Bundesliga
Die Wut im Bauch der Fohlen hätte vor dem rheinischen Derby nicht größer sein können: Drei Spiele hatte Borussia Mönchengladbach zuletzt gegen den 1. FC Köln verloren. Hinzu kam eine 1:5-Niederlage am vergangenen Spieltag gegen den SV Werder Bremen. Die Mannschaft von Cheftrainer Daniel Farke zeigte die perfekte Reaktion und gewann gegen den großen Rivalen aus der Nachbarschaft 5:2.
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Nach dem Schlusspfiff fiel alles ab von den Fohlen. Mit einem enormen Druck war Borussia Mönchengladbach in die Partie gegen den 1. FC Köln gegangen. Hätten die Spieler im rheinischen Derby versagt, hätten sie nach der Vorstellung der vergangenen Woche bei den Fans wohl den meisten Kredit, den sie sich durch einen guten Saisonstart aufgebaut haben, schon wieder verspielt gehabt. Haben sie aber nicht. Stattdessen standen sie nach dem Spiel Arm in Arm vor der Nordkurve und feierten mit dem Anhang den überzeugenden 5:2-Erfolg.
"Dieser Sieg geht runter wie Öl", sagte ein zufriedener Jonas Hofmann. "Das war ein rundum gelungener Nachmittag." Hofmann hatte an diesem Nachmittag mehrmals im Mittelpunkt gestanden, hatte zwei Tore (1:0 durch Marvin Friedrich, 4:1 durch Ramy Bensebaini) aufgelegt, einen Elfmeter verschuldet und einen herausgeholt. Wegen dem Foul an seiner Person war Kölns Florian Kainz zum Ende der der ersten Hälfte mit Gelb-Rot vom Platz geflogen, für den Gladbacher Sieg sicher ein entscheidendes Kriterium.
Denn bis dahin hatte der FC die Borussen vor eine schwere Aufgabe gestellt. Und auch wenn der Gastgeber spielerisch die bessere Mannschaft war, Köln machte seine Aufgabe gut. "In der ersten Halbzeit hat man gesehen, wieso die Kölner in den vergangenen Monaten so selten verloren haben. Sie sind sehr intensiv im Pressing und brutal kompakt im Zentrum. Da muss man es taktisch sehr clever machen und die Angriffe geduldig vorbereiten", erklärte Trainer Farke, der in der Vorbereitung auf die Partie alles richtig gemacht hatte.
Wenn einer weiß, was Derby bedeutet, dann wohl der 45-Jährige, der in den letzten Jahren bei Norwich City in England das eine oder andere Nachbarschaftsduell miterlebt hat. "Wir waren heute total heiß, das hat man auf dem Platz gesehen. Der Trainer hat uns sehr gut auf den Gegner eingestellt", erklärte Friedrich, der den Borussen mit seinem Kopfballtreffer zum 1:0 den Weg zum Erfolg ebnete. "Ich bin froh, dass ich der Mannschaft mit meinem Führungstreffer helfen konnte." Ausgerechnet im Derby erzielte er seinen ersten Treffer für den neuen Club und profitierte dabei davon, dass Köln Gladbachs und seine Stärke nach Ecken wohl etwas unterschätzt hatte.
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Auch wenn postwendend auf die Führung der Ausgleich folgte, Die Borussen blieben ihrer Linie treu und verloren nie ihren Faden, der da lautete: den Gegner zurechtlegen. "Wir haben bewusst mit vielen Spielverlagerungen agiert, denn nur so kann man diese Kölner Mannschaft knacken. Die Art und Weise, wie wir das Spiel gestaltet haben, war gut, obwohl wir in Überzahl komischerweise weniger Dominanz ausgestrahlt haben als zuvor beim Elf-gegen-Elf", erklärte Christoph Kramer den Schlüssel zum Erfolg.
Allerdings war die Partie kurz nach Wiederanpfiff ohnehin bereits so gut wie gelaufen. Zwei Minuten nach der Pause legte Lars Stindl das 3:1 nach, was dem FC endgültig den Zahn zog. Wenig später legte Ramy Bensebaini nach, in dem er den Doppelpack schnürte. Ausgerechnet der Linksverteidiger blühte nach der schwachen Leistung in der Vorwoche gegen Bremen, wo er noch ein Eigentor erzielt hatte, förmlich auf. "Ramy ist ein außergewöhnlicher Spieler, für mich der kompletteste Linksverteidiger der Bundesliga", schwärmte Farke und schob alle Zweifel am Algerier mit einem großen Vergleich zur Seite: "Früher hat Ottmar Hitzfeld Bixente Lizarazu nach einer schlechten Halbzeit ja auch nicht in Frage gestellt."
Kölns Trainer Steffen Baumgart, der noch zwei weitere Gegentreffer hinnehmen musste, aber auch ein zweites Tor seiner Mannschaft sah, befand: "Die Gladbacher haben es dann in Überzahl sehr gut gemacht. Sie haben den Ball laufen lassen und uns in der einen oder anderen Situation gut ausgespielt".
Am Ende lautete das Ergebnis 5:2 - die beiden Schlusspunkte setzten Kölns Denis Huseinbasic und Borussias Topstürmer Marcus Thuram - und Gladbach hatte sich die Macht am Rhein nach einer kleinen Durststrecke zurückerobert. Gegen keinen anderen Club siegten die Fohlen in der Bundesliga so oft (52 Mal, bei 27 Niederlagen) und schossen so viele Tore (188) wie gegen den 1. FC Köln. Es war das torreichste Derby seit über 40 Jahren, mit dem Sieg zogen die Borussen auch in der Tabelle am Rivalen vorbei und kletterten auf einen guten sechsten Platz. Ein rundum gelungener Nachmittag eben, der allen Gladbachern wieder viel Selbstvertrauen geben wird.