Bundesliga
Es gibt Clubs wie Eintracht Frankfurt oder den 1. FC Köln, die lebende Tiere als Maskottchen haben. In 60 Jahren Bundesliga kam es aber auch zu zahlreichen anderen tierischen Auftritten: skurrile Elefantenritte, Taubenschwadrone auf dem Feld oder auch Angriffe von Bienenarmeen auf Kameras.
Zecke, Terrier, Katze: Viele Bundesligaspieler haben im Laufe ihrer Karriere Spitznamen erhalten, die an Tiere angelehnt waren. Andreas "Zecke" Neuendorf von Hertha BSC hing am Gegenspieler wie das Insekt, trug dann sogar seinen Spitznamen am Trikot. Berti Vogts war als Spieler bei Borussia Mönchengladbach bissig im Zweikampf wie ein nimmermüder Terrier und Sepp Maier flog beim FC Bayern München anmutig wie eine Katze zwischen den beiden Torpfosten hin und her.
Allerdings sollen hier die echten Tiere aus 60 Jahren Bundesliga ihre Würdigung finden. Zwei tierische Gefährten entzücken noch heute die Bundesliga: Adler Attila und Geißbock Hennes. Attila ist das Maskottchen von Eintracht Frankfurt, seit 2016/17 dreht er vor dem Spiel auch mal seine Kreise im Deutsche Bank Park. Bereits seit 1950 hat Hennes, getauft nach dem damaligen Spielertrainer Hennes Weisweiler, in Müngersdorf beim 1. FC Köln das Sagen. Mittlerweile ist schon der neunte Hennes tonangebend.
Am 3. Spieltag der Saison 2023/24 versuchte Hennes IX. Reißaus zu nehmen, zog seinen Betreuer beim Aufwärmen der FC-Profis über den Rasen: Weil das Jubiläum 100 Jahre Müngersdorfer Stadion gefeiert wurde, war der Geißbock wohl etwas übermotiviert. Eine ähnlich ikonische Szene wie 2015, als dem damaligen FC-Stürmer Anthony Ujah die Gäule beim Torjubel durchgingen und er Hennes VIII. an den Hörnern packte und nach oben zog. Der FC gewann das Spiel im Übrigen 4:2 – gegen Attilas Frankfurter.
Dass erst seit etwa mehr als sieben Jahren Attila das SGE-Maskottchen ist, verwundert ein wenig: Ist der Adler doch seit jeher das Wappentier der Eintracht. Und: Bereits zur Saison 1993/94 brachte Trainer Klaus Toppmöller einen echten Adler mit in die Kabine, um sein Team so richtig anzustacheln und zu motivieren. Mittlerweile trainiert ja sein Sohn Dino, benannt nach der italienischen Keeper-Legende Dino Zoff und nicht nach einem Dinosaurier, die Frankfurter.
1981/82 brachte Bayer 05 Uerdingen eine Elefanten-Dame, ihr Name war Yhetoo, aus dem Krefelder Zoo zu einem Spiel mit. Bis heute ist der "Grotifant", ein Mensch im Elefantenkostüm das Maskottchen der Uerdinger. Warum ausgerechnet die Münchner Löwen 1993/94 zum 2. Spieltag der Saison gegen Rot-Weiss Essen einen Elefanten ins Grünwalder Stadion führten und zwei Frauen im 1860-Trikot darauf einritten, kann bis heute nicht so recht gesagt werden. Wie zudem ein Mann in (zu) engen bayerischen Lederhosen den Elfmeter des Elefanten nicht parieren konnte, bleibt ebenfalls ein Geheimnis.
Was aber gesichert ist: Die Löwen gewannen 1:0, Schiedsrichter der Partie war ein junger Pfälzer mit dem Namen Dr. Markus Merk und bei 1860 verteidigte ein gewisser Niels Schlotterbeck. Er ist der Onkel von Nico und Keven Schlotterbeck, die beide mittlerweile in der Bundesliga kicken.
Während der TSV 1860 Spaß mit Elefanten hatte, betrieben die Bayern im Olympiastadion Entenjagd: 1975/76 hatte sich Sepp Maier, die Katze, aufgemacht, um eine zufrieden vor sich hin watschelnde Ente vom Feld zu entfernen. Das Spiel war unterbrochen, man wollte das Tier ja nicht verletzen. Nach mehreren Hechtsprüngen fing Maier die Ente und bewies, dass er wirklich die "Katze von Anzing" ist.
Der natürliche Gegenspieler der Katze ist? Klar, der Hund. Beim Revierderby 1969/70 bewachte eine Polizeistaffel mit Schäferhunden das Spielfeld, damit die Fans bei aufgeheizter Stimmung nicht auf den Rasen schnellen. Das ging aber, im wahrsten Sinne des Wortes, nach hinten los: Nach der Schalker Führung rannten Fans aufs Feld, ein Durcheinander entstand – und einer der Hunde verbiss sich im Hintern von Friedel Rausch, einem Schalker Spieler. S04-Mittelfeldspieler Gerd Neuser erwischte es zudem am Oberschenkel.
In der Rückrunde, als das Spiel dann beim FC Schalke 04 stattfand, drehten die Knappen den Spieß um: Zur Einschüchterung der Dortmunder Borussia wurde vor dem Anpfiff eine Löwin aufs Feld geschickt. Diese schenkte den Zuschauern und den Dortmundern, zum Glück, keinerlei Beachtung und tollte stattdessen vergnügt mit einem Spielball.
Borussia Dortmund hat ohnehin zahlreiche Erfahrungen mit Tieren gemacht: Immer wieder landen Tauben im Signal Iduna Park und nehmen am Spiel teil. 2018/19 wurde die Partie zwischen dem BVB und dem VfL Wolfsburg zur Taubenjagd: Keeper Koen Casteels versucht einen auf Sepp Maier zu machen, kriegt die Taube aber nicht zu fassen. Später ist das neugierige Täubchen scheinbar so fasziniert von Standardspezialist Maximilian Arnold, dass sie sich seine Technik bei ruhenden Bällen während einer einer Ecke ganz genau anschaut und so zu einer kleineren Verzögerung führt. Bei einem der beiden Treffer von Paco Alcacer lauerte die Taube im Tor der Wölfe, vergewisserte sich aus nächster Nähe, ob der Ball auch wirklich hinter der Linie war.
Beim Klassiker zwischen dem BVB und den Bayern 2021/22 infiltrierten gleich mehrere Tauben das Feld. Das Geschwader, das gerne in engen Viererreihen operierte, machte es den Bayern in einigen Situationen ziemlich schwer: Joshua Kimmich reagierte auf das situative Tauben-Angriffspressing mit einem Rückpass auf Manuel Neuer.
Gefährlicher wurde es in der Saison 2022/23 vor dem Spiel zwischen Dortmund und dem 1. FSV Mainz 05: Eine Bienenarmee fiel über das Technikequipment her, besetzte Kameras und Lichttechnik. Nur mit Hilfe der Feuerwehr konnte die Technik zurückerobert werden. Ob die Bienen sich so wohl im Signal Iduna Park fühlten, weil dort eine Menschengroße Bienenkönigin mit dem Namen Emma ihr Unwesen als Maskottchen treibt? Eine von vielen ungelösten tierischen Fragen aus 60 Jahren Bundesliga.