Bundesliga

Wenn im Sport das Ergebnis 6:4 vermeldet wird, denkt man wahrscheinlich zuerst an einen Satzgewinn beim Tennis. Zwischen Eintracht Frankfurt und Borussia Mönchengladbach ging es zwar zunächst nur in eine Richtung, doch die haushoch überlegenen Hessen zeigten kurz vor Abpfiff ihr Gesicht der Diva vom Main.
Als Schiedsrichter Florian Exner nach 45 Minuten zur Halbzeit pfiff, richteten sich fast alle Blicke ungläubig auf die Anzeigetafel im Borussia-Park. Eintracht Frankfurt ging mit einer 5:0-Führung in die Pause. Den Gladbach-Fans stand die Fassungslosigkeit ins Gesicht geschrieben, auf der anderen Seite kam man im Frankfurter Lager nicht mehr aus dem Staunen heraus.
Die Adlerträger führten nie höher in der Bundesliga zur Pause - 5:0 nach 45 Minuten hieß es auch 1975 gegen die Bayern (am Ende 6:0) und 1977 in Essen (am Ende 8:1).
"Wir wollten eine Reaktion zur Niederlage gegen Union zeigen und das haben wir gemacht", sagte Cheftrainer Dino Toppmöller nach der Partie, auch wenn er mit seinem Team trotz 6:0-Führung sogar noch etwas Zittern musste.
60 Minuten lang spielte die SGE Einbahnstraßenfußball, bereits nach 15 Minuten stand es 2:0 gegen desolate Gladbacher.
Besonders die Offensive um Can Uzun war nicht stoppen. Uzun ist nun der erste Mittelfeldspieler seit zehn Jahren, der nach fünf Spieltagen einer Bundesliga-Saison fünf Tore erzielt hat – zuletzt war das Yunus Malli 2015/16 gelungen. Zudem ist er der erste Spieler in der langen Geschichte von Eintracht Frankfurt, der an jedem der ersten fünf Spieltage getroffen hat, noch vor Vereinsgrößen wie Yeboah oder Meier. Darüber hinaus ist Uzun der erste Teenager überhaupt in der Bundesliga, dem dieses Kunststück gelungen ist.
"Fünf Spieltage hintereinander zu treffen ist natürlich eine schöne Sache. Wir haben super gespielt in der ersten Halbzeit, es hat sehr viel Spaß gemacht", sagte der 19-Jährige, der auch von Toppmöller lob einheimste: "Er ist auf einem richtig guten Weg, das haben wir in den ersten Wochen schon gemerkt. Er will dranbleiben, er will Tore machen und ist hungrig. Er hat sehr viel in seiner Sommervorbereitung investiert und jetzt zahlt es sich aus."
Dass die Adlerträger dann bis zum Abpfiff sogar noch zittern mussten, war wieder ein bisschen Eintracht-like. Gladbach kämpfte sich zurück, Frankfurt fehlte die Struktur wodurch es am Ende 6:4 stand.
"Die vier Gegentore haben zumindest die Stimmung ein bisschen gedämpft", verriet Toppmöller und ergänzte: "Nach den vielen Wechseln haben wir ein bisschen die Struktur verloren. Das war für uns auch klar, dass wir im Hinblick auf Dienstag den ein oder anderen Spieler schonen, wenn wir schon mal die Möglichkeit dazu haben."
Das Schonen der wichtigen Spieler ging am Ende dann doch noch mal gut. Bereits am Dienstag geht es für die Hessen zu Atletico Madrid, das in der Liga Stadtrivale Real 5:2 bezwingen konnte.
"Wir freuen uns riesig auf die Woche, die jetzt kommt. Wir haben ein schweres Spiel in Madrid. Da wird eine Hammerstimmung sein, wir werden alles daransetzen, etwas mitzunehmen. Danach gegen Bayern, es wird eine geile Woche – dafür spielen wir Fußball", freute sich Torschütze Ansgar Knauff.
Sollte es im Estadio Metropolitano am Ende auch 6:4 für die Eintracht stehen, wird man mit Sicherheit ohne mulmiges Gefühl ins nächste Top-Spiel gegen die Bayern gehen.