Bundesliga
Eintracht Frankfurt sorgt mit seinem Fußball in der Europa League für Furore: Nach Siegen in Barcelona und London will die SGE in Sevilla den Pott holen. Doch was macht das Spiel der Frankfurter aus? bundesliga.de analysiert das Spiel der Hessen.
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Eintracht Frankfurt begeistert - vor allem in Europa. In der Europa League wurde unter anderem bei Olympiakos Piräus, Betis Sevilla, dem FC Barcelona oder bei West Ham United in London triumphiert. Doch auch in der Bundesliga setzte die SGE Ausrufezeichen, beispielsweise wurde am 7. Spieltag beim FC Bayern München gewonnen. Oder der Dritte Leverkusen wurde am 15. Spieltag mit 5:2 hergespielt.
Was macht das Spiel der Eintracht aus? Ein Name kommt dem neutralen Betrachter sofort in den Sinn: Filip Kostic. Ja, der Serbe ist mit 186 Flanken aus dem Spiel der zweitaktivste Akteur der gesamten Bundesliga, was Hereingaben angeht. Und ja, 43 Prozent der Angriffe der Frankfurter werden aufgrund des schnellen und nimmermüden Kostic über die linke Seite gefahren. Aber: Das Spiel der SGE sollte keinesfalls auf den 29 Jahre alten Linksaußen reduziert werden.
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Seit dieser Saison ist Oliver Glasner der Chef-Coach der Hessen. Unter dem Österreicher kommt es zu vielen Steil-Klatsch-Sequenzen: Die SGE setzt im Spielaufbau häufig auf Schnittstellenpässe eines Innenverteidigers in den gegnerischen Raum zwischen Abwehr und Mittelfeld. Prädestiniert für diese präzisen und schwierigen Bälle ist Martin Hinteregger, der über sehr viel Übersicht im Passspiel verfügt und sowohl flach, als auch hoch sehr genau spielen kann.
In diesen Halbräumen, die Hinteregger als Spielauslöser anvisiert, schleichen sich die technisch starken Daichi Kamada, Jesper Lindström und Rafael Borre hinein und lassen die Schnittstellenpässe von "Hinti" kurz zu einem Mitspieler im Zentrum zurückprallen. Von dort wird dann meist der Pass direkt hinter die gegnerische Kette gesucht: Dort starten die SGE-Spieler, die über ordentlich Tempo verfügen, hinein. Kostic und Ansgar Knauff nehmen häufig auf den Außenpositionen diese Tiefenläufe und überrumpeln so die Gegner, die sich von Hintereggers Pass, den er zuvor in den Zwischenraum gespielt hat, leicht nach vorne haben ziehen lassen.
Wegen einer Oberschenkelverletzung droht der Abwehrchef in Sevilla auszufallen. Doch auch der erfahrene Makoto Hasebe ist mit seiner Ruhe und Übersicht ein starker Aufbauspieler.
Entweder kommen dann Kostic oder Knauff selbst zum Abschluss, oder sie bedienen im Zentrum einen mitgeeilten Kollegen: Die Strafraumbesetzung der Eintracht hat sich in dieser Saison mehrfach als exzellent erwiesen. Die Sechser beziehungsweise Achter wie Djibril Sow, Sebastian Rode und Kristijan Jakic sorgen hierbei ebenfalls für Gefahr.
Weil die SGE mit diesem schnellen und vertikalen Spiel viel Risiko geht, ist es vollkommen normal, dass es auch zu einigen Ballverlusten kommt. Die Glasner-Elf schaltet dann aber sofort auf Gegenpressing um, geht aggressiv drauf und doppelt oder tripelt gerne mal den ballführenden Gegenspieler. Die Eintracht führt die meisten Defensiv-Zweikämpfe der Bundesliga, was ein Beleg für die hohe Aktivität gegen den Ball ist. Mit 4032 gelaufenen Kilometern legten die Hessen hinter Bielefeld die längste Strecke in dieser Saison zurück. Dieses aktive Verteidigen verspricht im Erfolgsfall viele schnelle Ballgewinne und gute offensive Umschaltsituationen.
Klappt das aber nicht und die Gegner können sich durch Passspiel oder einem Eins-gegen-eins aus dem Druck lösen, entstehen große Lücken in der Frankfurter Defensive. Diesen Raum wissen die Gegner der SGE häufig auch zu nutzen: 49 Gegentore gab es in dieser Bundesliga-Saison für die Frankfurter.
Wie gut, dass die Eintracht über einen exzellenten Keeper verfügt: Kevin Trapp spielt eine sehr starke Saison und kommt auf 115 gehaltene Bälle in der Bundesliga. Damit ist der Schlussmann auf Platz fünf was gehaltene Torschüsse angeht. Durch sein gutes Stellungsspiel und seine teilweise herausragenden Reflexe hat Trapp in dieser Saison mehrmals weitere Gegentore verhindert und sich so zurück in den Fokus der Nationalmannschaft spielen können.
Es wird also schnell klar: Die SGE hat viel mehr zu bieten als "nur" Filip Kostic und eine starke linke Seite. Das funktionierende Kollektiv, das über einen ausgeprägten Kampfgeist verfügt ist nur sehr schwer zu bespielen und zu schlagen. Zudem kommen bei der Eintracht noch die Fans hinzu, die mit ihren Emotionen von den Rängen weitere Prozentpunkte an Leidenschaft beim kickenden Personal herausholen. Auch, vielleicht sogar vor allem, in ganz Europa. Egal ob in Piräus, Barcelona oder London.
Patrick Dirrigl