Bundesliga
Eintracht Frankfurt hat Dino Toppmöller als neuen Cheftrainer verpflichtet. Die SGE und der Name Toppmöller – das passt einfach. Mit dem ehemaligen Coach Klaus Toppmöller gibt es nun das erste Vater-Sohn-Paar beim selben Verein. Doch auch Dino hat seine Vorgeschichte bei den Adlerträgern.
>>> Offizieller Transfermarkt: Alle Sommerwechsel
Dino Toppmöller tritt seine erste Station als Cheftrainer im deutschen Profifußball an. Bisher war er schon bei den Profiklubs F91 Düdelingen (2016-2019, Luxemburg) und RE Virton (2019, Belgien) als Trainer unterwegs. 2020 schloss er sich Julian Nagelsmann als Co-Trainer an, agierte in dieser Position drei Jahre – sowohl bei RB Leipzig als auch beim FC Bayern München.
>>> Eintracht Frankfurt macht Dino Toppmöller zum Cheftrainer
Die neue Rolle bei Eintracht Frankfurt ist ein großer Schritt für Toppmöller. Doch SGE-Sportvorstand Markus Krösche war sich sicher, dass er eines Tages Profitrainer werden würde. "Es war nur eine Frage der Zeit, bis Dino Toppmöller in der Bundesliga als Cheftrainer arbeitet", erklärte Krösche und fügte hinzu: "Als ehemaliger Eintracht-Spieler wird Dino, der fließend Englisch und Französisch spricht, keine Probleme haben, sich schnell in Frankfurt zurechtzufinden."
Dino Toppmöller hat bei Eintracht Frankfurt eine ganz besondere Vorgeschichte. Im Juli 2002 wechselte er vom VfL Bochum zum damaligen Zweitligisten aus Hessen. Zwar schaffte er es nicht über die Rolle als Rotationsspieler hinaus, erzielte in seiner Saison bei der SGE aber drei wichtige Tore. Zunächst traf er am 20. Spieltag. Dann vertrat er am 33. Spieltag den ausgefallenen Markus Beierle. Und in diesem Spiel blühte Toppmöller richtig auf, erzielte bereits in der zehnten Minute das 1:0 für die Eintracht bei Rot-Weiß Oberhausen. In der 17. Minute setzte er die Kugel auch zum 2:0 in die Maschen und sicherte der Eintracht damit den wichtigen Sieg.
>>> Rekorde, Jubiläen, Kurioses: Die Zahlen der Saison 2022/23
Die Adlerträger zogen an der SpVgg Greuther Fürth vorbei und landeten auf Platz drei. Auch das zweite Tor sollte sich als extrem wichtig erweisen – denn mit einem Tor weniger wäre der 1. FSV Mainz 05 punktgleich, mit derselben Tordifferenz und den mehr geschossenen Toren vor der Eintracht gewesen. Da SGE (6:3) und Mainz (4:1) am 34. Spieltag jeweils mit +3 Toren gewannen, machte dieses eine Tor aus der Vorwoche den Unterschied: Eintracht Frankfurt stieg in die Bundesliga auf!
"Aufgrund meiner Vergangenheit hatte ich immer ein besonderes Verhältnis zur Eintracht, habe den Weg des Klubs konstant verfolgt", berichtete Dino Toppmöller bei seiner Verpflichtung, "umso mehr freue ich mich nun, wieder Teil der Eintracht sein zu dürfen und möchte die positive Entwicklung vorantreiben."
>>> Die Trends der Saison 2022/23
Das nie verlorene Interesse ist kein Wunder, denn die Verbindungen des neuen Cheftrainers zur Eintracht sind noch größer als nur seine Spielerkarriere bei der SGE. Aktuell in der Verantwortung stehen mit Sportvorstand Markus Krösche und Sportdirektor Timmo Hardung zwei alte Bekannte. Die drei arbeiteten gemeinsam bei Leipzig und kennen sich daher gut.
Nicht nur in der Gegenwart, auch in der Vergangenheit gab es weitere Verbindungen zur Mainmetropole. Als Dino Toppmöller gerade einmal zwölf Jahre alt war, sah er seinem Vater Klaus Toppmöller zu, wie er bereits Eintracht Frankfurt coachte – 1993/94 in der Bundesliga, dem DFB-Pokal und im UEFA-Cup.
>>> Bist du ein Experte? Finde es im Quiz zur Saison 2022/23 heraus!
Damit ist Eintracht Frankfurt der erste Verein der Bundesliga-Geschichte, der mit Dino und Klaus Toppmöller Vater und Sohn als Cheftrainer unter Vertrag hatte. Ein echtes Novum im deutschen Oberhaus! Bisher gab es überhaupt lediglich ein Vater-Sohn-Duo, das es jeweils als Trainer in die höchste Spielklasse schafft. Der heutige BVB-Berater und TV-Experte Matthias Sammer trainierte von 2000 bis 2005 Borussia Dortmund und den VfB Stuttgart, sein Vater Klaus Sammer war von 1983 bis 1986 und später noch einmal von 1992 bis 1993 Coach bei Dynamo Dresden.
Ein Thema, das der neue Cheftrainer bei der Eintracht besonders angehen muss, sind die Standards – sowohl eigene als auch die des Gegners. Denn Dino Toppmöller war im Coaching Staff von Julian Nagelsmann der Standard-Experte – und die SGE lag bei Toren aus Standards mit 25,9 Prozent hinter dem Bundesliga-Mittelwert (26,2 Prozent) zurück. Mit 47,3 Ecken pro Tor lag man zwar leicht über dem Schnitt, jedoch vor allem wegen Negativ-Ausreißern wie der TSG Hoffenheim (161) oder Hertha BSC (147). An die Spitzenteams wie den VfL Bochum 1848 (17,6), den 1. FSV Mainz 05 (19,4) oder den Sport-Club Freiburg (20,1) kamen die Adlerträger nicht im Ansatz heran. Auch im Vergleich zu den 32,7 Ecken pro Tor des FC Bayern gibt es einiges an Verbesserungspotenzial.
>>> Die lustigsten Momente der Bundesliga-Saison 2022/2023
Doch Toppmöller besitzt nicht nur Expertise bei Standards, sondern kann auch bereits Titel-Erfahrung sein Eigen nennen. Seinen ehemaligen Klub Düdelingen führte er als Cheftrainer zur dreifachen luxemburgischen Meisterschaft sowie jeweils zum zweifachen Pokal- und Ligapokalsieg. Das berechtigte Düdelingen jeweils zur Teilnahme an den Europa-League-Playoffs, die der Verein 2018 überraschend zunächst gegen Legia Warschau und dann gegen CFR Cluj gewann. Im Europapokal selbst schied die Toppmöller-Elf zwar sieglos aus, doch alleine die erste Teilnahme in der Vereinsgeschichte war ein riesiger Erfolg.
Und obwohl der neue SGE-Coach noch nie als Cheftrainer bei einem Bundesligisten gearbeitet hat, stand er dennoch schon in vier Spielen als Verantwortlicher an der Seitenlinie. Als Julian Nagelsmann im Oktober 2021 mit einer Corona-Erkrankung pausieren musste, übernahm Toppmöller das Ruder. In zwei Bundesliga-, einer DFB-Pokal- und einer Champions-League-Partie gewannen Toppmöllers Bayern drei der vier Spiele mit einem Torverhältnis von 13:7. Getrübt wurde seine kurze Zeit als Chef nur vom 0:5-Ausscheiden im DFB-Pokal gegen Borussia Mönchengladbach.
Bei seiner Vertreterrolle bekam Toppmöller viel Lob vom damaligen Chef Nagelsmann. "Er darf jetzt gerne ein bisschen im Scheinwerferlicht stehen", erklärte der ehemalige Bayern-Trainer. Dabei wollte er zwar seinen "sehr großen Fußballsachverstand" nicht vergessen wissen, lobte ihn aber besonders als "sehr ruhigen Typ Mensch, der ein unglaublich großes Herz hat".
>>> Das VBL Grand Final 2023 zum Nachlesen
Toppmöller ist das wichtig. Wie er selbst äußerte, liegt ein großer Teil des eigenen Erfolgs darin, glückliche Spieler zu haben, die gerne auf dem Platz stehen. Natürlich gehe es als Trainer auch immer darum, die "individuellen Anlagen" eines Spielers zu verbessern. Doch ein Coach sei nicht dazu da, um seine Spieler zu quälen, wie er erklärte. Auch sein neuer Boss Krösche lobte Toppmöller zum einen für sein "hohes taktisches Verständnis und seine analytischen Fähigkeiten", doch vor allem auch für seine "zwischenmenschliche Kompetenz", die man bei den Adlerträgern "gewonnen" hat. Die SGE kann sich auf einen sehr ehrgeizigen jungen Coach freuen, der dabei jedoch das Menschsein nicht vergisst. Dino Toppmöller – Trainersohn, Aufstiegstorschütze und nun Cheftrainer der Frankfurter Eintracht.
Niklas Staiger