Bundesliga

2020-12-23T11:45:00Z

AWS-Kolumne: Leverkusen gegen Bayern in der Analyse

Leverkusen gegen Bayern war ein Leckerbissen für Taktik-Freunde
Leverkusen gegen Bayern war ein Leckerbissen für Taktik-Freunde

Simon Rolfes ist Direktor Sport bei Bayer 04 Leverkusen, hat zwischen 2005 und 2015 insgesamt 288 Bundesliga-Spiele bestritten und trug 26 Mal das Trikot der deutschen Nationalmannschaft. An dieser Stelle schreibt er wöchentlich über die neuen, innovativen Bundesliga Match Facts powered by AWS, die ihr während der Spiele sehen könnt. Diesmal geht es um das Top-Spiel des 13. Spieltags zwischen Bayer 04 Leverkusen und dem FC Bayern München.

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Von Simon Rolfes

Der letzte Spieltag vor der Winterpause hatte es noch einmal in sich. Beim Top-Spiel am Samstagabend trafen wir als Tabellenführer mit Bayer Leverkusen auf den direkten Verfolger Bayern München. Schon vor der Begegnung war klar: Der Sieger dieses Duells würde auf dem 1. Tabellenplatz überwintern. Das Spiel selbst war vielleicht nicht die spektakulärste Partie dieser bisherigen Saison, trotzdem steckte extrem viel in diesen 90 Minuten, was sich sehr gut anhand der Bundesliga Match Facts powered by AWS erklären lässt.

Simon Rolfes analysiert jede Woche die Bundesliga anhand der Match Facts powered by AWS

Die Aufstellung der Bayern gab Rätsel auf

Die Aufstellung der Bayern gab eine Stunde vor Anpfiff nicht nur im TV-Studio bei Sky erste Rätsel auf: Mit Niklas Süle, David Alaba und Jerome Boateng standen gleich drei nominelle Innenverteidiger in der Startelf und mit Alphonso Davies und Lucas Hernandez zwei Linksverteidiger. Dafür war mit Corentin Tolisso aber nur ein gelernter Sechser aufgestellt und ein Rechtsverteidiger fehlte gänzlich auf dem Spielberichtsbogen. Würden die Bayern etwa erstmals in dieser Saison mit einer Dreierkette antreten? Oder würden sie nur mit einem Sechser und davor fünf offensiven Mittelfeldspielern agieren?

Die vermutete Bayern-Formation vor Spielbeginn und die Realformation nach 32 Minuten

Was die Realformation wenigen Minuten nach dem Anpfiff bestätigte, hatten wir bereits geahnt: Bayern trat nicht, wie auf dem Papier, in einem 4-1-4-1 an, sondern blieb dem gewohnten 4-2-3-1 treu. Dabei rückte David Alaba neben Tolisso auf die Sechs. Diese Position hat er bereits zu Beginn seiner Karriere in der Bundesliga und bei der Nationalmannschaft Österreichs oft gespielt. Niklas Süle spielte auf der Rechtsverteidiger-Position. Das mag vielleicht ungewohnt klingen, doch Süle ist außerordentlich schnell. Der Speed Alarm hat bei ihm in dieser Saison schon eine Maximalgeschwindigkeit von 33 km/h gemessen. Lucas Hernandez wiederum agierte erstmals 2020/21 als Innenverteidiger. Eine Position, die er noch bestens aus Zeiten bei Atlético Madrid kennt.

Leverkusen wurde im 4-3-3 erwartet, was sich in der Realformation auch bestätigt

Es ging um die Hoheit des Zentrums

Bei Bayer 04 zeichnete die Realformation das zuvor erwartete Bild in einem klaren 4-3-3. Was aber auffällig war: Beide Realformationen waren nicht nur viel kompakter als auf dem Papier, sie waren auch sehr zum Zentrum orientiert. Lediglich Kingsley Coman (später dann Leroy Sane), Alphonso Davies und Leon Bailey haben sich etwas mehr zur Außenlinie postiert als die übrigen Akteure. Es ging also in erster Linie um die Hoheit des Zentrums. Hier haben wir es sehr gut gemacht, hatten am Ende mit 52 Prozent Ballbesitz sogar die höheren Spielanteile.

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Diese Abbildung der Realformation hat der Spielverlauf dann auch bestätigt: Die Partie spielte sich vor allem im Zentrum ab. Und es war schon etwas auffällig, wie wenig die offensiven Außen zur Geltung kamen. Denn normalerweise definieren sich sowohl Bayern als auch wir zu einem großen Teil über die Qualität und Effektivität der Außenstürmer. Spieler wie Gnabry, Coman, Bailey und Diaby hatten aber eher einen schweren Stand in diesem Duell, weil schlicht verhältnismäßig wenig über Außen ging.

Der Speed Alarm zeigt: Hohes Spieltempo, aber kaum überfallartige Konter

Hinzu kommt, dass es in den 90 Minuten nahezu keine überfallartigen Konter gab. Das zeigt auch die Betrachtung des Speed Alarms: Diaby, Davies und Coman kamen mit ihren Sprints zwar alle über 33 km/h, in der Spitze können diese Spieler aber noch gut zwei km/h drauflegen. Und dennoch bestätigt der Speed Alarm meinen Eindruck, wie hoch das Tempo dieses Top-Spiels grundsätzlich war: Von den ligaweit zehn schnellsten Sprintern des 13. Spieltags kamen mit dem bereits erwähnten Trio Diaby, Davies und Coman gleich drei von Leverkusen oder Bayern.

Das Highlight des Spiels war für mich natürlich das Traumtor von Patrik Schick per Volley, das gerade einmal eine Torwahrscheinlichkeit von sieben Prozent hatte. Dass wir uns am Ende in der Nachspielzeit geschlagen geben mussten, war natürlich bitter, vor allem weil wir sehr gut in die Partie gekommen waren. Ich habe in meiner Karriere aber gelernt, solche Niederlagen schnell abzuhaken und nach vorne zu schauen. Wir werden im neuen Jahr wieder angreifen und die Bayern hoffentlich weiterhin ordentlich unter Druck setzen.

>>> Simon Rolfes über xGoals
>>> Simon Rolfes über die Realformation
>>> Simon Rolfes über den Speed Alarm

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