Bundesliga

2024-12-22T19:30:00Z

Auswärtsfluch gebrochen: Der BVB geht mit Schwung in die Pause

Gelöste Borussia: Julian Brandt und Co. brechen den Auswärtsfluch
Gelöste Borussia: Julian Brandt und Co. brechen den Auswärtsfluch

Na, es geht doch! Borussia Dortmund hat seinen ersten Bundesliga-Auswärtssieg in dieser Saison eingefahren. Dank des Dreiers beim VfL Wolfsburg überwintert Schwarz-Gelb auf Rang fünf und hat die Champions-League-Plätze wieder im Blick.

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Nahe der Strafraumgrenze hat Jamie Gittens einen Tick zu viel Platz und nutzt diesen in der 18. Spielminute zu einem tollen Steckpass in den Sechzehner zu Serhou Guirassy. Der Knipser des BVB nimmt das Rund schön mit der rechten Sohle mit und dreht sich in einer fließenden Bewegung auf in Richtung Tor. Borussia Dortmunds Knipser ist 13 Meter vor dem gegnerischen Kasten ohne Gegnerdruck, hat nur noch Keeper Kamil Grabara vor sich - und donnert die Kugel scharf einige Meter über den Querbalken.

Der Guineer fasst sich mit beiden Händen an den Kopf, kann es nicht fassen. Wie zahlreiche der nach Wolfsburg mitgereisten Anhänger der Dortmunder wird sich der Stürmer wohl gedacht haben: "Geht das denn jetzt schon wieder los?!" Der BVB und auswärts - das passt in dieser Saison einfach nicht. Während die Borussia daheim die meisten Punkte aller Bundesliga-Clubs eingefahren hat (20), hatte sie bis zum Sonntag in der Fremde gerade mal zwei Zählerchen eingefahren. Also so viele Aufsteiger Kiel oder Augsburg. Nur Schlusslicht Bochum hatte mit einem Auswärtspunkt noch weniger Zählbares aus fremden Stadien mitgenommen.

Doch am Sonntagabend, beim letzten Bundesliga-Spiel vor der Winterpause, beendete der BVB diesen vermaledeiten Auswärtsfluch. Sieben Minuten nach Guirassys Verzweiflung wich diese vom Angreifer und wandelte sich zu purer Erleichterung bei den in dieser Saison so oft gebeutelten Dortmundern: Nach einer Ecke netzte Donyell Malen aus kurzer Distanz ein.

Nur 180 Sekunden später ging es weiter mit der Jubelei: Der furios aufspielende Julian Brandt steckte grandios zu Maximilian Beier durch und mit dem rechten Außenrist schweißte dieser die Kugel gegen den linken Innenpfosten und ins Tor (28.). Zwei Minuten später war es Dortmunds Spielmacher höchstselbst, der nach Vorlage Beiers auf 3:0 stellte. "Uns ist ein großer Stein vom Herzen gefallen heute. Wir haben wahnsinnig viele Chancen herausgespielt, hätten fünf oder sechs Tore im ersten Durchgang erzielen können", frohlockte Sportdirektor Sebastian Kehl.

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Dortmund spielt wie entfesselt

7:0 Torschüsse in den ersten 30 Spielminuten, drei davon gingen direkt aufs Tor des VfL Wolfsburg und waren drin. Effizienz pur von Nuri Şahins Mannschaft, der im vergangenen Halbjahr immer wieder die Zielstrebigkeit auf fremdem Geläuf abhanden gekommen war. Erstmals in dieser Saison gelangen dem Champions-League-Finalisten 2024 drei Bundesliga-Treffer in den ersten 30 Minuten. Und: Zum ersten Mal gab es mehr als nur ein Auswärtstor zu bejubeln.

Dortmund ließ sich trotz Führung nicht beirren, spielte weiter mit Elan nach vorne und arbeitete weiter aggressiv gegen den Ball, ließ die Hausherren überhaupt nicht zur Entfaltung kommen. Gerade mal zwei Abschlüsse vom VfL (0,2 xGoals) ließen die Borussen (2,2 xGoals) bis zur Pause zu. Es waren zweifelsohne die besten 45 Auswärtsminuten des BVB in dieser Bundesliga-Saison. "Es war eine sehr gute erste Halbzeit. Wir waren richtig effizient im ersten Durchgang", freute sich Zweifach-Scorer Beier nach dem Spiel.

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"Aufgrund unserer Dominanz in der ersten Halbzeit ist dieser Sieg verdient", schlug Şahin in die gleiche Kerbe, gab aber auch zu: "Während des Spiels hab ich dann schon meine Assistenztrainer gefragt, ob ich in der Pause etwas Falsches gesagt habe", doch Łukasz Piszczek und Co. versicherten dem Jung-Chef, dass es daran nicht liegen konnte. "Wir müssen einfach konstant werden. Denn wir sind eigentlich gut. Richtig, richtig gut", ist sich Şahin sicher, wenn er über seine Mannschaft spricht.

Donyell Malen mit dem Brustlöser

Erfolgreiche Reifeprüfung des BVB

Der erste Auswärtssieg war nämlich wahrlich kein Zuckerschlecken. Die "Wölfe" kamen extrem bissig aus der Kabine, schon in der 49. Minute konnte sich der BVB bei seinem starken Keeper Gregor Kobel bedanken, der den allein auf ihn zulaufenden Joker Lukas Nmecha mit einer überragenden Parade am Treffer hinderte. Wolfsburg wurde immer dominanter (66 Prozent Ballbesitz), zwang Dortmund zum tiefen Verteidigen - und belohnte sich für den gezeigten spielerischen Mut mit einem Kopfballtor durch Denis Vavro (58.).

Eine richtige Reifeprüfung wurde es für die Dortmunder vier Zeigerumdrehungen später: Der agile Joker Nmecha wurde links hinter die BVB-Kette geschickt - und von Pascal Groß vor dem Eindringen in den Strafraum zu Fall gebracht. Notbremse, Platzweis, Unterzahl, aufdrehende Wolfsburger - und dann auch noch auswärts! "Geht das denn schon wieder los?!", werden sich da einige Anhänger der Schwarz-Gelben gefragt haben. Doch Şahins Team gab eine laute und deutliche Antwort auf diese Frage: Nein!

Der Coach stellte um, brachte Abwehr-Ass Waldemar Anton, setzte auf noch engere Räume in und um den eigenen Strafraum. Mit Mann und Maus verteidigte Dortmund leidenschaftlich wie clever und setzte mit Kontern vereinzelt Nadelstiche. Wolfsburg, das zuletzt acht seiner neun vergangenen Pflichtspiele nicht verloren hatte (darunter ein 1:0 gegen den BVB im Pokal), kam einfach nicht mehr durch. "Ich freue mich sehr über den Sieg. Das Spiel repräsentiert ganz gut unser letztes Halbjahr: Starke erste Halbzeit und wieder laufen wir nach der Pause viel hinterher und verteidigen in Unterzahl eigentlich nur noch. Das ist nicht gut, da müssen wir souveräner und erwachsener werden", sagte Matchwinner Brandt nach dem Spiel.

Darts-Jubel von Beier: "Ich bin auf Bull gegangen, musste ja finishen!"

Nach der Pause wartet ein richtige Kracher auf den BVB

Durch diesen, laut Brandt, "immens wichtigen Dreier" auf fremdem Platz kletterte Dortmund in der Auswärtstabelle auf Platz 13 und ist mit 25 Zählern nun Sechster in der Bundesliga. Gerade mal drei Pünktchen hat man jetzt nur noch Rückstand auf einen der anvisierten Champions-League-Plätze.

Dass die Borussia dort hingehört, kann sie auch direkt nach der Winterpause unter Beweis stellen: Am 10. Januar ist zuletzt wieder furios aufspielende Deutsche Meister aus Leverkusen zu Gast bei den Dortmundern. "Wir wollen nach der Pause einen Reset starten. Es ist nicht unser Anspruch, Sechster zu sein", gab Beier nach dem Spiel die Richtung vor.

In der Bundesliga auf Kurs, in der Königsklasse auch nur einen Zähler hinter der sicheren Qualifikation fürs Achtelfinale: Şahin und sein Team können mit breiter Brust in die Winterpause gehen. Nach dem ersten Auswärtssieg wird die Dortmunder Profis wieder ein Gedanke mit den Fans einen: Aus einem "Geht das schon wieder so los?" ist nach dem 3:1 in Wolfsburg ein "Wann geht's endlich wieder los?" geworden.

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