Bundesliga
Köln - Als Domenico Tedesco vor dem Rückrundenstart verkündete, dass Alexander Nübel im wichtigen Spiel gegen Wolfsburg im Schalker Tor stehen würde, traf das die meisten Außenstehenden völlig überraschend. Der 22-jährige Torhüter hatte zwar Kapitän Ralf Fährmann in der Hinrunde in Champions League und Bundesliga bereits sehr gut vertreten, mit einem Torwartwechsel zu diesem Zeitpunkt war aber dennoch nicht zu rechnen gewesen. Inzwischen sorgt der Keeper aber nicht nur im Tor der Knappen für Furore, sondern glänzt auch bei der U21-EM in Italien als deutsche Nummer 1 mit teils spektakulären paraden. Dabei erinnert allzu vieles an seinen prominenten Vorgänger Manuel Neuer.
In der Jugend des SC Paderborn wurde Alexander Nübel von seinen Mitspielern "Manuel" gerufen, weil er in seiner Spielweise an Nationaltorhüter Neuer erinnerte. Das verriet sein ehemaliger Teamkollege Eric Kroll reviersport.de. "Alex konnte schon immer besser mit dem Ball am Fuß umgehen als so mancher Feldspieler", sagt Kroll, der sich - obwohl Fan von Borussia Dortmund - für Nübel freut.
Die fußballerische Qualität des Schlussmanns kommt dabei nicht von ungefähr: Der SC Paderborn holte Nübel einst mit knapp neun Jahren in seine Jugendabteilung - als Stürmer wohlgemerkt. Aus dem Torjäger wurde später ein "Sechser" und erst in der U14 ein Torhüter. Und selbst nach dem Positionswechsel spielte er im Training häufig noch im Feld und konnte so weiter an seiner Beidfüßigkeit arbeiten. Mit Erfolg: Seine Pässe mit links und rechts sind heute gleichermaßen Präzise.
Im Verbund mit seinen außergewöhnlichen Reflexen und einer fast stoischen Ruhe sind das überragende Anlagen für einen Torhüter. "Er ist ein Torwart der neuen Generation und einer der besten deutschen Torhüter überhaupt. Deshalb ist nach oben hin alles offen", urteilt Paderborn-Manager Markus Krösche über Nübel, den er in der Saison 2014/15 als Trainer von Paderborn II betreute.
Ausstrahlung und fußballerisches Talent sind aber nicht die einzigen Parallelen zwischen Nübel und Neuer. Wie der ehemalige Schalker Torhüter misst auch der aktuelle Schlussmann der Knappen genau 1,93 Meter.
Wie U21-Nationaltorhüter Nübel in der aktuellen Saison musste Neuer 2006/07 den damals etablierten Stammtorhüter Frank Rost zunächst vertreten, bevor er im späteren Saisonverlauf von Coach Mirko Slomka zur Nummer Eins erklärt wurde. Nun bekommt der gebürtige Paderborner im Kasten von S04 seine Chance.
Für "Manuel Nübel" ist das aber kein Grund, sich zurückzulehnen. Der ruhige Ostwestfale weiß, dass er noch nicht am Limit ist. "Ich muss in der Kommunikation mit meinen Vorderleuten noch etwas mehr aus mir herausgehen, von hinten dirigieren und Anweisungen geben. Das mache ich noch zu selten, weil ich eher ein ruhiger Typ bin", erklärt Schalkes Nummer Eins mit der Rückennumer 35.
Einer, der schnell von Nübels Fähigkeiten überzeugt war, war übrigens Ralf Fährmann. Schalkes Kapitän sagte 2016 nach dem ersten Nübel-Jahr auf Schalke über den damals 19-Jährigen: "Alex ist eines der besten Torwarttalente, das Deutschland jemals hatte, auch wenn er noch nicht so im Fokus steht. Das wird aber kommen, das kann ich versprechen." Fährmann sollte recht behalten. Inzwischen ist auch klar, wohin die Reise als nächstes gehen könnte: "Mein großes Ziel ist die A-Nationalmannschaft. Gerne so schnell wie möglich. Natürlich will ich eine eigene Ära prägen." Ganz genau wie Manuel Neuer. Es würde nicht wundern, wenn beide gemeinsam im DFB-Aufgebot für die Europameisterschaft 2020 stehen.
Florian Reinecke