Bundesliga
Bayer 04 Leverkusen hat zum ersten Mal in seiner Clubgeschichte die Deutsche Meisterschaft gewonnen. Mit dem 5:0 gegen den SV Werder Bremen kürt sich die "Werkself" bereits fünf Spieltage vor Schluss zum Titelträger. Wir blicken auf den besonderen Sonntagabend in Schwarz und Rot zurück.
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"Der Rasen hat überlebt", teilte Chef-Greenkeeper Georg Schmitz kurz und knackig via "LinkedIn" um kurz vor Mitternacht mit. Dass kurz zuvor mehrere tausend Fans einige Stunden auf dem Geläuf die erste Deutsche Meisterschaft Bayer 04 Leverkusens zelebrierten, kaum zu glauben. "Das Wichtigste ist, dass die Fans ausgiebig feiern können. Das haben sie sich sehr verdient. Aber wir haben noch einige Spiele auf diesem Rasen zu bestreiten, wir brauchen den Platz noch", hatte Meistermacher Xabi Alonso vor diesem furiosen 5:0 gegen den SV Werder Bremen mit einem Lächeln um Vorsicht gebeten. Die Worte des Erfolgstrainers wurden erhört.
Dabei waren Teile der "Werkself"-Anhänger bereits nach dem 4:0 durch Dreierpacker Florian Wirtz über die Bande auf den Rasen gestürmt. Die Fans hielten es nicht aus: Endlich wird aus "Vizekusen" "Meisterkusen"! Mit dem 5:0 durch Wirtz in der 90. Minute brachen schließlich alle Dämme. Schiedsrichter Harm Osmers pfiff die Partie gar nicht mehr an. Es folgten Jubelarien in der BayArena. Spieler, wie Wirtz, Jeremie Frimpong oder Patrik Schick, versanken in der Menschenmenge, wurden von den Zuschauern "liebkost".
Nachdem es auch der letzte Protagonist in die Katakomben geschafft hatte, ging in und um die Kabine die große Sause in Schwarz und Rot weiter. Anders als das Spielfeld blieb Coach Alonso nicht verschont: In der Umkleide bekam er seine erste Bierdusche als Bayer-Coach von Josip Stanišić ab, die zweite folgte bei der Pressekonferenz, als Teile der Mannschaft den Presseraum stürmten und den 42-Jährigen, wie es sich für eine Meister-Party gehört, übergossen. "Rob, you do the PK", wollte Alonso Robert Andrich danach ans Mikro zitieren, doch das Team hatte natürlich Besseres vor.
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Im Kabinentrakt ging die Party nämlich feuchtfröhlich weiter. Victor Boniface, der mit seinem 1:0-Elfmetertor den historischen Heimsieg auf den Weg gebracht hatte, ließ die Bayer-04-Fans auf Instagram live an der Sause teilhaben. Frimpong tat Selbiges. "Tell them we won the league, Granit. You came from Arsenal and you won it here!", sorgte der Niederländer nicht nur bei Teamkollege Granit Xhaka, dem der Meistertitel mit dem FC Arsenal vor seinem Wechsel im Sommer nicht vergönnt war, für einen Lacher.
An diesem frühen und späten Sonntagabend kam keiner in der BayArena davon. Auch nicht Edmond Tapsoba, der durch die völlig durchnässte Kabine schlitterte, um Frimpong zu entkommen. Doch der Rechtsverteidiger stellte auch dieses Mal seine Schnelligkeit unter Beweis und schüttete dem Burkiner ein volles Glas über das Haupt. Getrunken wurde das Kölsch übrigens auch.
Im Laufe des Abends begab sich die Mannschaft auf die Südtribüne und den Außenbereich einer Loge, um den Fans auf dem Rasen zuzuprosten. Diese waren noch mehrheitlich auf der Nordseite positioniert, verlagerten die Party dann auf die andere Spielfeldseite. Während unten die Bayer-Fahnen und Schals hochgehalten wurden, feuerten die Akteure oben die Masse unten an. So stimmten beispielsweise Lukáš Hrádecký eine Humba und Wirtz "Deutschlands beste Mannschaft, SVB!" an.
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Auch Alonso griff sich das Mikro und machte die Feierwütigen heiß auf anstehende Aufgaben. Die Meisterschaft soll in dieser Spielzeit nicht alles gewesen sein. "Es ist sehr besonders hier zu feiern, endlich Deutscher Meister zu sein. Aber wir wollen mehr. Wir wollen auch den Pokal und die Europa League!", schrie Alonso den Anhängern, die mit "Xabi Alonso"-Sprechchören entgegneten, zu. Die Rheinländer wollen die große Chance auf das Triple ergreifen.
Und genau deshalb, weil die "Werkself" weitere Träume verwirklichen will, soll der Fokus ab Dienstag wieder auf das anstehende Europa-League-Rückspiel bei West Ham United (Hinspiel 2:0) gerichtet werden. "Wir haben noch Ziele vor uns, die große Feier wird es nach dem Pokal geben. Gestern war es eher spontan, aber das sind ja oft die schönsten Feiern", erklärte Geschäftsführer Simon Rolfes am Montagmorgen im "ZDF-Morgenmagazin".
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Wie lange es die "Werkself" in der Nacht zu Montag hat krachen lassen, ist bis dato nicht übermittelt, "weil die Spieler noch weitergezogen sind", wie Rolfes berichtete. Der Montag sei laut "Fußballgott" Wirtz, wie ihn die Fans betitelten, jedenfalls frei. Dieser Leverkusener Mannschaft dürfte in dieser Saison selbst eine durchzechte Nacht nichts ausmachen. Bayer 04 scheint im Moment unkaputtbar, auf und neben dem Platz.