Dem Gala-Auftritt folgt das große Zittern

Mit dem 2:1-Erfolg aus dem Hinspiel im Rücken und vier Änderungen an der Startelf ging die DFB-Elf in Dortmund in das Rückspiel gegen Italien. Julian Nagelsmann schenkte dabei Nico Schlotterbeck, Maximilian Mittelstädt, Angelo Stiller und Tim Kleindienst das Vertrauen und hatte zuvor die klare Marschrichtung vorgegeben. Kein Taktieren, nein, ein weiterer Sieg sollte auf dem erhofften Weg ins Halbfinale her. 

Und die deutsche Nationalmannschaft begann gleich wie entfesselt, drängte die Gäste tief in die eigene Hälfte und gab das komplette Tempo vor. Dennoch dauerte es eine halbe Stunde und benötigte einen Elfmeter, bis sich die DFB-Elf für ihren Einsatz auch belohnte. Alessandro Buongiorno hielt Kleindienst im Strafraum am Trikot und Joshua Kimmich traf punktgenau ins linke untere Eck zum verdienten 1:0 (30.).

Italien zeigte sich geschockt und nahezu lethargisch. Nachdem Gianluigi Donnarumma einen Kopfball von Kleindienst noch auf Kosten einer Ecke über die Latte gelenkt hatte, schlief die gesamte Squadra Azzurra beim anschließenden, schnell ausgeführten Standard. Jamal Musiala musste die flache Hereingabe somit nur noch ins verwaiste Tor einschieben (36.). Ein wahrer Geniestreich und ein irrer Treffer!

Gekrönt wurde die deutsche Gala-Vorstellung im ersten Durchgang schließlich von Kleindienst, dessen Kopfball nach Vorlage von Kimmich Donnarumma nur noch hinter der Torlinie parieren konnte (45.). Mit dem beruhigenden und verdienten Vorsprung von 3:0 ging es für die Truppe von Nagelsmann schließlich in die Kabine.

Italien musste reagieren und Luciano Spalletti tat dies mit einem Doppelwechsel in der Pause und vermutlich einigen aufrüttelnden Worten in Richtung seiner Mannen. Die Gäste jedenfalls kamen bissiger aus der Kabine und fanden nach einem Fehlpass von Leroy Sané auch auf der Anzeigentafel zurück ins Spiel. Moise Kean traf von der Strafraumgrenze am chancenlosen Oliver Baumann vorbei zum 1:3 ins linke untere Toreck (49.). Und damit nicht genug: Nachdem der Stürmer von der AC Florenz wenig später noch seinen Doppelpack geschnürt hatte (69.), wurde es plötzlich wieder spannend.

Und dann war Deutschland im Glück. Zunächst hatte Schiedsrichter Szymon Marciniak nach einem Zweikampf zwischen Schlotterbeck und Giovanni Di Lorenzo im deutschen Strafraum auf einen Elfmeter für die Gäste entschieden, nahm diesen mit Blick auf den Monitor aber wieder zurück. Der Dortmunder hatte bei seiner Grätsche minimal den Ball gespielt (74.). Das Zittern ging aber weiter und der eingewechselte Debütant Yann Aurel Bisseck sollte helfen, den knappen Vorsprung über die Zeit bringen.

Doch in der Nachspielzeit meldete sich plötzlich ein weiteres Mal der VAR zu Wort und nach einem Handspiel von Mittelstädt bei einem Eckball gab es tatsächlich einen Elfmeter für die Italiener. Giacomo Raspadori nahm sich der Sache an, verwandelte ins obere rechte Eck zum 3:3 (90.+5) und trieb diesen dramatischen "Klassiker" auf die Spitze. Letztlich konnte die kämpfende deutsche Nationalelf einen weiteren Gegentreffer aber verhindern und steht damit im Halbfinale der Nations League, das in Deutschland stattfinden wird.

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