Bundesliga
Der FC Bayern München hat die Spielzeit 2022/2023 mit dem elften Meistertitel in Folge beendet. Somit hat sich eine turbulente Spielzeit, in der der ärgste Verfolger Borussia Dortmund bis zum 34. Spieltag nicht locker ließ, für den Rekordmeister zum Guten gewendet.
Wenn im bayrischen Rundfunk die Sendung "Blickpunkt Sport" läuft und Fernsehmoderator Markus Othmer bei strahlendem Sonnenschein auf dem Rathausbalkon des Marienplatzes neben einer Meute Fußballprofis mit Weißbier in der Hand steht, dann wissen in Deutschland alle Bescheid: Der FC Bayern München ist wieder Deutscher Meister. Zum 11. Mal in Folge reckt der Rekordmeister die Schale gen Münchener Himmel.
Gewandert ist die aus 5,5 Kilogramm Sterlingsilber bestehende Trophäe auch in dieser Saison nicht wirklich. Sie verbleibt in der bayrischen Landeshauptstadt. Und doch war es ein hartes Stück Arbeit für den FC Bayern, den prestigeträchtigsten Titel im deutschen Fußball zu sichern. Bis zum 34. Spieltag wollte sich auch Borussia Dortmund nach 2012 wieder mal auf den beiden äußeren Ringen verewigen. Doch es sind die "Mia-san-mia"-Bayern, denen diese Ehre erneut zuteil wird.
>>> Freistoß, Elfmeterschießen, Schiedsrichter und VAR – wissenswerte Regel-Infos
Das diesjährige Meisterrennen war an Spannung kaum zu übertreffen: Bayern und Dortmund lieferten sich bis zum Ende einen erbitterten Kampf um den Platz an der Sonne. Vor dem letzten Spieltag sah eigentlich alles danach aus, als würde der BVB nach zehn Bayern-Meisterschaften die Bayern-Dominanz brechen können, aber wie so oft in der Vergangenheit zeigt die Konkurrenz in entscheidenden Momenten Nerven - und der FC Bayern war voll da! Zum dritten Mal nach 1986 (Fernduell mit Bremen) und 2000 (Fernduell mit Leverkusen) schoben sich die Münchner noch am letzten Spieltag an der Konkurrenz vorbei.
Und der 34. Spieltag war auch diesmal an Dramatik nicht zur übertreffen. Nachdem der 1. FC Köln per Strafstoß den 1:1-Ausgleich erzielt hatte, benötigten die Münchner noch einen Treffer zur elften Schale in Serie. Jamal Musiala sorgte mit einem fantastischen Abschluss in der 89. Minute für grenzenlosen Jubel im Gästeblock in Köln. Da Borussia Dortmund gegen Mainz nicht mehr zum 3:2 kam, durften die Münchner wieder jubeln.
Nach einem furiosen Saisonstart mit dem Gewinn des DFL-Supercups und drei überzeugenden, teils hohen Siegen fand sich Bayern dem Selbstverständnis entsprechend auf dem ersten Tabellenplatz wieder. Es folgte eine Durstrecke mit drei Unentschieden und einer Niederlage, wodurch zwischenzeitlich die Tabellenführung hergegeben wurde. Bis zur Winterpause ließen die Münchener aber nur noch zwei Zähler gegen den späteren Vizemeister Dortmund und Tabellendritten RB Leipzig liegen. Folgerichtig feierte der FCB die 26. Herbstmeisterschaft. Im DFB-Pokal und der Champions League lief bis dato alles nach Plan.
Dazwischen beanspruchte die Weltmeisterschaft in Katar die Nerven und Kräfte der vielen Turnierteilnehmer aufseiten des Rekordmeisters. Insbesondere die deutschen WM-Fahrer, die bekanntlich in großer Zahl vom FC Bayern entsạndt wurden, hatten mit dem enttäuschenden Ausscheiden zu kämpfen. Und so lief auch die Rückrunde nicht durchgehend nach den Vorstellungen des Rekordmeisters. Beginnend mit einem Remis gegen Frankfurt folgte nach Siegen gegen Wolfsburg und Bochum eine Auswärtsniederlage in Gladbach. Anschließend gingen die Bayern wieder dreimal als Sieger vom Platz, ehe sie sich in Leverkusen geschlagen geben mussten.
Nach der Niederlage bei der Werkself entschied sich die Führungsetage des FC Bayern für einen Wechsel auf der Trainerbank. Der zu dieser Zeit verfügbare Thomas Tuchel - in der Bundesliga zuvor bei Borussia Dortmund und dem 1. FSV Mainz 05 in Amt und Würden - leitete mit seinem Trainerteam ab sofort die Geschicke des Rekordmeisters. Und weil schließlich "nur der Fußball diese Geschichten schreibt", sollte es für den Fußballlehrer als Erstes gegen einen früheren Arbeitgeber gehen. Doch Tuchel und Bayern hielten dem Druck stand und schlugen Dortmund im Klassiker mit 4:2.
Nur drei Tage später war die Freude schon wieder verflogen, denn die Münchener schieden durch ein Elfmetertor in der Nachspielzeit im DFB-Pokal-Viertelfinale gegen Freiburg aus. Weitere vier Tage danach revanchierte sich der FCB jedoch mit einem Bundesliga-Sieg in Breisgau. In der Woche darauf kam der Rekordmeister in der Champions League bei Manchester City unter die Räder. Die Niederlage in den Knochen reichte es in der Bundesliga am 28. Spieltag nur für ein 1:1 gegen Hoffenheim. Doch der BVB nutzte diesen Patzer zunächst nicht.
Nachdem Bayern die Hypothek aus dem Hinspiel im Rückspiel gegen die Citizens in der Allianz Arena nicht umzubiegen wusste, verlor man in Mainz. Diesmal ließ Dortmund diesen Fehler nicht ungestraft und zog am gleichen Abend am Rekordmeister vorbei. Lange mussten sich die Münchener mit dieser ungewohnten Situation allerdings nicht anfreunden: Am darauffolgenden 30. Spieltag nutzte man den Ausrutscher von Schwarz-Gelb und eroberte die Tabellenführung gegen Hertha BSC zurück. Am 33. Spieltag folgte der Schock mit der Heimniederlage gegen RB Leipzig und der Titel schien futsch.
"Ich will erst einmal sehen, dass Dortmund die letzten beiden Spiele auch gewinnt", gab sich Thomas Müller nach dem Leipzig-Spiel kämpferisch. Und tatsächlich stolperte der BVB mit dem Ziel in Sichtweite. Ein Sieg gegen Mainz und der Titel wäre ins Ruhrgebiet gegangen, aber so setzte sich der FC Bayern München wie 1986 (im Fernduell mit Bremen) und 2000 (im Fernduell mit Leverkusen) zum dritten Mal erst am letzten Spieltag noch an die Spitze.
71 Punkte stehen nun unter dem Strich. Der FC Bayern München hat seine Vormachtstellung in der Bundesliga zwar nicht in jedem Spiel abrufen können, war aber trotz aller Turbulenzen dann da, wenn es darauf ankam. An der Säbener Straße hätte man sich eine weniger aufregende Saisonendphase mit einem größeren Punktepolster gewünscht. Die Meisterschaft in diesem engen Zweikampf mit Dortmund errungen zu haben, verdient dennoch große Anerkennung. Zum Vergleich: Als Patrik Andersson Schalke 2001 in der Nachspielzeit zum Meister der Herzen schoss, kamen die Münchner nur auf 63 Punkte.
Mit dem elften Titel in Serie wurde der Rekord in Europas Top-5-Ligen ausgebaut. Insgesamt ist es die 33. Meisterschaft, 32 davon seit Bundesliga-Gründung. Grund genug für die FCB-Profis, auch nach dieser schweißtreibenden Spielzeit ihren Anhängern vom Rathausbalkon hinunter auf den Marienplatz zuzuprosten.