Bundesliga
Bayer 04 Leverkusen hat seine Meistersaison als erstes Team der Geschichte ungeschlagen beendet! Diese Partien kamen für die Werkself dabei entscheidend daher.
Bereits am 1. Spieltag konnte Bayer 04 Leverkusen sich beweisen: Im Topduell mit RB Leipzig startete die Werkself furios. Sommerneuzugang Victor Boniface war sofort im Spiel, sammelte im der 24. Minute mit einer Torvorlage für Jeremie Frimpong den ersten Scorerpunkt. Das 2:0 durch Abwehrchef Jonathan Tah wurde mit Jonas Hofmann ebenfalls von einem Transfer aufgelegt.
Genauso wie die beiden Angreifer starteten auch Linksverteidiger Alejandro Grimaldo und Mittelfeldregisseur Granit Xhaka sofort – alle vier großen Sommertransfers griffen ineinander und waren sofort da. Zudem gab der 1. Spieltag mit dem zwischenzeitlichen 3:1-Treffer von Florian Wirtz eine Vorschau darauf, wie der Youngster in dieser Saison weiter aufblühte. Die Werkself zeigte: Mit uns ist zu rechnen!
Nur drei Spieltage nach dem überzeugenden Erfolg gegen Leipzig stand das nächste schwere Spiel an: Leverkusen musste zum Titelverteidiger und Rekordmeister FC Bayern München reisen. Beide Teams waren mit drei Siegen aus den ersten drei Spielen in die Saison gestartet, der Erste – Leverkusen – musste zum Zweiten. In diesem Topspiel auf Augenhöhe gingen die Bayern dank Superstürmer Harry Kane bereits in der 7. Minute in Führung, doch die Werkself zeigte bereits so früh in der Saison ihre wohl größte Stärke: Resilienz.
Das 0:1 egalisierte Grimaldo mit einem traumhaften, direkt verwandelten Freistoß. Leverkusen entwickelte ein spielerisches Übergewicht, doch Leon Goretzka gelang in der 86. Minute das 2:1. Die Entscheidung? Von wegen! Mit einem Last-Minute-Elfmeter von Exequiel Palacios sicherte sich Bayer 04 den verdienten Auswärtspunkt. Der nächste Beweis für das Team von Xabi Alonso: Die Werkself kann in dieser Saison mit allen mithalten und jedes Spiel gewinnen, niemand gibt hier auf und alle stemmen sich gegen eine drohende Niederlage.
Nach zwölf Spieltagen, neben dem 2:2 in München elf Siege, hatte die Werkself mit zwei 1:1 gegen Dortmund und Stuttgart so etwas wie eine Durststrecke zu verzeichnen. Mit Eintracht Frankfurt wartete zudem ein Gegner voller Selbstvertrauen, der in der Vorwoche den FC Bayern mit 5:1 abgeschossen hatte. Durch den Sieg gegen die Bayern verhalf die SGE der Werkself zudem zur Tabellenführung – es war das letzte Mal, dass es einen Wechsel an der Spitze gab.
Denn Leverkusen konnte im Duell mit den Hessen sofort überzeugen – und erneut war es das Trio vom Saisonstart, das überzeugte: Boniface traf nach Wirtz-Pass und tollem Dribbling bereits in der 14. Minute. Frimpong versenkte nach pariertem Schuss von Boniface zum 2:0. Für den Deckel zum 3:0 sorgte dann wiederum Wirtz nach einer tollen Spielverlagerung des Mittelstürmers. Die kleine Durststrecke von zwei Spielen ohne Sieg – die längste der bisherigen Saison – war vorbei. Die Tabellenführung wurde gefestigt.
Die Winterpause war vorbei – und Xabi Alonso stand vor einer ganz besonderen Herausforderung: Victor Boniface, einer der Überflieger aus der Hinrunde, fehlte wegen seiner Teilnahme am Afrika-Cup beziehungsweise seiner in der Vorbereitung darauf erlittenen Verletzung. Der mögliche Ersatzmann Amine Adli agierte für Marokko beim AFCON. Zudem spielten mit Edmond Tapsoba und Odilon Kossounou zwei der drei Stamm-Innenverteidiger aus der Hinrunde das Kontinentalturnier mit ihren Nationalmannschaften. Für Bayer Leverkusen zwar ein planbarer Umstand, jedoch eine Schwierigkeit. Bereits vor der Winterpause hatte Alonso den Ernstfall ohne die vier Protagonisten in der Startelf getestet und 4:0 gegen Bochum gewonnen. Doch das Spiel nach der Pause hielt einige Schwierigkeiten bereit.
Denn anders als gegen Bochum hatte Stürmer Patrik Schick einen schwierigen Stand, konnte den Hattrick gegen den VfL nicht ansatzweise wiederholen. In einem aufreibenden Kampf über die volle Distanz war es erneut Palacios, der nach dem Elfmeter in München auch in Augsburg zum Helden wurde und mit seinem 1:0-Siegtreffer in der vierten Minute der Nachspielzeit zum Sieg traf und einen Trend einleitete. Auch gegen Leipzig (18. Spieltag, 90.+1) und Hoffenheim (27. Spieltag, 90.+1) traf die Werkself extrem spät zum Sieg. Das Viertelfinale gegen Stuttgart gewannen die Rheinländer im letzten Moment (90.), im Achtelfinale der Europa League gegen Qarabag glich Bayer 04 zunächst das Hinspiel in der Nachspielzeit aus (90.+1) und drehte das Rückspiel sogar komplett (90.+3, 90.+7). Das 1:0 in Augsburg hat als Basis für Siege über den Abnutzungskampf, die Schwierigkeit ohne die Afrika-Cup-Fahrer sowie als Geburtsstunde von "Last-Minute-Leverkusen" also einen ganz besonderen Stellenwert in der Saison der Werkself.
Erster gegen Zweiter. Zwei Punkte Abstand. Gewinnt Leverkusen, bleiben sie an der Tabellenspitze. Gewinnt Bayern, erobern sie den Platz an der Sonne. Alles versprach ein herausragendes Topspiel zwischen Bayer 04 und München am 21. Spieltag. Und die Werkself hatte sich perfekt darauf eingestellt...
Im Spitzenspiel gab ausschließlich Leverkusen den Ton an. Die Mannschaft von Xabi Alonso ließ sich vom FC Bayern, der unerwartet mit einer Dreierkette antrat, nicht verwirren und spielte selbst wiederum etwas unerwartet mit der defensivstarken Bayern-Leihgabe Josip Stanišić auf dem rechten Flügel anstelle der rechten Innenverteidiger-Position, wo er zuvor Kossounou während des Afrika-Cups vertreten hatte. Ausgerechnet der eigentliche Münchner war es dann auch, der die Weichen auf Sieg stellte: In der 18. Minute lief der Rechtsverteidiger bei einem schnell ausgeführten Einwurf auf der linken Seite auf seinem rechten Flügel in den Sechzehner und verwertete komplett frei zum 1:0.
Später sorgte die "normale" Flügelzange in Person von Grimaldo und Frimpong mit jeweils einem Treffer für den klaren 3:0-Endstand. Die Werkself baute den Vorsprung auf den FC Bayern auf fünf Punkte aus und ebnete sich durch diese Glanzleistung selbst den Weg zur Meisterschale.
Der erste Matchball saß! Nach dem Sieg der Bayern am Samstagnachmittag war klar, dass Bayer Leverkusen im letzten Spiel des Spieltags gegen Bremen ebenfalls drei Punkte brauchte, um bereits nach dem 29. Spieltag als neuer Deutscher Meister festzustehen.
Die Straße zum Stadion hatten Bayer-Anhänger schon vor dem Spiel per Aufkleber in "Xabi-Alonso-Allee" umbenannt. Eine ganze Stadt erwartete Historisches – und die "Werkself" lieferte. Von Anfang an drückten Granit Xhaka und Co. die Gäste aus Bremen hinten rein. Nachdem Piero Hincapie die erste dicke Chance vergab, verhalf Julián Malatini Leverkusen zur Führung. Werders Argentinier foulte Jonas Hofmann und Victor Boniface verwandelte den fälligen Strafstoß zum 1:0-Pausenstand.
Nach dem Seitenwechsel fachten Xhaka und der eingewechselte Florian Wirtz mit ihren unhaltbaren Distanzschüssen zum 2:0 und 3:0 die nun greifbare Festtagsstimmung in der Arena an. Der letzte Schritt zur langersehnten Meisterschaft geriet so zum Schaulaufen. In der Schlussphase erzielte Wirtz mit seinem ersten Bundesliga-Hattrick gar die Tore zum 4:0 und 5:0. Anschließend hatten Spieler und Ordner Mühe, die Fans vom verfrühten Platzsturm abzuhalten. Nach Spielende brachen alle Dämme und letzte Zweifel wichen der Gewissheit: Bayer Leverkusen ist Deutscher Meister!
Am 34. Spieltag ließ Leverkusen sich das das ganz große Historische nicht mehr nehmen und blieb wieder ungeschlagen – als erstes Team in einer kompletten Saison. Bereits in der 12. Minute führte Boniface den Meister gegen Augsburg erneut auf die Siegerstraße. EM-Fahrer Andrich legte nach.
Dass die Werkself am abschließenden Bundesliga-Wochenende der Spielzeit um den inoffiziellen Titel "Unschlagbare" spielte, lag an weiteren Kraftakten in Nachspielzeiten – durch Stanišić in der 97. Minute beim 1:1 in Dortmund am 31. Spieltag und eine Woche später durch Andrich in der 96. Minute beim 2:2 in Stuttgart.