Bundesliga
Amtierender Torschützenkönig, Zweikampfmonster, Bessermacher: Niclas Füllkrug bringt alles mit, um Borussia Dortmund auf ein neues Level zu heben und im Kampf um die deutsche Meisterschaft in dieser Saison den entscheidenden Unterschied zu machen.
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Borussia Dortmund hat sich mit einer echten Sturmkante verstärkt: Niclas Füllkrug kommt vom SV Werder Bremen in den Signal Iduna Park und kämpft mit dem BVB künftig um die deutsche Meisterschaft. Damit konnte die Borussia die Kaderplanstelle im Sturm schließen - ein torgefährlicher Spieler, der mit oder statt Sebastien Haller auflaufen kann. Vor allem, sollte dieser im Januar zum Africa-Cup reisen.
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Mit dem Torschützenkönig des Vorjahres gelang dies auch hochkarätig: 16 Treffer steuerte er als Stürmer des frischen Aufsteigers Bremen bei und war dadurch mitentscheidend am sicheren Klassenerhalt von Werder. Zum letzten Mal holte ein SVW-Stürmer diese Krone 2005/06, als Miroslav Klose mit 17 Toren die Torjägerkanone in die Höhe reckte. Obendrauf steuerte Füllkrug noch fünf Torvorlagen für seine Kollegen bei und schraubte sich dadurch auch bei den Top-Scorern auf Rang 3. Diese Saison war "Lücke" noch glücklos. Er gab zwar mit fünf die meisten Bremer Torschüsse ab, traf aber nur in der 1. Pokalrunde und nicht an den zwei bisherigen Bundesliga-Spieltagen.
Mit Jude Bellingham hat der BVB im Sommer einen Spieler verloren, der für den großen Unterschied in einem Spiel sorgen kann. Der das Heft des Handelns in die Hand nimmt und nicht zu stoppen ist. Das gilt auch für Füllkrug. Starke sieben seiner 16 Treffer erzielte der Stürmer in der vergangenen Saison zur 1:0-Führung seines Teams. In der Bundesliga konnte nur Vincenzo Grifo so oft den ersten Impuls geben.
Doch auch der letzte Impuls gehört dem 30-Jährigen: Seine acht Treffer in der Schlussviertelstunde sind alleiniger Höchstwert der Liga. Zudem trifft er am liebsten dort, wo es alle Fans sehen: zuhause. Zehn Tore schoss er in Heimspielen - niemand mehr.
Füllkrug ist vor allem ein Brecher im gegnerischen Strafraum. Vier Tore erzielte er per Kopf - das war der zweite Platz im Saisonranking. Ebenfalls vier Mal versenkte er die Flanken seiner Mitspieler im Netz - auch das ist zweithöchster Bundesliga-Wert nach Frankfurts Topstürmer Randal Kolo Muani. Wenn es hart auf hart kommt, Borussia Dortmund ein Tor braucht und man viel Ballbesitz rund um den gegnerischen Strafraum hat - dann ist Füllkrug am stärksten.
Doch der Angreifer kann nicht nur knipsen - ihn darauf zu reduzieren, würde ihm trotz seiner großen Stärke im Strafraum absolut nicht gerecht werden. Er spielt auch als "Wandstürmer" auf einem sehr hohen Niveau. Man kann ihn hoch wie flach anspielen, er lässt Bälle prallen oder macht sie fest und bringt seine Mitspieler ins Spiel. Besonders gegen hohes Pressing bietet er dem BVB somit eine Befreiungsstation auch mal über den hohen Ball. Damit kann er den entscheidenden Unterschied auch defensiv machen: Die Verteidiger müssen sich nicht riskant hinten herausspielen, sondern können unter hohem Druck in seine Richtung feuern und er kümmert sich um den Rest. Ein Segen für jeden Innenverteidiger.
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Doch auch gegen den Ball gewinnt er ein Duell nach dem nächsten - vor allem führt er extrem viele Zweikämpfe. Insbesondere behauptet er sich dann in der Luft gut, doch auch im Pressing ist er voll auf Trab: Seine 49 geführten Zweikämpfe an den ersten zwei Spieltagen sind Spitzenwert bei Bremen. Mit 28 Zweikämpfen pro 90 Minuten in der Vorsaison bringt er auch eine ganz neue Intensität ins Dortmunder Spiel: Sein neuer Sturmkollege Sebastien Haller kam in 90 Spielminuten nur auf 21 Duelle, Youssoufa Moukoko sogar noch auf zwei weniger. Füllkrug sorgt beim Gegner dauerhaft für Stress.
Und immer wieder gewinnt er auch den Ball. In der letzten Saison gewann er für einen Stürmer starke 47 Prozent seiner Zweikämpfe um den Ball - in der laufenden Saison konnte er von seinen 49 Duellen sogar überragende 29 gewinnen - das ergibt eine Zweikampfquote von rund 59 Prozent. Damit liegt er in den Top-3 der Sturm-Duellanten, wobei Luca Pfeiffer (67 Prozent) und Davie Selke (65 Prozent) jeweils weniger als 20 Zweikämpfe geführt haben.
Niclas Füllkrug ist nicht den üblichen Karriereweg der Topstars und Torschützenkönige gegangen. Nach einer starken Jugendzeit bei Werder Bremen konnte er sich in mehreren Saisons bei den Profis nicht durchsetzen und wurde 2013/14 an die SpVgg Greuther Fürth verliehen. Dort überzeugte er mit guten Leistungen und wechselte anschließend zum 1. FC Nürnberg. Nach einem guten Jahr mit zwar nur drei Treffern, aber sieben Torvorlagen, ging es für ihn im zweiten Jahr richtig ab: 14 Treffer erzielte er für Nürnberg und erkämpfte - wie schon bei Fürth - die Relegation. Doch wie beim Kleeblatt scheiterte sein Klub gegen den Erstligisten.
Doch für Füllkrug ging es nach einer sehr starken Saison eine Station weiter: zu Hannover 96. Auch dort spielte er eine ordentliche Spielzeit, die im Mannschaftsverbund aber zum Aufstieg reichte. Und im zweiten Jahr bewies er es schon einmal als Aufsteiger im Oberhaus: 14 Treffer sorgten auch bei Hannover 96 für den Klassenerhalt 2017/18. In der Folgesaison fiel "Lücke" aufgrund eines Knorpelschadens lange aus, konnte nur 14 Spiele absolvieren. Für 96 ging es wieder nach unten.
Doch dann gab es die Möglichkeit, ein unabgeschlossenes Kapitel zu vollenden: Im Sommer 2019 kehrte er zu seinem Jugendklub SV Werder Bremen zurück. Erneut zeigte er sofort, dass er helfen kann - wurde aber von Verletzungen zurückgeworfen. Vier Treffer in acht Partien 2019/20 und sechs in 19 Spielen 2020/21 deuteten sein Potenzial ganz klar an. Doch auch wenn Bremen 2021 in die 2. Bundesliga zurück müsste, war Füllkrug nun gesund und in Topform: Nach einem unrunden Start mit zehn Spielen ohne Tor zündete bei ihm der Turbo. In den folgenden 23 Einsätzen schoss er starke 19 Tore - davon 14 in der Rückrunde, persönlicher Saisonrekord. Dazu legte er sechs weitere Tore auf - auch das war ein persönlicher Rekord.
Wohin das in der abgelaufenen Saison führte, ist bekannt: Als Aufsteiger zerschoss Füllkrug die Bundesliga, holte sich die Torjägerkanone... und spielte sich in die deutsche Nationalmannschaft! Auch auf Weltklasse-Niveau macht der Knipser nicht halt: Bei drei Einwechslungen bei der Weltmeisterschaft 2022 in Katar erzielte er starke zwei Tore. Insgesamt kommt Niclas Füllkrug in neun Partien der DFB-Elf auf sieben Tore - ein Treffer alle 51 Spielminuten. Knipst er für Borussia Dortmund auch nur annähernd in dieser Frequenz, wird er trotz kleinem "Fehlstart" auch 2023/24 wieder um die Torjägerkanone mitspielen! Dass er mit späten Starts umgehen kann, zeigte er ja bereits 2021/22...
Niklas Staiger