Bundesliga
Seinen Namen hatte bis vor Kurzem niemand auf dem Zettel, aber nach einer traumhaften Woche mit Startelf-Debüt in der Champions League und Siegtor beim VfB Stuttgart ist Ansgar Knauff plötzlich in aller Munde. 2014 wurde er auf einem D-Jugend-Turnier von Jürgen Klopp entdeckt.
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Manchmal muss man einfach zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort sein: Im September 2014 war das bei Ansgar Knauff der Fall. Der damals 12-Jährige hatte sich mit der D-Jugend der SVG Göttingen bei einem Jugendturnier von BVB-Sponsor Opel in den Vordergrund gespielt. Schirmherr beim Finale war kein Geringerer als der damalige Dortmunder Trainer Jürgen Klopp. Der hatte sich die Zeit genommen, die Finalspiele höchstpersönlich anzuschauen und dabei war ihm dieser Junge sofort aufgefallen.
Knauff wurde von Klopp an diesem Nachmittag nicht nur als Spieler des Turniers ausgezeichnet, er erhielt auch ein Paar der neuesten Fußballschuhe von Marco Reus und eine Einladung zum Probetraining der U13 von Borussia Dortmund. Dort hinterließ er zwar einen guten Eindruck, aufgrund der großen Distanz zu Göttingen landete Knauff aber erst zwei Jahre später, über den Umweg Hannover 96, beim BVB.
Dass Knauff einige Jahre später selbst an der Seite von Reus spielen würde, macht die Sache nun rund. In seinen ersten Profiminuten für die Schwarz-Gelben hat der inzwischen 19-Jährige enormen Eindruck hinterlassen: Eine sehenswerte Tor-Vorlage bei seinem Bundesliga-Debüt gegen den 1. FC Köln, ein ansprechendes Startelf-Debüt in der Champions League gegen Manchester City und dann direkt der Torschütze des goldenen Siegtreffers gegen den VfB Stuttgart. Und was für einer: Als wäre er schon seit Jahren dabei, dribbelte Knauff mehrere Gegenspieler auf engstem Raum aus und versenkte den Ball aus der zweiten Reihe. Die Torwahrscheinlichkeit lag gerade einmal bei 5 Prozent.
Knauff überzeugt mit Unbekümmertheit, Tempo und einer bemerkenswerten Ruhe. „Ich bin reingekommen und wollte unbedingt das Spiel gewinnen. Ich freue mich einfach, dass es geklappt hat", sagte der Dortmunder Held nach der Partie in Stuttgart bescheiden. Mitspieler Jude Bellingham wählte da auf Instagram schon euphorischere Worte: „Halloooo superstar“, kommentierte der Engländer ein Knauff-Bild.
Nach gerade einmal 63 Bundesliga-Minuten ist ein solches Prädikat natürlich noch etwas verfrüht, aber auch in dieser kurzen Zeit konnte der Flügelstürmer zeigen, welche Qualitäten in ihm schlummern. Sein Trainer Edin Terzic beschreibt die Stärken von Ansgar Knauff so: „Er kann im Eins-gegen-Eins vorbeifliegen und den Abschluss suchen“, so der BVB-Coach. Eigentlich dürfte er diese Fähigkeiten noch für die U19 von Borussia Dortmund unter Beweis stellen, aber nach nur einem Einsatz wurde er sofort befördert und spielte fortan in der zweiten Mannschaft (22 Einsätze, sieben Tore in dieser Saison).
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Vermutlich werden nicht mehr allzu viele Einsätze in der Regionalliga hinzukommen – denn sein Platz dürfte jetzt dauerhaft bei den Profis sein. Argumente dafür hat Knauff haufenweise geliefert, denn der gebürtige Göttinger ist bezogen auf seine Einsatzzeit der Topscorer dieser Bundesliga-Saison. Alle 32 Minuten war er bislang direkt an einem Treffer beteiligt – da kann selbst Robert Lewandowski (51 Minuten pro Scorerpunkt) nicht mithalten.
Seine Torbeteiligungen sind aber bei weitem nicht die einzige beeindruckende Statistik. 26 Zweikämpfe führte Knauff bislang in der Bundesliga. 17 davon konnte er für sich entscheiden. Die Quote von 65 Prozent ist herausragend für einen Offensivspieler und wird beim BVB nur von Lukasz Piszczek (73 Prozent) und Mats Hummels (66 Prozent) übertroffen. Natürlich wird er diesen Schnitt – ebenso wie die Minuten pro Torbeteiligung – bei mehr Einsatzzeit kaum halten können, aber es veranschaulicht, dass er sich in der Bundesliga behaupten kann.
Die von Terzic angesprochene Geschwindigkeit ist bei jedem Antritt augenscheinlich, lässt sich aber auch in der Statistik ablesen: 34,1 km/h stehen für Knauff bereits als Höchstwert zu Buche. Von Dortmunds Offensivspielern wird das nur von Youssoufa Moukoko (34,7) und Erling Haaland (36) übertroffen. Gerade mit Haaland scheint die Chemie auf dem Platz auch perfekt zu stimmen, denn in Köln servierte Knauff nach feinem Solo und präziser Hereingabe für den Norweger und in Stuttgart legte Haaland dem Youngster sein erstes Bundesliga-Tor auf.
Gut möglich, dass Edin Terzic im Rückspiel gegen Manchester City wie schon im Hinspiel von Beginn an auf die Qualitäten von Knauff setzt. Einige Debüts hat der Rechtsfuß ja schließlich noch vor sich: Erster Treffer oder erste Torvorlage in der Champions League zum Beispiel. Sollte ihm dies am Mittwoch gegen einen der größten Konkurrenten des FC Liverpool gelingen, würde es Jürgen Klopp bestimmt doppelt freuen.
Florian Reinecke