Bundesliga
Bayer 04 Leverkusen knüpft dort an, wo der Meister in der vergangenen Saison aufgehört hat. Gegen Borussia Mönchengladbach überzeugt der amtierende Deutsche Meister mit schönen Toren, einem dominanten Spiel und einem Last-Minute-Siegtreffer.
Die Meisterschale glitzerte in der Sonne, die eine gute Stunde vor dem Auftakt in die neue Bundesliga-Saison noch durch das offene Dach auf den Rasen des Borussia-Parks schien. Die Schale hatte so im ersten Saisonspiel zwischen Borussia Mönchengladbach und dem Meister Bayer 04 Leverkusen seinen obligatorischen, in diesem Moment aber besonders glanzvollen Auftritt. Auf einem Sockel stand sie da - möglicherweise als Motivation für eine erfolgreiche Titelverteidigung, vielleicht aber auch als Bürde des Gejagten. Leverkusen ist seit vergangenem Mai nicht mehr der Jäger.
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Und in der elften Minute der Nachspielzeit - mittlerweile im strömenden Regen von Mönchengladbach - dürfte auch jedem Zweifler klar geworden sein, dass Bayer 04 in dieser Spielzeit die Rolle des Gejagten wieder besonders gut stehen würde. Denn Leverkusen macht schon wieder Meister-Sachen. In der packenden Begegnung hatte sich die Borussia eindrucksvoll nach einem 0:2-Rückstand zurückgekämpft, stand durch Nico Elvedi (59.) und Tim Kleindienst (85.) immerhin vor einem Punktgewinn, um die Fans für den Dauerregen zu entschädigen. Es lief bereits die zehnte Minute der Nachspielzeit als Schiedsrichter Robert Schröder nach Ansicht der Video-Bilder Leverkusen einen späten Elfmeter zusprach. Florian Wirtz lief an, verschoss und verwandelte im Nachschuss. Tor in der Nachspielzeit, unmittelbar vor Spielende, 3:2 - Leverkusen einmal mehr Laterkusen.
Ganz nebenbei avancierte wieder Wirtz zum Matchwinner. "Ich habe mich gefreut. Ich hatte einfach Lust, das Spiel zu entscheiden", sagte der Nationalspieler und suchte nach einer Erklärung für die Leverkusener Erfolgsmentalität: "Jeder weiß einfach Bescheid, was die Idee ist, und hat Lust darauf, Spiele zu gewinnen und einfach guten Fußball zu spielen." Das tat Bayer 04 über weite Strecken. Denn auch schon zuvor knüpfte Leverkusen an vielen Stellen dort an, wo der Meister in der vergangenen Saison bekanntlich besonders eindrucksvoll aufgehört hatte.
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Schlüsselspieler Granit Xhaka stellte einmal mehr seine perfekte Schussstärke unter Beweis. Jeremie Frimpong eroberte den Ball, passte zum Schweizer EM-Teilnehmer, der die Kugel aus 18 Metern ins Tor schweiste. Victor Boniface und Edmond Tapsoba hätten wenig später innerhalb von fünf Minuten erhöhen können, trafen aber aus der Distanz das Aluminium. Doch Wirtz erzielte vor dem Seitenwechsel noch per Abstauber den nächsten Treffer. "Meiner Meinung nach war die erste Halbzeit souverän, wir haben 2:0 geführt", sagte Xhaka. "Wir hatten es in der Halbzeit angesprochen: Wir dürfen nicht nachlassen, dürfen nicht denken, dass das Spiel zu Ende ist."
Doch das war offenbar leichter gesagt als getan. Mönchengladbach fand immer besser ins Spiel. "Wir sind zufrieden mit dem Ergebnis, mit einigen Phasen vom Spiel auch, aber es gibt auch einige Phasen zu verbessern", sagte Meistertrainer Xabi Alonso und ging näher ins Detail. "Wir müssen das Spiel besser kontrollieren, wenn wir einen Vorsprung wie 2:0 haben. Wir müssen ruhiger bleiben, aber Gladbach hat das gut gemacht. Sie haben uns hoch gepresst, es war nie einfach, das Spiel zu kontrollieren."
Leverkusen blieb zwar weiter dominant, ließ aber auch immer mehr zu. "Ich hatte irgendwie das Gefühl, dass wir es uns selbst unnötig schwer gemacht haben durch die Gegentore, wir haben so ein bisschen geschlafen", sagte Xhaka. So glich Kleindienst spät aus und sorgte so für die entsprechende Stimmung auf den Rängen. Bis Ko Itakura im Strafraum einen Tick zu spät gegen Amine Adli kam und Schiedsrichter Schröder auf Elfmeter entschied. 3:2, Leverkusen auf Kurs. "Ich glaube, es gibt noch viele Dinge, an denen wir arbeiten können, dafür war das heute ganz in Ordnung", sagte Xhaka. Auch wenn auf Bayer 04 also noch viel Arbeit wartet, hatten Wirtz, Xhaka und Co. in Topform, der Last-Minute-Treffer und die Leverkusener Dominanz schon viel von der Werkself der vergangenen Saison. Die Schale im Stadion dürfte also als Motivation geholfen haben.