Bundesliga

2025-09-10T11:03:10Z

Saisonstart 2.0

Viel Zeit bleibt nicht mehr. Bereits am Freitagabend steht Kasper Hjulmand das erste Mal an der Seitenlinie von Bayer 04 Leverkusen. Die "Werkself" trifft auf Eintracht Frankfurt. Am Mittwoch steigt der Däne nun mit der gesamten Mannschaft ins Training ein. Zwei Tage, zwei Einheiten...

"Das ist schon eine spezielle Herausforderung. Du kannst nicht einfach auf einen Knopf drücken und die Mannschaft spielt so, wie du es dir vorstellst", sagt Hjulmand. "Ich habe viel bei der Nationalmannschaft gelernt. Da hast du nicht viele Einheiten, spielst in wenigen Tagen einige Male. Da musst du sehr Präzise mit deiner Zeit umgehen. Und das ist es auch, was mich jetzt erwartet."

Eine lange Vorbereitung gibt es nicht. Und es folgen vier Spiele in zehn Tagen. Darunter auch der Auftakt in der Champions League. Und das am kommenden Dienstag ausgerechnet beim FC Kopenhagen in Dänemark. "Ich bin erst einmal auf Frankfurt fokussiert. Aber natürlich ist es eine große Sache", sagt der neue Coach. "Es sollte offensichtlich genauso kommen. Wenn wir da sind, wird es mich emotional vermutlich bekommen. In erster Linie ist es aber auch ein Fußballspiel. Dennoch: Es ist schon verrückt."

"Wenn ich etwas verspreche, dann halte ich es auch"

Verrückt ja, aber Hjulmand spielt auf seiner ersten Pressekonferenz die Routine eines erfahrenen Coachs aus. Sachlich, freundlich, vor allem aber eine angenehme Ruhe strahlt der 53-Jährige aus. Hektik gab es in den vergangenen Wochen für den Coach auch genug. Der gebürtige Aarlborger hatte nach dem EM-Aus im vergangenen Jahr gegen Deutschland seine Tätigkeit als Nationalcoach abgegeben. Zuletzt war er für den dänischen Fußballverband in beratender Funktion tätig. "Wir haben in Dänemark einen nationalen Campus aufgebaut, um den Nachwuchs auszubilden", sagt Hjulmand, der das Projekt als "enorm wichtig" für den dänsichen Fußball beschreibt. 

Einige starke wirtschaftliche Partner sind mit an Board. Dänemark hat offenbar großes vor. Und Hjulmand ist hörbar stolz ein Teil dieses Projekts gewesen zu sein. "Mir wurde diese Möglichkeit gegeben, verbunden mit dem Wunsch, es dann aber auch mit über die Ziellinie zu bringen", sagt der 53-Jährige. Insofern sei er auch "nie auf dem Markt" gewesen. "Wenn ich etwas verspreche, dann halte ich es auch."

Leverkusen soll dem Vernehmen nach auch im Sommer schon die Fühler nach dem Trainer ausgestreckt haben. Nun holt sich die "Werkself" ein Versprechen. "Um ehrlich zu sein, habe ich nicht gedacht, dass es möglich ist, jetzt schon in Gespräche zu gehen", sagt Hjulmand. Doch das Projekt ist auf den Weg gebracht, die Ziellinie erreicht. Und der Coach dementsprechend "glücklich, weil ich ein Fußballtrainer bin und die Arbeit auf dem Platz vermisst habe. Das ist, wo ich lebe: auf dem Rasen."

"Ich will proaktiv, dominant sein"

Und auf den Rasen in Leverkusen muss der Trainer möglichst schnell eine schlagfertige Truppe bekommen. Ein Punkt aus zwei Spielen entspricht nicht den Erwartungen des Vizemeisters. Auch ein Grund für die Entlassung von Erik ten Hag. "Wir kennen uns schon seit vielen Jahren. Ich habe großen Respekt vor ihm als Trainer, aber auch als Mensch", sagt der Nachfolger des Niederländers. Dennoch ist die Zeit für einen anderen Wind gekommen. Die ersten Gespräche habe der Coach auch mit einigen Spieler bereits geführt.

Große Anpassungsschwierigkeiten sieht der Däne nicht. Er weiß, worauf er sich in Leverkusen einlässt. "Ich habe in der Nationalmannschaft mit Ismael Camenforte (Co-Trainer in Leverkusen unter Xabi Alonso, Anm. d. Red.) drei Jahre zusammengearbeitet", sagt der 53-Jährige. Hjulmand hätte den Spanier auch gerne nach Dänemark in sein Projekt geholt, doch es fehlte das Budget beim Verband. "Ich habe Simon Rolfes damals angerufen und gefragt, ob ich ihn in diesem Club unterbringen könnte. Xabi Alonso hat ihn dann übernommen. Ich weiß also, wie in Leverkusen gearbeitet wird und so will ich auch arbeiten."

Der Coach hat den Werdegang des Vereins in den vergangenen Jahren eng verfolgt und insofern auch einen ersten Matchplan. "Wenn du ein Topteam sein willst, dann musst du in jeder Phase des Spiels gut sein. Du wirst auf Teams treffen, die sehr tief stehen. Dann musst du schnell in die Tiefe kommen, um Räume zu schaffen", sagt Hjulmand. "Spielst du gegen starke Mannschaften, muss du auch schon mal selbst tief verteidigen. Als Topteam musst du sehr proaktiv sein und schauen, dass du so viel wie möglich selbst entscheiden kannst. Ich will proaktiv, dominant sein, immer das nächste Tor schießen." 

Bei der EM stand der Coach das letzte Mal an der Seitenlinie

"Das Team hat sich schon verändert"

Zwar hat Hjulmand den Werdegang seines neuen Arbeitgebers verfolgt, dennoch steht mittlerweile eine andere Mannschaft auf dem Platz. Der Aderlass war in Leverkusen ein großer. "Das Team hat sich schon verändert, aber es gibt noch einige gute Spieler, die geblieben sind und gute junge Spieler, die hochkommen. Jetzt liegt es an uns, daraus eine starke Mannschaft auf dem Feld zu formen", sagt Hjulmand.

Der Däne gilt als Menschenfänger, beschreibt sich selbst als Trainer, der nicht schreit. "Ich muss andere Menschen nicht zerstören, um zu zeigen, dass ich ein Leader bin", sagt der 53-Jährige. Aber in eine Rolle will er sich auch nicht pressen lassen. "Ich glaube es gibt mehr als die Schubladen, in die wir Menschen gerne einordnen. Das ist mir zu einfach. Ich fodere viel. Ich will schon harte Disziplin. Ich sehe immer Möglichkeiten, etwas zu verbessern - im Staff, bei den Spielern, bei mir."

Eine Verbesserung zu den ersten Auftritten in dieser Saison wird auch nötig sein. Gerade gegen eine Mannschaft wie Frankfurt am Freitagabend. "Ich werde alles tun, um Leverkusen wieder zu einem erfolgreichen Team zu machen", verspricht der Däne - und Versprechen will er bekanntlich halten. Viel Zeit bleibt bis Freitag allerdings nicht mehr.

Simon Bartsch

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