Bundesliga
Es war DIE Szene des an spektakulären Sequenzen bei weitem nicht armen 3:3 (3:0) der DFB-Elf gegen Italien. Während Gianluigi Donnarumma nach einer deutschen Chance noch seine Vorderleute zusammenfaltet und meterweit vor seinem Kasten steht, führt Joshua Kimmich die fällige Ecke blitzschnell aus und bedient Jamal Musiala im Zentrum, der den Ball nur noch über die Linie drücken muss. Entscheidend bei dieser Aktion: das blitzschnelle Handeln des Balljungen, der durch diese Aktion zum unwahrscheinlichen Helden von Dortmund avancierte.
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"Ich stand an der Eckfahne und hab gesehen, dass Kimmich und ich Augenkontakt hatten und dass er den Ball brauchte. Ich hab ihm den Ball sofort zugeworfen und dann ist das Tor passiert. Ich hab mich riesig gefreut", verriet Noel Urbaniak gegenüber RTL nach der Partie. Der 15-jährige Schüler hat sich durch seinen Einsatz auch ein großes Lob vom Bundestrainer verdient. "Von allen dreien absolute Weltklasse. Sehr schlau, unfassbar schlau, das machen sie sehr gut", beurteilte Julian Nagelsmann nach der Partie das kongeniale Zusammenspiel von Urbaniak, Kimmich und Musiala und der Torschütze befand: "Es ist sein Assist."
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Ein Assist zu einem der kuriosesten Tore der deutschen Länderspielhistorie, das aber wohl weniger zufällig entstand, als es den Anschein hatte. Auf die Nachfrage, ob man bei Donnarumma im Vorfeld eine Tendenz zur Unaufmerksamkeit ausgemacht hatte, antwortetete Kimmich grinsend: "Man bereitet sich schon ein bisschen auf den Gegner vor." Nach dem spektakulären Duell suchte DFB-Kapitän Joshua Kimmich Urbaniak am Seitenrand auf, bedankte sich für die Vorlage zu seiner Ecke. Als Präsent gab es zudem einen unterschriebenen Spielball und ein Erinnerungsfoto fürs eigene Zimmer.
Der DFB-Kapitän hat vielleicht auch deshalb so aktiv Augenkontakt mit dem Balljungen gesucht und die Kugel gefordert, weil er schon am eigenen Leib miterlebt hat, wie entscheidend so eine Aktion sein kann. Im September 2017 war es Andrej Kramarić, der einen Hoffenheimer Einwurf mithilfe des Balljungen blitzschnell ausführte und damit Mark Uth bediente, der zum 1:0 gegen den FC Bayern traf. Da halfen auch die lautstarken Proteste des damals 22-jährigen Kimmich nichts. Hoffenheim bezwang den Rekordmeister mit 2:0 – und an der Seitenlinie jubelte Julian Nagelsmann über den Erfolg seines Teams.
Wenn man diese Szene als Vorbild nimmt, steht Noel Urbaniak, der derzeit für den Dortmunder Club Hombrucher SV spielt, eine große sportliche Zukunft bevor. Der Hoffenheimer Balljunge debütierte nämlich genau 1.708 Tage nach seiner Vorlage für Kramaric für die TSG – übrigens an der Seite des Kroaten. Umut Tohumcu war es, der Jahre vor seinem ersten Bundesliga-Einsatz bereits seine erste Torbeteiligung sammelte.
Die Kontaktdaten von Urbaniak hat der DFB jedenfalls, denn Sportdirektor Rudi Völler verriet, dass man dem Schüler "ein kleines Päckchen" zusenden werde – plus eine Karte für das nächste Heimspiel. Dieses Heimspiel ist nun auch dank Urbaniak das Nations-League-Halbfinale gegen Portugal in München. Vielleicht sollte man ihm aber statt einem Platz auf der Tribüne lieber wieder einen hinter der Bande geben, auf Eckfahnenhöhe wäre gut. Und wer weiß: Vielleicht folgt in etwa 1.700 Tagen dann auch der erste Einsatz vor der Bande. Tohumcu hat vorgemacht, wie es geht.