Bundesliga
Auf den Fehler folgt das Traumtor: Bayerns Toptalent überzeugt im Topspiel - der nächste Schritt am Anfang einer immer verheißungsvolleren Karriere.
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Xabi Alonso ärgerte sich natürlich. Bis zur 39. Minute ging der Plan des Leverkusener Meister-Coaches perfekt auf: Die Bayern mit ungewohnt defensiver Taktik vom eigenen Tor fernhalten und geduldig auf die eine Chance lauern, die Robert Andrich mit seinem perfekt getroffenen Halbvolley von der Strafraumgrenze denn auch höchst sehenswert zum Führungstreffer nutzte.
Doch dann packte in jener 39. Minute eben auch ein Münchner den Hammer aus: Aleksandar Pavlović jagte den Ball aus noch etwas größerer Distanz ins Netz und dürfte Alonso - bei allem Ärger über den Pavlović gewährten Freiraum und Lukáš Hrádeckýs verunglückte Rettungstat - an eine eigene Heldentat an gleicher Stelle erinnert haben. Im Bundesliga-Eröffnungsspiel 2016/17 hatte der damalige Mittelfeldchef der Münchner aus fast identischer Entfernung gegen Werder Bremen getroffen: Annahme, dann weit ausholen und den senkrecht herunterfallenden Ball kurz vor dem Aufprall mit voller Wucht Richtung rechter Torwinkel jagen. Zwei Distanzschützen, zwei Tore, die im Gedächtnis bleiben.
Dass Pavlović nach seinem Traumtor zum 1:1 zwischen Wappenküsschen und Jubelschreien emotional zu platzen schien, lag sicher auch daran, dass er neun Minuten zuvor Andrichs Führungstor den Weg bereitet hatte, indem er den Gästen per verunglücktem Rückpass deren einzigen Eckball des Abends beschert hatte. "Beim Pass zur Ecke wollte ich zu Manuel Neuer spielen, da ist der Ball nochmal blöd aufgesprungen", berichtete der Mann des Abends anschließend. "Die Ecke müssen wir dann besser verteidigen. Ich habe direkt versucht, die Mannschaft zu motivieren. Wir sind positiv geblieben und dann habe ich meine Kiste gemacht."
Die bemerkenswerte Widerstandskraft des 20-Jährigen registrierte auch Bayerns Vorstandsvorsitzender Jan-Christian Dreesen: "Wenn Sie Aleks nach dem Tor gesehen haben, wie er seine Mitspieler nochmal motiviert hat: das zeichnet ihn aus. Er ist ein super junger Spieler und hat dieses Selbstbewusstsein." Man könnte auch von einem Eigengewächs sprechen, das das "Mia san Mia" besonders tief verinnerlicht hat. Gar von der Erfüllung des bayrischen Wunschtraums, wonach erstmals seit David Alaba (2011) einem Talent aus dem eigenen Nachwuchs wieder nachhaltig der Schritt zum Stammspieler bei den Profis gelingt.
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"Pavlos" Selbstvertrauen jedenfalls hebt auch Joshua Kimmich besonders hervor: "Aleks hat in seiner ersten Saison auch im Bernabeu gegen Real aufgedribbelt und sich nicht in die Hose gemacht." Der Kapitän der DFB-Elf ist ein großer Fan seines neuen Partners auf der unter Vincent Kompany gesetzten Doppelsechs: "Er will jeden Ball haben. Nicht weil er egoistisch ist, sondern weil er der Mannschaft helfen will." Das gelang dem gebürtigen Münchner, der mit sieben Jahren im FCB-Nachwuchs startete, gegen Leverkusen einmal mehr bravourös.
Vergleiche mit "Tor-Vorbild" Alonso, dem Welt- und zweifachen Europameister, der zudem mit dem FC Livperpool und Real Madrid die Champions League gewann und über ein Jahrzehnt zu den besten zentralen Mittelfeldspielern gehörte, verbieten sich zwar, drängen sich aber doch auf. Denn Pavlović erregt ja nicht irgendwo Aufsehen, sondern eben im Mittelfeldtentrum des Rekordmeisters.
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Mit Champions-League-Sieger Leon Goretzka und dem teuren Neuzugang Joao Palhinha lässt er zwei Positionskonkurrenten im aktuellen Mittelfeld-Ranking schon hinter sich. Dass er sich langfristig in die erlauchte Gesellschaft Bayerns großer Mittelfeldspieler einfügt - nicht ausgeschlossen. Sicher scheint: Im FCB-Mittelfeld reift ein besonderer Spieler heran.