Bundesliga
Der Sieg gegen den FC Bayern München war nur der jüngste Erfolg des 1. FSV Mainz 05. Unter Bo Svensson fliegen die Rheinhessen durch die Bundesliga, sind seit zehn Spielen ungeschlagen und dürfen von Europa träumen.
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Deutscher Meister Mainz 05! Einen Tag nach dem Sieg der Profis über den FC Bayern München krönte sich die A-Jugend des 1. FSV Mainz 05 mit einem 4:2 nach Verlängerung gegen Borussia Dortmund zum deutschen U19-Champion. Das Finale in der heimischen MEWA ARENA ließ sich natürlich auch Bo Svensson nicht entgehen, der aus dem Feiern gar nicht mehr herauskommt. "Mehr als ein Glas" durfte es am Abend zuvor schon sein für den Trainer der Bundesliga-Mannschaft. Schließlich hatte er mit seinem Team gerade ein Comeback gegen den FC Bayern hingelegt, als er im Post-Match-Interview nach seiner Abendplanung gefragt wurde. Und der Erfolg des Juniorenteams unterstreicht die guten Aussichten bei den Rheinhessen.
Ein 0:1 zur Pause bogen die Rheinhessen in einen 3:1-Sieg gegen den Rekordmeister um. "In der ersten Halbzeit waren wir chancenlos, hatten Glück, dass es nur 0:1 stand", analysierte Svensson gewohnt (selbst-)kritisch. "In der zweiten Halbzeit haben wir es einen Tick besser gemacht und nach dem 1:1 waren wir die bessere Mannschaft. Es hat nicht alles geklappt, aber diese Gruppe zeichnet aus, dass sie an sich glaubt." Dazu haben Spieler, Trainer und Fans auch allen Grund: Der FSV ist seit mittlerweile zehn Spielen ungeschlagen!
So ein Sieg gegen den Rekordmeister sticht aus der hervorragenden Bilanz der 05er noch einmal deutlich heraus. Wobei. Eine Sensation sind diese Erfolge unter Trainer Svensson eigentlich nicht mehr. Ganz im Gegenteil: Seit der Däne im Januar 2021 das Amt übernahm, reisten die Münchner drei Mal in die rheinland-pfälzische Landeshauptstadt - und drei Mal ohne Punkte zurück gen Süden. Neun von neun Punkten lautet die unglaubliche Mainzer Bilanz aus diesen drei Heimspielen mit Svensson auf dem Trainerstuhl.
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Fast schon unheimlich wird es, wenn man die Bayern-Bilanz des Mainzer Spielers Svensson hinzuzieht. Auch hier stehen drei Siege für den ehemaligen Innenverteidiger zu Buche. Der denkwürdigste jener im September 2009 in der Allianz Arena, als Svensson ein Eigentor unterlief, seine Mannschaft aber durch die Tore von Sami Allagui und Adam Szalai - damals tatsächlich - sensationell mit 2:1 gewann. Mainzer Trainer damals: Thomas Tuchel, der Svensson inspirierte, selbst Coach zu werden. Insgesamt war der mittlerweile 43-jährige Übungsleiter somit bei sechs der sieben Mainzer Bundesliga-Siege gegen den Rekordmeister dabei.
Dass eine Bundesliga-Saison nicht aus 34 Heimspielen gegen den FC Bayern besteht, kann der selbsternannte "Karnevalsverein" verkraften. Unter dem Trio aus Sportvorstand Christian Heidel, Sportdirektor Martin Schmidt und Trainer Svensson laufen seit dessen Übernahme zur Rückrunde 2020/21 viele Dinge in die richtige Richtung. Unabhängig vom Gegner begeistert der FSV mit erbarmungslosem Angriffspressing, das sogar an sich ballsichere Abwehrreihen vor große Probleme stellt und die Menschen wieder in Scharen ins Stadion lockt. Der Zuschauerschnitt bei Heimspielen stieg von 17.996 in der Vorsaison auf aktuell 28.492.
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Dass zwischen den drei Entscheidern ein Rad ins andere greift, beweisen unter anderem die Wintertransfers. Heidel und Schmidt besorgten mit Abwehr-Stabilisator Andreas Hanche-Olsen und Sturmriese Ludovic Ajorque zwei Spieler, die Svensson nahtlos ins Team einstrickte und die dem Mainzer Spiel in Rekordzeit ihren Stempel aufdrückten. Namhaften Abgängen wie Moussa Niakhate oder Jeremiah St. Juste muss nicht nachgetrauert, dem langzeitverletzten Sturm-Arbeiter Jonathan Burkardt in seiner Reha kein Druck gemacht werden. Der Mainzer Erfolg steht auf breiten und, vor allem, vielen Füßen.
Das geht so weit, dass Svensson einen deutschen Nationalspieler wie Anton Stach auch mal von der Bank bringen kann. Ohne miese Stimmung fürchten zu müssen, wohlgemerkt. "Die Jungs, die reinkommen, geben Vollgas", schwärmte er nach dem Sieg am Samstag nicht zum ersten Mal. Noch vor Stach wechselte Svensson zur Halbzeit Aaron für Anthony Caci ein. Der Spanier - lange gesetzt auf der linken Schiene - gab dem Coach die formschönste Antwort des Nachmittags und traf mit einem linken Hammer zum Endstand.
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Die Anzeichen verdichten sich, dass Mainz 05 einmal mehr einen besonderen Trainer gefunden hat, der mit seiner Mannschaft an die Erfolgsgeschichten seiner namhaften Vorgänger anknüpft. Jürgen Klopp führte den FSV erstmals in die Bundesliga, Thomas Tuchel gelang mit Platz fünf und 58 Punkten 2010/11 die sporlich erfolgreichste Saison der Clubgeschichte. Auch wenn Svensson bei aktuell 45 Zählern nicht vier Siege und ein Unentschieden aus den verbleibenden fünf Saisonspielen holen, den Rekord seines Lehrmeisters also verpassen sollte, dürfen die Mainzer sehr realistische Frühlingsträume vom bereits fünften Einzug in den Europapokal genießen. Aktuell stehen die Rheinhessen auf Platz sieben - nicht schlecht für einen "Karnevalsverein".