Bundesliga
Der erste Sieg unter Timo Schultz, der erste Bundesliga-Erfolg seit Anfang Dezember, der erste Heimdreier seit dem gewonnenen Derby: Die Erleichterung beim 1. FC Köln war nach dem 2:0 gegen Eintracht Frankfurt ähnlich groß wie die Freude. Pünktlich zu Karneval melden sich die "Geißböcke" im Kampf um den Klassenerhalt zurück.
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Schon weit vor dem Abpfiff feierten die Fans des 1. FC Köln in gewohnt kölscher Manier ihr Team. "Mer sin die Weltmeister vum Rhing" - wir sind die Weltmeister vom Rhein, so schallte es durch das abermals ausverkaufte RheinEnergieStadion im Westen der Domstadt. Ganz so weit ist es nach dem überaus wichtigen 2:0-Heimsieg gegen Eintracht Frankfurt noch nicht, doch die "Geißböcke" meldeten sich durch den ersten Erfolg seit Anfang Dezember im Abstiegskampf zurück. Rechtzeitig zu Karneval, der ab Donnerstag in die heiße Phase einbiegt, mag man sagen. Die Laune war jedenfalls neun Tage vor Rosenmontag bestens in der Hochburg der Jecken.
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Nur einer war trotz des überzeugenden Auftritts seiner Schützlinge, die erstmals seit dem Derbysieg gegen Borussia Mönchengladbach Mitte Oktober mit den eigenen Fans feiern durften, noch nicht ganz im kölschen Feiermodus: "Ich weiß, dass ich mir damit keine Freunde mache, aber ich bin nicht hier, um Karneval zu feiern", betonte Timo Schultz im Anschluss an die Partie, die Eintracht-Leihgabe Faride Alidou (68.) und Jan Thielmann (80.) für die Gastgeber entschieden hatten, nordisch-kühl: "Aktuell bin ich noch unter Adrenalin. Wenn ich zur Ruhe komme, werde ich mich freuen. Mich freut der Erfolg für die Stadt, für den ganzen Verein", wusste der gebürtige Ostfriese allerdings auch um die Wichtigkeit der eingefahrenen drei Punkte.
Denn: Die Konkurrenz im Abstiegskampf aus Darmstadt und Mainz musste Niederlagen einstecken, der kölsche Heimsieg festigte daher den Relegationsrang der "Geißböcke", die auch bei einem entsprechenden Ergebnis am Sonntagnachmittag den Anschluss an den 1. FC Union Berlin herstellen konnten. Und die Domstädter konnten sich dabei bei jemandem bedanken, der eigentlich bei der Eintracht unter Vertrag steht. SGE-Leihgabe Alidou stand nicht nur bei der Führung goldrichtig, sondern holte auch wenige Augenblicke vor dem 1:0 die Gelb-Rote Karte gegen Frankfurts Niels Nkounkou (66.) heraus. "Das war der Schlüsselmoment", war sich auch Schultz sicher. Die Kölner brachten dann nach Thielmanns Treffer die Partie in doppelter Überzahl (Gelb-Rot gegen Tuta, 83.) souverän über die Runden.
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Die Erleichterung zum Abpfiff war trotzdem groß beim FC – auf und neben dem Rasen. Sichtlich gelöst feierten die Spieler im Anschluss mit den Fans und schossen sogar ein Foto als Andenken an den möglichen Befreiungsschlag im Abstiegskampf. "Es sind nur drei Punkte. Wir wissen aber, dass wir die Fans hinter uns haben", betonte Schultz nach seinem ersten Sieg als FC-Trainer nochmals die Unterstützung des Publikums. Schon vor der wichtigen Partie am Samstagabend hatte sich der neue Kölner Coach positiv über den Rückhalt des eigenen Anhangs geäußert: "Wenn man eins festhalten kann, dann ist es, dass diese Untergangsstimmung, die drumherum berichtet wird, bei den Fans definitiv nicht da ist. Im Gegenteil: Es ist eher ein Schulterschluss zwischen Fans, Verein und vor allem der Mannschaft", so Schultz.
Dieser Schulterschluss – er war auch gegen Frankfurt spürbar, als sich die "Geißböcke" für eine erneut engagierte Leistung endlich einmal belohnen konnten. Der zweite Heimsieg der Saison, das zweite Mal überhaupt mehr als nur ein Tor in einer Partie erzielt: All das sorgte für ein Stimmungshoch in der Karnevalshochburg. Das lag freilich auch daran, dass Eintracht Frankfurt mittlerweile zu einem Lieblingsgegner der Kölner geworden ist. Der FC ist seit sechs Duellen gegen die Hessen ungeschlagen, es gab drei Heimsiege und drei Auswärtsremis (immer im Wechsel). Zuhause unterlagen die "Geißböcke" zuletzt im September 2017 der SGE, seitdem gab es in fünf Partien zwei Unentschieden und drei Siege. "Heute hat alles so funktioniert, wie wir uns das vorgestellt haben", sagte ein sichtlich glücklicher Matchwinner Alidou.
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Auch in der kommenden Woche soll es für den FC so funktionieren, wie sie es sich vorgestellt haben: Am Karnevalssonntag reisen die Kölner zur TSG Hoffenheim – und wollen dafür sorgen, dass das Stimmungshoch bei den Jecken auch an Rosenmontag noch vorhanden ist. Doch der Spieltermin an den höchsten kölschen Feiertagen liegt den "Geißböcken" nicht wirklich: In den vergangenen 15 Jahren langte es für die Domstädter an Karneval nur zu zwei Bundesliga-Erfolgen – im Februar 2009 siegten die Kölner völlig überraschend mit 2:1 beim FC Bayern, 2020 feierte der FC einen 5:0-Kantersieg bei Hertha BSC. Auch deshalb forderte Kölns Kapitän Florian Kainz den nächsten Schritt aus der Krise: "Der Sieg tut uns allen gut. Wir müssen jetzt aber weiter dranbleiben", gab der Österreicher die Marschroute vor.
Das sah auch Torschütze Thielmann so: "Der Sieg soll uns Aufschwung geben für die nächsten Wochen. Wir können uns heute Abend freuen – und werden uns danach vorbereiten auf das Spiel in Hoffenheim", betonte der Publikumsliebling, der seinen Treffer und die wichtigen drei Punkte den Fans widmete: "Sie sind immer für uns da, unterstützen uns auch in den schweren Zeiten. Heute konnten wir zum Glück etwas zurückgeben", betonte das Kölner Eigengewächs, das im Alter von 15 Jahren von Eintracht Trier in die Domstadt gewechselt war. Und übrigens: Allzu bierernst sollte das karnevalistische Treiben auf den Rängen niemand nehmen. Bei "Mir sin die Weltmeister vum Rhing“ geht es auf Hochdeutsch wie folgt weiter: "Gewinnen können, können wir nicht immer. Aber gönnen können, das können wir gut" - für die jecke Laune rund um den FC wäre es jedoch von Vorteil, wenn sich die "Geißböcke" weitere Siege gönnen würden.