Bundesliga
Die Partie zwischen dem FC Augsburg und dem 1. FC Union Berlin wird das 359. Bundesliga-Spiel sein, das Dr. Felix Brych leiten wird. Zudem wird es auch die letzte Partie des Referees sein: Der Bayer beendet seine erfolgreiche Karriere.
Kein anderer Schiedsrichter hat mehr Spiele in der Bundesliga (358) geleitet, zudem hält er auch in der Champions League den Bestwert (69): Dr. Felix Brych. Der Rekord-Referee dankt am Wochenende ab. Die Partie zwischen dem FC Augsburg und dem 1. FC Union Berlin wird die 359. und letzte des 49 Jahre alten Top-Schiedsrichters.
"Ich gehe mit nur guten Gefühlen. Ich werde an eine tolle Zeit denken und freue mich trotzdem auf das danach", sagt der Schiedsrichter vor seinem letzten Einsatz an der Pfeife. Jedes einzelne Spiel sei es wert gewesen, "alles dafür reinzuhauen." Der zurückhaltende Brych, der sein Auftreten auf dem Rasen so beschreibt, dass es "manchmal wirkte, als wäre ich von einer nicht zu durchbrechenden Eisschicht umgeben", ist nicht nur aufgrund seiner zahlreichen Bestmarken ein Vorreiter im Schiedsrichterwesen.
Schon früh arbeitete Brych mit Psychologen und Ernährungsberatern zusammen – er sah sich selbst als Spitzensportler. Beim Körperfettanteil bewegte sich der Bayer unter dem selbst erklärten Richtwert von zwölf Prozent.
2001 pfiff er seine erste von 139 Partien in der 2. Bundesliga (Duisburg gegen Reutlingen), sein Debüt in der Bundesliga feierte der Jurist drei Jahre später: Er leitete das 1:1 zwischen Hertha und Mainz 05 (1:1).
Zwei Mal wurde Dr. Felix Brych die Ehre zuteil, ein DFB-Pokalfinale zu leiten: 2015 und 2021. Zudem durfte der gebürtige Münchener 2014 ein Europa-League-Finale leiten. Seine wohl wichtigste Partie: das Endspiel in der Champions League 2017.
Das kurioseste Spiel war aber ein anderes: Am 18. Oktober 2013 leitete Brych die Partie zwischen Hoffenheim und Leverkusen – Stefan Kießling köpfte knapp neben das Tor. Wegen eines Lochs im Außennetz gelang der Ball aber ins Tor – das "Phantomtor" ließ der Schiedsrichter fälschlicherweise zählen. "Eine Riesendummheit!", schreibt Brych in seinem Buch Aus kurzer Distanz.
Dass es damals noch keine Torlinientechnologie oder gar einen Video-Assistenten gab, wollte der Ehrgeizling nie als Ausrede gelten lassen: "Wir waren am Vorabend mit unseren Gedanken mehr bei der WM als bei unserer eigentlichen Aufgabe", schrieb der Referee.
Wenige Tage zuvor hatte er zusammen mit seinen Assistenten Mark Borsch und Stefan Lupp die WM-Quali-Spiele zwischen Serbien und Kroatien sowie Bulgarien und Armenien exzellent geleitet – ein so gut wie sicheres Ticket für die Weltmeisterschaft in Brasilien 2014 für das Trio.
Zum Match in Sinsheim "fuhren wir entsprechend euphorisiert." Brych, in dessen Autobiographie Fehler deutlich mehr Raum einnehmen als seine gelungenen Aktionen, arbeitete weiter akribisch an sich, wurde in den Folgejahren mit einem Champions-League-Finale belohnt und leitete bei der EM 2021 fünf Spiele – eine weitere Bestmarke des Schiedsrichters.
Bei seinem 344. Einsatz in der Bundesliga, als er den Rekord von Wolfgang Stark einstellte, riss sich Brych das Kreuzband. Nur neun Monate später agierte er wieder gewohnt souverän an der Pfeife. "Das Comeback mit 49 Jahren nach einem Kreuzbandriss ist noch mal größer als der Rekord", sagte er selbst darüber.
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"Ich hätte mir mehr Anerkennung für meine Leistungen gewünscht. Vermutlich stand ich mir mit meiner distanzierten Haltung jedoch ein wenig selbst im Weg", schrieb Brych in seinem Buch, das sich so liest, wie er als Schiedsrichter agierte: Analytisch, präzise – und in klaren, leisen Tönen.
Wie pflichtbewusst Dr. Felix Brych dabei immer wahr, zeigt die Geschichte nur einen Tag nach seinem Kreuzbandriss: Humpelnd begab er sich in die Sportschule des Landessportbunds Hessen und hielt wie zuvor vereinbart ein Seminar für Jungschiedsrichter. Ein ganz Großer sagt am Wochenende "Servus".