Bundesliga
Auch das zweite rheinische Derby in dieser Saison geht an den 1. FC Köln: Nach 4:1 in der Hinrunde gewinnen die "Geißböcke" auch in Mönchengladbach und feiern den dritten Derbysieg in Serie gegen den Erzrivalen. Mit dem starken Auftritt im Prestigeduell bei der Borussia weckt der FC Erinnerungen an glorreiche Zeiten - und träumt vor den abschließenden vier Spielen vom Einzug in den Europapokal.
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Die Szenen, die sich noch weit nach Abpfiff des rheinischen Derbys vor dem Gästeblock des Borussia-Parks abspielten – sie hatten gewaltig Symbolcharakter. Arm in Arm standen die Spieler des 1. FC Köln vor ihren abermals zahlreich mitgereisten Fans und ließen sich lautstark feiern. Nein, sie ließen sich nicht feiern, sie feierten gemeinsam mit ihren Anhängern eine einzige Party. Mit 3:1 hatten die "Geißböcke" nach einem über weite Strecken blitzsauberen Aufwärtsauftritt den Erzrivalen Borussia Mönchengladbach in dessen Stadion geschlagen – der dritte Derbysieg in Folge, erstmals seit 32 Jahren gewinnt der FC beide Partien einer Spielzeit gegen die "Fohlen".
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Als geschlossene Einheit präsentierte sich die Mannschaft nicht nur bei den Feierlichkeiten vor dem Gästeblock, die Kölner präsentierten sich auch in den mehr als 90 Minuten zuvor als funktionierendes Kollektiv, das den Gastgebern früh den Zahn zog und das prestigeträchtige Duell unter Kontrolle brachte. "Ein Derby spielt man nicht, ein Derby muss man einfach gewinnen. Zwei Derbysiege in einer Saison gegen Gladbach sind einfach geil", formulierte es Anthony Modeste, der mit seinem frühen Führungstreffer in der fünften Spielminute den Startschuss zum Kölner Derbyglück gab, gewohnt prägnant. "Die ganze Stadt ist zufrieden, das können wir alle genießen. Wir haben heute unsere Chance genutzt, wir haben Geschichte geschrieben", so der französische Torjäger.
Und wie der FC seine Chance nutzte: Nach Modestes 1:0 (sein achtes in dieser Saison, Bundesliga-Bestwert) legten die Gäste schnell nach, der überragende Florian Kainz schob nach Mark Uths toller Vorarbeit zum 2:0 ein (20.). Noch vor der Pause krönte Dejan Ljubicic mit einem wuchtigen Abschluss von der Strafraumgrenze die sensationelle erste Hälfte der Kölner (33.), deren Fans im Gästeblock und vor den TV-Geräten ihr Glück wohl kaum fassen konnten. Oft genug hatten die "Geißböcke" im Derby den Kürzeren gezogen, oft genug mussten die FC-Anhänger in der Vergangenheit ihren rheinischen Rivalen feiern sehen. Nun dieser Auftritt am Niederrhein – die Genugtuung war den Domstädtern, die schon das Hinspiel deutlich mit 4:1 für sich entscheiden konnten, durchaus anzumerken.
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"Absoluter Wahnsinn", rang Kölns Keeper Marvin Schwäbe nach dem Abpfiff um die passenden Worte. "Allein, dass 10.000 Fans hier gewesen sind, ist der pure Wahnsinn. Es ist enorm geil gewesen, von der ersten Minute an so gepusht zu werden. Es gibt kein besseres Gefühl, als hier heute so vom Platz zu gehen. Es ist cool, die Nummer eins am Rhein zu sein - und den Fans bedeutet das alles“, schilderte der FC-Torwart die Gefühlslage bei den "Geißböcken" im Anschluss an den dritten Derbysieg in Serie, die auch durch den späten Ehrentreffer der Gastgeber durch Breel Embolo (86.) nicht getrübt wurde. Ganz Köln im Freudentaumel nach dem abermaligen Triumph gegen die Borussia – zwei Siege gegen den rheinischen Rivalen war dem FC zuletzt 1990 gelungen. Trainer war damals Christoph Daum, auf dem Platz stand unter anderem ein gewisser Pierre Littbarski.
Glorreiche Zeiten, an die die Schützlinge von Steffen Baumgart, der im Vorfeld offensiv den Einzug in den Europapokal als neues Saisonziel ausgegeben hatte, anknüpfen wollen. Zumindest für eine Nacht hat sich der FC durch den Derbysieg auf einen Platz katapultiert, der für das internationale Geschäft reichen würde. Die Kölner Fans singen schon seit Wochen von schellenden Telefonen in Kopenhagen, vom Sandstrand auf Teneriffa und Europapokal-Reisen nach Mailand mit ihrem 1. FC Köln. "Jetzt müssen wir dranbleiben, wir haben alles in der eigenen Hand. Wir müssen unsere Spiele gewinnen und dann gucken wir, was am Ende der Saison passiert", forderte auch Torjäger Modeste, der sich kurz nach seinem 34. Geburtstag noch nachträglich beschenken konnte, Vollgas für den Saison-Endspurt.
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Selbst der sonst relativ nüchterne Baumgart, eigentlich oft genug als Euphoriebremser im gewohnt emotionalen Köln unterwegs, genoss die Atmosphäre im Borussia-Park nach dem erneuten Derby-Coup, ließ sich weit nach Abpfiff noch von den immer noch jubilierenden Fans abfeiern. "Die Stimmung war überragend", zollte der FC-Coach dem mitgereisten Anhang großen Respekt und lobte auch sein Team für eine starke Vorstellung im Prestigeduell der rheinischen Rivalen: "Wir freuen uns über einen verdienten Sieg, wir haben viel von dem umgesetzt, was wir uns vorgenommen haben. Wir gehen jetzt glücklich nach Hause, es ist eine schöne Momentaufnahme. Heute dürfen wir das feiern!"
Feiern wollen die Kölner auch am Ende der Saison – und zwar über den Einzug in den Europapokal. Auf den ersten Blick sieht das Restprogramm der "Geißböcke" durchaus machbar aus, es geht an den abschließenden vier Spieltagen gegen Bielefeld (H), Augsburg (A), Wolfsburg (H) und Stuttgart (A) – allesamt Mannschaften aus dem unteren Tabellendrittel. "Wir haben es ausgesprochen, dass wir international angreifen wollen. Wir haben jetzt noch vier wichtige Spiele gegen Teams, die noch um den Verbleib in der Bundesliga kämpfen. Das sind die schwierigsten Partien", warnt Baumgart bereits vor kölschem Hochmut im Endspurt. Noch vier Spiele bis Europa: Rund um den FC träumt jeder diesen einen Traum – spätestens nach dem eindrucksvollen Derbysieg in Mönchengladbach. "Das Spiel heute war ein Statement", erklärte Uth – und das Statement lautet: Der 1. FC Köln ist bereit für den Traum von Mailand, Kopenhagen und Teneriffa!