Eine starke Bewerbung

Es war nur ein kleiner Versprecher, möglicherweise ein Freudscher, sicher aber einer, der ein wenig die Gemütslage bei Borussia Mönchengladbach offenlegte. "Wir haben danach die Struktur sehr schnell wiedergefunden und am Ende auch verdient gewonnen - äh, unentschieden gespielt", sagte Eugen Polanski nach dem 1:1-Unentschieden bei Bayer 04 Leverkusen, das sich schon alleine aufgrund des Ausgleichs in der Nachspielzeit wie ein Sieg angefühlt haben dürfte.

Haris Tabaković hatte spät für die Fohlen zum 1:1 getroffen und damit viele Entscheidungen des neuen Trainers bestätigt. Der Angreifer war erst wenige Minuten zuvor eingewechselt worden, Polanski hatte also - wenn man so will - direkten Einfluss auf das späte Tor. Auch Flankengeber Charles Herrmann war noch nicht lange auf dem Feld. Polanski bewies bei seinem ersten Einsatz als Cheftrainer "bis auf Weiteres" schon mal ein goldenes Händchen.

Zwar wartet die Mannschaft vom Niederrhein somit auch weiterhin auf den ersten Sieg in der Liga seit dem 1:0-Erfolg über RB Leipzig vor einem knappen halben Jahr, das 1:1 beim Vizemeister war aber mehr als "nur" ein Achtungserfolg. Denn die Borussia verdiente sich den Punkt, spielte mit und bot dem Champions-League-Teilnehmer die Stirn. Auch, weil Polanski das System in seiner ersten Begegnung doch deutlich veränderte.

Mönchengladbach lief erstmals wieder mit einer Dreierkette auf, im Zentrum spielten zwei Sechser, davor zwei Zehner. So hielt die Borussia das Zentrum kompakt, ließ Bayer 04 nicht ins Spiel kommen. "Wir waren sehr unangenehm für Leverkusen", sagte Polanski. Dazu sorgte der Trainer auch für die ein oder andere Überrascheung, berief den frisch gebackenen südkoreanischen Nationalspieler Jens Castrop sowie Yannik Engelhardt in die Startelf, Bundesliga-Debütant Herrmann brachte er für die Schlussphase. Und alle drei Youngster machten ihre Sache gut.

So gut, dass die Fohlen sogar zwischenzeitlich den Treffer von Castrop feierten, der aber aufgrund einer knappen Abseitsstellung zurückgenommen wurde. Die Mannschaft hatte der Coach offenbar mit sattem Selbstvertrauen ausgestattet. Mönchengladbach trat jedenfalls nicht wie ein ängstlicher Underdog auf. Dementsprechend sei dem Trainer das Ergebnis auch gar nicht so wichtig gewesen, "sondern die Art und Weise, wie wir aufgetreten sind. Die Mannschaft hat das gemerkt, die Fans haben es gemerkt", sagte Polanski.

Und so endete die erste Begegnung als Trainer der Gladbacher Profis für Polanski wie sein erstes Spiel als Profi gegen Bayer 04. Vor gut 20 Jahren erzielte der damals 19-jährige Mittelfeldspieler sein erstes Bundesligator zum 1:1. Der Startschuss einer langen Karriere. Wie lange Polanski bei der Borussia als Cheftrainer fungiert, ist aktuell offen. Eine erste gute Bewerbung hat der 39-Jährige auf jeden Fall abgegeben - mit einem Unentschieden, das sich wie ein Sieg angefühlt hat.