Bundesliga
Wolfsburg - Unter Peter Bosz spielt Bayer 04 Leverkusen spektakulären Fußball, gegen Wolfsburg hat sich das Team dafür auch belohnt. Mit Offensivpower will Bayer nun auch die Bayern bezwingen.
Darauf hatte Peter Bosz lange gewartet. Nach 483 Tagen durfte er endlich wieder das Gefühl eines Bundesliga-Sieges genießen. "Hier sitzt ein zufriedener Trainer", sagte ein lächelnder Bosz auf der Pressekonferenz nach dem verdienten 3:0 (1:0) von Bayer Leverkusen beim VfL Wolfsburg. Sein krachendes Ende bei Borussia Dortmund hatte Zweifel an der praktischen Umsetzung seines auf totale Offensive ausgerichteten Spielstils aufkommen lassen. Auch deshalb war der Niederländer über seinen ersten Sieg im zweiten Spiel als Bayer-Coach froh. Er monierte zwar die mangelhafte Chancenauswertung und leichtfertigen Ballverluste, "aber wenn das alles besser wird...", sagte der frühere Trainer von Ajax Amsterdam.
Den Satz brauchte er nicht zu Ende sprechen. Jeder der 21.736 Zuschauer in der Wolfsburger Arena und die Fans am Fernseher sahen, dass Leverkusen dann eine der besten Mannschaften in der Liga stellt. Allein die Torschützen Kai Havertz (45., Foulelfmeter), Kevin Volland (62.) und Julian Brandt (88.) bringen so viel Offensivtalent mit, dass das System von Bosz tatsächlich wie für sie gemalt scheint. "Deswegen haben wir es ja auch gemacht", sagte Sport-Geschäftsführer Rudi Völler mit Blick auf den Trainerwechsel von Heiko Herrlich zu Bosz, der nach dem erfolgreichen Schlussspurt vor der Winterpause nicht überall auf Verständnis stieß.
Doch schon die unnötige Niederlage zum Rückrundenstart gegen Borussia Mönchengladbach (0:1) mit 21 Torschüssen war ein Achtungszeichen, der Sieg in Wolfsburg erst recht. Die Europapokal-Plätze sind wieder in Reichweite. "Das neue Spielsystem ist sehr laufintensiv, aber es macht mir sehr viel Spaß", sagte Nationalspieler Brandt: "Wenn der Ball mal richtig läuft, dann spielen wir einen sehr schönen Fußball. Und heute war es endlich auch mal ein effektiver Fußball."
Darüber lässt sich allerdings streiten. Insgesamt 23 Torschüsse gaben Brandt und Co. ab, einige von ihnen waren Riesenchancen. Kapitän Lars Bender betonte deshalb, dass es noch "Luft nach oben" gebe. "3:0 hört sich ganz hübsch an", sagte Bender, "aber am Ende kann das Spiel auch eine andere Wende bekommen." Vor allem, wenn sich der Videoschiedsrichter beim vermeintlichen 1:2-Anschlusstreffer durch Renato Steffen (66.) wegen hauchdünnen Abseits nicht eingeschaltet hätte. So aber gehen die Leverkusener mit Selbstbewusstsein in das schwere Heimspiel am kommenden Samstag gegen Bayern München.
Ob er sein offensives System gegen den Rekordmeister modifiziert, ließ Bosz offen. Seine Spieler wussten jedoch schon mehr. "Das ist sein System, daran glaubt er, damit identifiziert er sich", sagte Bender: "Ich glaube nicht, dass er von seiner Marschroute abweicht."
SID