Bundesliga
Da ist er endlich, der klassische Neuner: Patrik Schick unterschreibt in Leverkusen einen Fünfjahresvertrag. Der große und trotzdem technisch starke Stürmer ist das fehlende Puzzleteil im Angriff von Bayer 04 Leverkusen.
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Ein Saxofon, sanft begleitet von einem Schlagzeug und zudem untermalt von einem Piano: In der Kabine von Bayer 04 Leverkusen erklingt ruhiger, angenehmer Jazz. Ein Mann in feinem grauen Zwirn steht in der Umkleide der Werkself und zieht sich seinen Schlips, akkurat mit einfachem Windsor gebunden, zurecht. Plötzlich klopft es. Nadiem Amiri steckt den Hals durch die Tür, nickt anerkennend, bringt ein kurzes "schick" über die Lippen und geht wieder. Kurz darauf schaut sich Karim Bellarabi den stylisch gekleideten Herren an und konstatiert: "Sehr schick." Es dauert nicht lange und noch ein Dritter, Kerem Demirbay, klopft an der Kabinentür: Sein Kommentar? "Richtig schick!"
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Ja, richtig - es ist Schick! Patrik Schick, um genauer zu sein. Der Stürmer, den Leverkusen frisch von der AS Roma verpflichtet hat und ihn deshalb in einem unterhaltsamen Filmchen als geheimnisvollen Anzugträger à la James Bond in Szene gesetzt hat.
Der tschechische 1,87-Meter-Schlaks ist in Deutschland keinesfalls unbekannt: Vergangene Saison lief der Stürmer leihweise 22 Mal für RB Leipzig in der Bundesliga auf. Ihm gelangen dabei zehn Treffer und zwei Assists. "Bayer 04 ist ein Top-Club in der Bundesliga. Und ich freue mich sehr, dass ich weiter in Deutschland und für diesen Verein auch international spielen kann", lässt sich der 24 Jahre alte Stürmer in einer Pressemitteilung seines neuen Arbeitgebers zitieren. Nach den Abgängen von Kai Havertz und Kevin Volland ist der Tscheche, der es bislang auf 22 Länderspiele und neun Tore für sein Land gebracht hat, die gewünschte Verstärkung im Angriff von Trainer Peter Bosz.
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"Mit Patrik Schick haben wir einen international renommierten Mittelstürmer für uns gewonnen, der seine Torjäger-Qualitäten sowohl in der Serie A als auch in der Bundesliga sehr eindrucksvoll und konstant bewiesen hat", sagt Rudi Völler, Leverkusens Geschäftsführer Sport. Er muss es ja wissen, denn er war einst selbst ein weltweit bekannter Angreifer von ausgesprochen hohem Niveau. Und nicht nur das: Auch Völler schnürte erst seine Schuhe für die "Giallorossi", die Gelb-Roten aus Rom, und später auch für Bayer Leverkusen.
Über Sparta und Bohemians Prag verschlug es den gebürtigen Prager zu Sampdoria Genua. Nach elf Treffern und vier Assists in 32 Spielen in seiner ersten Saison in der Serie A schnappte sich die Roma das tschechische Talent. Aufgrund kleinerer Verletzungen kam der "klassische Neuner", wie ihn Leverkusens Sportdirektor Simon Rolfes betitelt, in der italienischen Hauptstadt nicht so zum Zuge, wie er sich das wohl selbst erhoffte - und so zog es ihn im vergangenen Sommer zu RB Leipzig. Doch auch dort hatte er zuerst mit kleineren Wehwehchen zu kämpfen: Anfang Oktober feierte er sein Debüt in der Bundesliga - ausgerechnet in Leverkusen.
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Sechs Wochen später hatte er seine Sprunggelenksblessur auskuriert und startete voll bei Leipzig durch: Dank seiner Größe ist Schick kopfballstark und kann Bälle mit dem Gegner im Rücken sehr gut festmachen. Trotz seiner Größe ist der Tscheche technisch versiert und spielerisch stark. Nicht umsonst verdrängte er bei Leipzig zeitweise Yussuf Poulsen, die Institution im Angriff der Sachsen. Unter Trainer Julian Nagelsmann zeigte Schick aber auch, dass er kein alleiniger Stoßstürmer sein muss, harmonierte gut mit Timo Werner oder auch mit Poulsen. "Am wohlsten fühle ich mich als Neuner. Auf dieser Position spiele ich am liebsten. Ich kann aber auch mit zwei Stürmern spielen, auch als Zehner", sagt der 24 Jahre alte Angreifer.
"Mit ihm werden wir schwer auszurechnen und zu verteidigen sein", sagt Rolfes über den Linksfuß. Mit Schick hat Coach Peter Bosz nun einen in der Offensive variabel einsetzbaren Spieler mehr. Zudem hat der Angreifer nach einem Jahr unter Nagelsmann aggressives Anlaufen und hohes Pressing verinnerlicht. In der vergangenen Saison stellte Bosz teilweise Spielmacher Havertz, einen gelernten Mittelfeldspieler, in den Sturm. Havertz machte seine Sache zwar mehr als gut, rückte von der Sturmmitte etwas zurück und kreierte so Chancen für Mitspieler. Der Werkself ging dadurch in einigen Situationen die Strafraumpräsenz eines richtigen Stürmers ab.
Leverkusen spiele laut Schick "offensiv und aggressiv", was genau seiner Auffassung von Fußball entspreche. Der Tscheche könnte alleine, neben oder auch hinter Lucas Alario für Wirbel sorgen. Die schnellen Außenspieler Bellarabi oder Moussa Diaby haben bei ihren blitzartigen Umschaltaktionen nun eine Kante im Zentrum, um diese mit Flanken zu füttern. Demirbays mit Schnitt getretene Standards haben zudem ab sofort einen gefährlichen Abnehmer mehr. Na, wenn das mal nicht schick ist.
Patrick Dirrigl