EURO 2024

2024-06-29T14:30:00Z

Die Schlüsselspieler für den Dortmund-Kracher

"Siegen oder fliegen" heißt es ab jetzt bei der EM. Im Achtelfinale zwischen Deutschland und Dänemark wird es auf jeweils vier Personalien ganz besonders ankommen. Wir richten den Scheinwerfer auf die deutschen und dänischen Schlüssel für den Viertelfinaleinzug.

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Routiniers zwischen den Pfosten

Manuel Neuer und Kasper Schmeichel gehören beide zum elitären 100er-Club. Der Bayern-Keeper hat bereits 122 Länderspiele auf dem Buckel, der Schlussmann des RSC Anderlecht immerhin deren 103. Bei der Gesamtzahl der Länderspiele sind die beiden 1986 geborenen Schlussmänner fast auf Augenhöhe, aber in Sachen Turniererfahrung kann der Däne dem DFB-Keeper nicht das Wasser reichen. Gegen die Schweiz absolvierte Neuer bereits seine 18. Partie bei Europameisterschaften und ist nun alleiniger EM-Rekordtorhüter. Auch bei Weltmeisterschaften ist er der Torwart mit den meisten Einsätzen. Da kann Schmeichel nicht ganz mithalten, wobei er am Samstag gegen Deutschland auch zum 10. Mal das dänische Tor bei einer Euro hüten wird.

Bei dieser EM konnten beide bislang überzeugen, zeigten jeweils fünf Paraden und mussten zwei Gegentreffer hinnehmen. Ein tieferer Blick in die Daten offenbart auch die Unterschiede im Torwartspiel der Enddreißiger. Schmeichels Stärke liegt in seinen starken Reflexen auf der Linie, Neuer interpretiert das Torwartspiel offensiver - und ist auch mehr unterwegs. 16 Kilometer spulte der deutsche Nationaltorwart bislang ab - Schmeichel positioniert sich im Mittel deutlich tiefer und hat so fünf Kilometer weniger abgerissen. Während der Sohn von Torhüter-Legende Peter Schmeichel, der 1992 durch einen Finalsieg gegen Deutschland Europameister wurde, häufig im Spielaufbau zu langen Bällen greift (36 Versuche), setzt Neuer eher auf gezieltere Pässe (nur 16 versuchte lange Pässe bei der EM). Das Resultat ist eine deutlich bessere Passquote beim DFB-Torhüter (91 Prozent) gegenüber seines dänischen Kontrahenten (80 Prozent). Ein kleiner Vorteil für die Nagelsmann-Elf.

Fußballer des Jahres vs. Meisterersatz

Jonathan Tah fehlt im Achtelfinale gelbgesperrt. Gegen die Schweiz kam nach einer Stunde Nico Schlotterbeck für Leverkusens Abwehrchef. "Schlotti hat es gut gemacht, er musste sehr viel Raum verteidigen", lobte der Bundestrainer den BVB-Verteidiger nach der Partie. Ein klarer Fingerzeig, dass der Linksfuß gegen Dänemark zur Startformation gehören wird. Verdient hat es sich der Linksfuß mit einer bärenstarken Rückrunde, in der er maßgeblich am Champions-League-Finaleinzug der Borussia beteiligt war. Nun wird er in seinem 14. Länderspiel ganz besonders im Fokus stehen. Im Verein hat er aber schon eindrucksvoll bewiesen, dass er dem Druck standhalten kann.

Bei den Dänen ist die Rolle des Abwehrchefs schon lange an den ehemaligen Gladbacher Andreas Christensen vergeben. 2023 wurde der beim FC Barcelona unter Vertrag stehende Innenverteidiger in seinem Heimatland sogar zum Fußballer des Jahres gewählt. Eine große und für einen Abwehrspieler eher ungewöhnliche Ehre. Bei dieser EM ist er wir gewohnt der Fels in der dänischen Defensivbrandung. Christensen ist extrem schnell und zweikampfstark, verfügt aber auch über ein ganz sauberes Passspiel. 95 Prozent angekommene Zuspieler bei der EM sprechen für sich. Bestätigt Schlotterbeck seine BVB-Form der letzten Wochen und Monate, muss er sich hinter dem 28-jährigen Dänen aber nicht verstecken.

Zauberfüße im Zentrum

Bei Deutschland und Dänemark führen jeweils erfahrene Edeltechniker Regie. Während Toni Kroos das Spiel der DFB-Elf aber mehr aus der Tiefe steuert, agiert Christian Eriksen deutlich offensiver. Auf ihre Weise sind aber beide für das Spiel ihrer Teams von ähnlicher Bedeutung, denn wenn die Mitspieler nicht wissen, wohin mit dem Ball, stehen ihnen die Routiniers als Option eigentlich immer offen. Der deutsche Real-Star, der seine Karriere nach der EM beenden wird, ist fast schon erwahrtungsgemäß DIE Passmaschine bei dieser EM. 326 erfolgreiche Zuspiele sind der einsame Bestwert bei diesem Turnier. Temkollege Antonio Rüdiger folgt mit 251 auf Rang 2. Der Italiener Alessandro Bastoni liegt mit 233 auf dem dritten Platz. Auch im Achtelfinale wird Kroos mit der ihm eigenen Coolness Regie führen und sich auch durch das aggressivste Pressing nicht aus der Ruhe bringen lassen.

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Während der 34-jährige Deutsche bei Pässen das Maß aller Dinge ist, kam kein Spieler bei dieser Euro bislang häufiger zum Abschluss als Eriksen. Die Effizienz ist bei einem Tor bei zehn Versuchen noch ausbaufähig, aber es unterstreicht, wie gut es der Mittelfeldspieler von Manchester United versteht, sich in vielversprechende Positionen zu bringen. Aber auch das Auge für den Mitspieler ist bei Eriksen exzellent ausgeprägt. Elf Mal spielte er bislang bei der Euro einen Pass in den gegnerischen Sechzehner. Das ist eine der ganz wenigen Passstatistiken, in denen der dreifache dänische Fußballer des Jahres Kroos (sechs Pässe in den Strafraum) sogar übertrifft. Seine neun erfolgreichen Flanken sind sogar der Topwert aller Spieler bei dieser Europameisterschaft. Es wird am Samstag ein faszinierendes Duell der beiden Routiniers geben.

Jugendliche Offensivpower

Jamal Musiala war gegen Schottland und Ungarn richtig stark und vor allem auch effektiv - in beiden Spielen traf der 21-Jährige. Der Alleskönnes des FC Bayern holte damit nach, was ihm bei der verkorksten WM in Katar nicht gelungen war. Auch bei der Weltmeisterschaft spielte Musiala extrem auffällig, aber im Abschluss blieb er ohne die nötige Präzision. Es ist ein Ausdruck der Entwicklung, die der vielleicht beste Dribbler der Welt in den letzten anderthalb Jahren vollzogen hat. Bemerkenswert ist vor allem seine im Vergleich zu früher deutlich geringere Fehlerquote. Eine Passquote von 94 Prozent ist herausragend für einen Offensivspieler. Bei der gesamten Euro hat Musiala erst sieben Fehlpässe gespielt und ist trotzdem die Schlüsselfigur in Nagelsmanns Offensive.

Für diese Rolle ist bei den Dänen eigentlich Rasmus Höjlund vorgesehen. Der Angreifer von Manchester United ist bislang noch kein Faktor in Deutschland und ist nicht nur noch ohne Torerfolg, sondern kam in drei Partien bislang insgesamt zwei Mal zum Abschluss. Dass er es besser kann, hat der klassische Neuner in der Qualifikation gezeigt. Mit sieben Treffern in acht Einsätzen hat er die Skandinavier erst zum Turnier in Deutschland geschossen. Wenn das Team von Kasper Hjulmand eine Chance auf das Viertelfinale haben will, muss vom 21-Jährigen jetzt mehr kommen. Das Zeug dazu hat er auf jeden Fall.

Deutschlands Weg ins Finale

Achtelfinale: 29. Juni, 21 Uhr, Dortmund, vs. Dänemark
Viertelfinale: 5. Juli, 18 Uhr, Stuttgart, vs. Sieger AF 4 (Spanien vs. 3. A/D/E/F)
Halbfinale: 9. Juli, 21 Uhr, München, vs Sieger VF 2

Das Finale findet am 14. Juli um 21 Uhr im Berliner Olympiastadion statt.

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