saison, sondern verhinderte auch Negativrekorde: Zuvor hatten die "Geißböcke" vier Heimspiele in Serie verloren (fünf am Stück noch nie), vier punktlose Partien vor den eigenen Fans zum Start in eine Bundesliga-Saison hatte es zuvor auch noch nie gegeben. So war es auch deshalb wichtig, das im Derby gleich einige Knoten platzten: Der frühe Führungstreffer durch Kainz war das erste Heimtor der Kölner in dieser Saison in einer 1. Halbzeit – der FC hatte zuvor in dieser Saison auch noch nie in den ersten 30 Minuten eines Spiels getroffen. Mehr als einen Treffer in einer Partie hatten die "Geißböcke" als einzige Bundesliga-Mannschaft in dieser Saison auch noch nicht erzielt.
Bis Florian Kainz kam – und in die Fußstapfen eines berühmten Landsmanns mit dem Geißbock auf der Brust trat. Der FC-Kapitän ist der erste Kölner seit Toni Polster, der in einem Bundesliga-Spiel zwei Strafstöße verwandeln konnte. Dem österreichischen Torjäger gelang dies legendär am 24. Mai 1997 im Müngersdorfer Stadion gegen Bayer 04 Leverkusen (also auch in einem Duell gegen einen rheinischen Rivalen). Sein Nachfolger im Kölner Dress hat vom Punkt eine perfekte Bilanz, auch wenn er dafür eine Wiederholung brauchte: Kainz trat nun sieben Mal in der Bundesliga zum Strafstoß an und verwandelte sieben Mal. Eiseskälte vor dem Tor – das war zuletzt ein Problem der "Geißböcke", die sich allerdings in dieser besonderen Drucksituation freischwimmen konnten.
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"Es wird viel geschrieben und viel geredet in einer solchen Situation, aber wichtig ist, dass bei uns intern Ruhe herrscht und dass wir weiter hart arbeiten. Heute hat man gesehen, dass wir mit dem Fußball, der uns die vergangenen zwei Jahre stark gemacht hat, weiter erfolgreich sein können", sieht Kainz nach dem vielversprechenden Derbyauftritt seines Teams zuversichtlich in die Zukunft. Das sah auch sein Trainer so: "Der erste Sieg, gerade in so einem Spiel – das tut sehr gut. Es kann sich jeder vorstellen, wie schnell hier Druck aufkommt. Wie die Jungs damit umgegangen sind, wie der Verein damit umgeht, das war in Köln auch schon einmal anders. Deswegen ist es schön zu sehen, dass es auch Licht am Ende des Tunnels gibt", so FC-Coach Baumgart. Der Kölner Anhang – er wusste dieses Licht gebührend zu feiern.