Bundesliga

2023-04-29T09:00:00Z

Union vs. Leverkusen: Duell um die Champions League

Am Samstagnachmittag kommt es im Stadion an der Alten Försterei zum großen Duell um die Champions League. Der gastgebende 1. FC Union Berlin, Tabellendritter und schon wieder eines der größten Überraschungsteams der Saison, trifft auf Bayer 04 Leverkusen, das unter Xabi Alonso eine historische Aufholjagd mit dem Einzug in die Champions League perfekt machen könnten. bundesliga.de liefert alles Wissenswerte rund um das Aufeinandertreffen Rekord-Unioner vs. Super-Werkself.

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Als während der Saison 2008/09 mehr als 2.300 freiwillige Helfer mit Hand anlegten, um dem 1. FC Union Berlin sein altehrwürdiges Stadion an der Alten Försterei umzubauen und zu modernisieren, dachten sicherlich die wenigsten daran, dass möglicherweise im Jahr 2023 die Champions-League-Hymne in Berlin-Köpenick erklingen könnte. Stattdessen war die Freude bei den treuen Anhängern der Eisernen vor 14 Jahren schon über den Aufstieg aus der frisch gegründeten 3. Liga in die 2. Bundesliga groß, weil es bedeutete, dass die modernisierte, charmante Heimat eine Etage höher eingeweiht werden durfte. Dass in der laufenden Saison bereits Europa League, u.a. gegen namhafte Gegner wie Ajax Amsterdam, im Osten der Bundeshauptstadt gespielt werden durfte, war schon wie ein wahrgewordener Traum. Champions League in Berlin-Köpenick könnte nächste Saison sogar noch einen draufsetzen!

Nicht ganz so märchenhaft, aber trotzdem rekordverdächtig, erzählt sich die Geschichte von Bayer 04 Leverkusen in dieser Saison. Die Werkself startete denkbar schlecht, belegte nach dem achten Spieltag noch einen direkten Abstiegsplatz, nach Runde zwölf immer noch den Relegationsrang und auch nach 22 Spieltagen rangierte das Team von Xabi Alonso noch in der unteren Tabellenhälfte. Noch nie hat es ein Club, auf den mindestens eines dieser drei genannten Kriterien zutraf, über die Bundesliga geschafft, sich noch für die Champions League zu qualifizieren. Mit einem Sieg bei Union und einem guten Saisonfinale kann Leverkusen, mittlerweile auf dem sechsten Tabellenplatz, die Aufholjagd vielleicht doch noch krönen.

Festung Stadion an der Alten Försterei

Dieses Szenario möchte Union Berlin tunlichst vermeiden. Die Eisernen könnten mit einem Sieg über Leverkusen den Vorsprung auf die Werkself auf satte elf Punkte ausbauen, was bei dann nur noch zwölf zu vergebenden Punkten an den verbleibenden vier Spieltagen einen uneinholbaren Vorsprung darstellen sollte. Gelänge ein Sieg, betrüge der Abstand auf Rang sieben ebenfalls mindestens elf Punkte, womit den Köpenickern die dritte Europapokalteilnahme in Folge praktisch sicher wäre, aber nicht nur das! Mit vier Punkten Vorsprung auf Platz fünf, der erste Platz, der nicht mehr zur Teilnahme an der Champions League berechtigt, ist für den aktuellen Tabellendritten auch dieser Erfolg in greifbarer Nähe.

Union jagt seine eigenen, im vierten Jahr Bundesliga-Zugehörigkeit zugegebenermaßen noch jungen, Rekorde. Mit 16 Saisonsiegen haben die Eisernen bereits ihre eigenen Bestmarke aus der Vorsaison eingestellt und haben nun noch fünf Spieltage Zeit, einen neuen Rekord aufzustellen. Mit aktuell 55 Punkten wird bis zum Saisonende die letztjährige Erfolgssaison mit damals 57 Punkten vermutlich getoppt werden können. Auch der siebte Auswärtssieg beim jüngsten 1:0 bei Borussia Mönchengladbach und insgesamt schon 23 Auswärtspunkte sind beides Köpenicker Vereinsrekorde in einer Bundesliga-Saison.

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Gemeinsam mit dem FC Bayern München ist Union das einzige Team der Liga, das im heimischen Stadion noch ungeschlagen ist (neun Siege, fünf Remis). Saisonübergreifend blieben die Köpenicker sogar bereits seit 20 Bundesliga-Spielen im eigenen Stadion ohne Niederlage, womit der Fabel-Vereinsrekord von 21 ungeschlagenen Bundesliga-Heimspielen (von Oktober 2020 bis Oktober 2021) wieder wackelt. Die letzte Heimniederlage datiert vom 13. Februar 2022 gegen Borussia Dortmund. Es war das drittletzte Heimspiel mit Zuschauer-Beschränkungen wegen der Covid-Pandemie - die Rückkehr aller Fans hat also entscheidenden Anteil an der Uneinnehmbarkeit der Heimspielstätte der Eisernen.

Leverkusen ist das Team der Stunde

An den bisherigen sieben Bundesliga-Spieltagen im März und April holte Leverkusen 19 von 21 möglichen Punkten und ist das in diesem Zeitraum mit Abstand erfolgreichste Team der Liga. Zudem ist die Werkself seit acht Bundesliga-Spielen ungeschlagen (sechs Siege, zwei Remis) - die längste Serie seit über zwei Jahren (damals noch unter Trainer Peter Bosz). Wettbewerbsübergreifend dauert Leverkusens Ungeschlagen-Serie sogar schon 13 Pflichtspiele (zehn Siege, drei Remis). Die Werkself, die schon wieder auf Kurs Europa ist, könnte mit einem Sieg bei Union nochmal in Schlagdistanz zum aktuell sechs Punkte entfernten vierten Platz kommen.

Der CL-Traum im Rheinland wird von den guten Erinnerungen aus der Hinrunde an die fünf verbleibenden Gegner befeuert. Das Alonso-Team konnte nämlich mit fünf Siegen am Stück ein bärenstarkes Hinrunden-Finish hinlegen. Auftakt war damals das Hinspiel gegen das an der Tabellenspitze thronende Union Berlin, das die Werkself, die vor dem Spieltag noch auf auf dem Relegationsrang stand, furios mit 5:0 gewann. Für Leverkusen war das der bis dato höchste Sieg unter Xabi Alonso, der seit seiner Amtsübernahme im Oktober wieder das volle Potenzial aus dem mit Topspielern gespickten Kader nutzt.

>>> So lief das Hinspiel zwischen Leverkusen und Union

Sollte der Werkself erneut ein 15-Punkte-Finish in den letzten fünf Bundesliga-Spielen gelingen, stünde das Punktekonto bei satten 62 Zählern. So würde der Weg wohl wirklich auf die große Bühne der Champions League führen, denn nur dreimal reichten 62 Punkte am Ende einer Spielzeit nicht zu Platz vier.

Beste Defensive empfängt Top-Offensive

Mit 53 Saisontoren in der Bundesliga hat Leverkusen bereits Champions-League-Niveau, denn nur der BVB und die Bayern können diese Torausbeute noch übertreffen. Außerdem hatte Leverkusen sogar noch Pech, dass es bei 15 Aluminium-Treffern (ligaweiter Höchstwert) nicht zu noch mehr Erfolgserlebnissen gereicht hat. In Berlin wird die Offensivpower der Werkself aber möglicherweise von der mit nur 31 Gegentoren besten Defensive der Bundesliga in Schach gehalten.

Passend zur herausragenden Defensive der Eisernen ist Union-Keeper Frederik Rönnow mit 82 Prozent abgewehrter Torschüsse nach der Winterpause Jahresbester. Sein Pendant im Leverkusener Tor, Lukas Hradecky steht ihm aber mit 77 Prozent nicht viel nach. Am Samstag dürfte auf beide Torhüter ordentlich Arbeit zukommen, weil beide Teams über exzellente Sprinter in ihren Offensiv-Reihen verfügen.

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Bei Leverkusen überragt natürlich das Tempo-Duo auf dem rechten Flügel: Moussa Diaby kommt auf eine Höchstgeschwindigkeit von 36,52 km/h und auch sein kongenialer Partner Jeremie Frimpong wurde schon mit unglaublichen 36,00 km/h geblitzt. Auf den exakt gleichen Top-Speed kommt auf Seite der Eisernen Sheraldo Becker. Alle drei genannten Spieler haben zurecht den Bundesliga-Skill "Sprinter" und gehören damit zu den Top 10 der Bundesliga-Spieler, die durch zahlreiche Highspeed-Sprints Tempo ins Spiel bringen. Bei der Höchstgeschwindigkeit gehören die drei sogar zu den sechs besten Spieler der Liga.

Es wird also hochspannend, ob am Samstag die von den Union-Fans selbst errichtete Festung auch gegen die in den letzten Wochen furios aufspielenden Leverkusener Bestand hat. Bleibt zu hoffen, dass die freiwilligen 2.300 Helfer aus der Saison 2008/09  so gut gearbeitet haben, dass das Stadion an der Alten Försterei auch einem Jubel-Sturm der eigenen Fans im Falle des Champions-League-Einzuges standhalten würde.

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