Bundesliga
Der Platzverweis gegen Manuel Neuer, das Jokertor von Nathan Tella. Zwei Aktionen entschieden das ansonsten eher höhepunktarme, aber sehr intensive DFB-Pokal-Achtelfinale.
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Die Premiere war eine bittere und dementsprechend auch der Gesichtsausdruck, unmittelbar nachdem Schiedsrichter Harm Osmers Bayern-Keeper Manuel Neuer die Rote Karte gezeigt hatte. Wohlgemerkt die erste Rote Karte in einer sehr langen Karriere. Dafür ein früher Platzverweis in einem wichtigen Topspiel, dem Pokal-Achtelfinale zwischen dem FC Bayern München und Bayer 04 Leverkusen, dem Duell zwischen Rekordsieger und Titelverteidiger. Und diese Begegnung nahm früh eine Wendung, die die Dynamik des Spiels verändern sollte. Neuer rannte bei einem langen Ball auf Jeremie Frimpong aus dem Sechzehner und den Niederländer kompromisslos um. "Wenn er da im Tor bleibt, bekommt er ein frontales Eins-gegen-Eins. Das ist auch nicht angenehm", sagte Bundestrainer Julian Nagelsmann. "Der Platzverweis ist unstrittig, wenn auch unglücklich."
Auch unglücklich, weil gerade erst 17 Minuten in dem Duell gespielt waren und bis auf einen Versuch von Florian Wirtz auf der einen und einem Abschluss von Kingsley Coman auf der anderen Seite nicht viel passiert war. Dann hatte Jonathan Tah eine entscheidende Idee, als er unbedrängt den Ball in die Tiefe spielte. "Genau das haben wir vorgehabt. Wir wollten, dass unsere Äußeren, in dem Fall war es Jerry Frimpong, immer wieder diese Läufe in die Tiefe machen", sagte der Innenverteidiger.
Und genau das machte Frimpong, in die Tiefe gehen. "Er ist ein schneller Spieler, dementsprechend bin ich nach vorne und wollte die Situation lösen. Ich habe den Ball nicht berührt, stand da und habe keine aktive Foulsituation kreiert", erklärte Neuer, der die Rote Karte natürlich trotzdem akzeptierte und sofort wieder als Leader in Erscheinung trat. "Ich habe versucht, die Spieler auf dem Platz zu ermutigen, dass wir das trotzdem ermöglichen können", so Neuer.
Tatsächlich veränderte sich die Begegnung. Leverkusen stand wie schon beim 1:1 im ersten Duell gegen die Bayern in der Bundesliga zunächst tief sowie kompakt, wartete ab und lauerte auf Konter. Nach der Roten Karte investierten die Rheinländer dann mehr in die Offensive, blieben aber in der Abwehr stabil. Doch so bitter der Platzverweis gegen Neuer auch war, ein wirklich spielentscheidender Charakter ließ sich lange nicht ausmachen, Neuers Teamkollegen wollten es nach wie vor ermöglichen. Denn der Rekordmeister spielte weiter so, als stünden noch immer elf Bayern auf dem Feld. Und so entwickelte sich eine temporeiche Begegnung mit Chancen auf beiden Seiten, wenn auch nicht den ganz großen. Erst unmittelbar vor dem Seitenwechsel hätte Minjae Kim der Unterzahl mit einem Kopfball in der Box trotzen können, doch der Abwehrspieler vergab aus kurzer Distanz.
"In der Halbzeit haben wir dann gesprochen, wie wir es gegen zehn Mann besser machen können und haben ein bisschen was verändert", sagte Xabi Alonso. Der Coach der "Werkself" brachte mit Patrik Schick eine neue Offensivkraft. Doch das Spiel veränderte sich in Sachen Spielanteile genauso wenig, wie in dem Erarbeiten von Großchancen. Zudem stach der Joker der Leverkusener nicht. Im Gegenteil: Schick musste bereits 15 Minuten nach seiner Einwechslung wieder verletzt vom Platz und für den Tschechen kam mit Nathan Tella der nächste Joker.
Und dieser Wechsel war spielentscheidend. Tella war keine acht Minuten auf dem Platz, da verwertete der Offensivspieler eine Flanke von Alejandro Grimaldo zum einzigen Treffer der Partie. Bayern warf zwar noch einmal alles nach vorne, war auch weiterhin das dominierende Team, zum Ausgleich reichte es aber nicht mehr. "Die Flanke von Grimaldo war top und das Tor von Nathan war top, top und extrem wichtig für uns", sagte Alonso. "Danach mussten wir bis zur letzten Minute leiden. Aber das ist in der Allianz Arena normal."
Zu einer gewissen Normalität wird es für Leverkusen immer mehr, den Bayern zu trotzen. Bayer 04 blieb zum fünften Mal in Folge gegen den Rekordmeister unbesiegt, Alonso in seinen ersten vier Pflichtspielen gegen den Rekordmeister. Das gelang zuvor nur Ernst Happel mit dem Hamburger SV in den 80er Jahren. "Wir wussten was auf uns zukommt, wir haben die Aufgabe gut gemeistert. Es war vielleicht nicht unser bestes Spiel mit dem Ball, aber es war effektiv", sagte Tah. Für München bedeutete das 0:1 die erste Saison-Niederlage im nationalen Fußball, das fünfte vorzeitige Pokal-Aus in Serie und den Abschied vom ersten Titel. Vor allem aber blieb nach der Roten Karte gegen Manuel Neuer eine wichtige Erkenntnis: "Ich finde schon, dass die Mannschaft alles dafür getan hat, dass wir das trotzdem schaffen können", sagte der Bayern-Keeper. "Das war sehr beeindruckend." Das war es, eben nur nicht effektiv.