Bundesliga

2023-11-24T17:00:00Z

Kane und Lewandowski: Die Super-Stürmer im Vergleich

Die beiden Super-Stürmer Harry Kane und Robert Lewandowski im Vergleich
Die beiden Super-Stürmer Harry Kane und Robert Lewandowski im Vergleich

Seit diesem Sommer hat der FC Bayern München wieder einen echten Neuner von Weltklasse-Format: Harry Kane. Der Vorgänger des Engländers beim FCB war der Weltfußballer von 2020 und 2021, Robert Lewandowski. bundesliga.de analysiert und vergleicht die Stärken der beiden Super-Stürmer.

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Gerd Müller, Karl-Heinz Rummenigge, Giovane Elber, Miroslav Klose, Luca Toni, Mario Gomez: Die Liste an überragenden Torjägern und Bundesliga-Torschützenkönigen ist lang beim FC Bayern. Die Geschichte des Erfolgs der Münchner ist eng verwoben mit Weltklasse-Angreifern. In der jüngeren Geschichte des Rekordmeisters war vor allem ein Stürmer prägend: Robert Lewandowski. Der Pole schnürte acht Jahre seine Schuhe für den FCB, erzielte in zwölf Jahren Bundesliga insgesamt sagenhafte 312 Tore. Nur Gerd Müller hat dort mehr Treffer erzielt (365).

Nachdem Lewandowski, der insgesamt sieben Mal Torschützenkönig der Bundesliga wurde, im Sommer 2022 den Verein verließ, versuchten es die Münchner vergangene Saison erst einmal ohne eine klassischen Neuner. Ein Jahr später, im Sommer 2023, präsentierte der FCB nun aber einen würdigen Nachfolger des Polen: Harry Kane. Der Kapitän der englischen Nationalsmannschaft wurde drei Mal Torschützenkönig in der Premier League, zudem traf kein anderer Spieler öfter bei der Weltmeisterschaft 2018. Der Rekordtransfer des FC Bayern, ein 30 Jahre alter Stürmer, der erstmals England verlassen hat, nach knapp 20 Jahren – und kleineren Leih-Unterbrechungen – bei Tottenham Hotspur.

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"Für Kane wird das erste Jahr sicher nicht leicht, die Umstellung ist groß", es werde Zeit brauchen "den FC Bayern zu verstehen", prognostizierte Lewandowski im Sommer nach Kanes Wechsel an die Isar. Dass Bayerns neuer Neuner derart einschlagen würde, war – und das muss man Lewandowski gegenüber fairerweise sagen – so nicht vorherzusehen: 17 Tore erzielte der Engländer in den ersten elf Bundesliga-Spielen – so oft traf zuvor noch niemand! Kane überbot direkt Lewandowskis Rekord aus der Saison 2019/20 (16).

Kane mit unfassbarer Effizienz

"Das ist mein bester Start überhaupt", frohlockte Kane, der in elf Spielen schon mehr Tore erzielt hat als die beiden Torschützenkönige der vergangenen Saison, Niclas Füllkrug und Christopher Nkunku (16). So früh überbot noch niemand den beziehungsweise die Vorjahressieger im Rennen um die Torjägerkanone. Aktuell braucht der Engländer im Schnitt nur 56,5 Minuten für einen Treffer in der Bundesliga, zudem verwertet "King Kane" unfassbare 84,6 Prozent seiner Großchancen. In beiden Kategorien hängt er Lewandowski klar ab (99,6 Minuten und 55,6 Prozent), aber er spielt auch erst wenige Wochen in Deutschland, wechselte zudem als erfahrener, gestandener – also "fertiger" – Super-Stürmer in die Bundesliga. Sein polnischer Vorgänger kam als Jungspund nach Deutschland und nahm nach seinem Debüt mit 22 Jahren erst eine sensationelle Entwicklung.

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Was macht die beiden Weltklasse-Angreifer aus? Ein Blick auf die Bundesliga-Tore der beiden Stürmer gibt einen ersten Hinweis. Was auffällt: Kane kann sich bei seinen erfolgreichen Abschlüssen besonders auf seinen rechten Fuß (zwölf, 70,6 Prozent aller Treffer) und seinen Kopf verlassen (vier, 23,5 Prozent). Erst ein Tor erzielte Kane mit links (5,9 Prozent). Lewandowski trat etwas beidfüßiger in Erscheinung, markierte 17 Prozent seiner Treffer mit dem etwas schwächeren Fuß (53). Dafür netzte der Pole etwas seltener per Kopf ein (49 Tore, 15,7 Prozent). Kane ist sehr torgefährlich bei Ecken und Freistößen, Lewandowski hingegen eher bei Flanken aus dem Spiel heraus. Dinge, die sich mit der Zeit aber durchaus noch angleichen können. 

Von wo aus die beiden treffen, ist jetzt bereits nahezu identisch: Um die 94 Prozent ihrer Treffer erzielten Kane und Lewandowski innerhalb des Strafraums. Weitschusstore sind bei den beiden eher eine Seltenheit. Bayerns aktueller Neuner erzielte bislang einen Treffer von außerhalb des Strafraums: Gegen Darmstadt traf der Angreifer sehenswert vom Mittelkreis aus, weil der Keeper Marcel Schuhen zu weit vor seinem Kasten weilte. Der frühere FCB-Stürmer aus Polen kommt auf 18 Fernschuss-Tore für die Roten, vier Mal war er dabei mit direkten Freistößen erfolgreich.

Robert Lewandowski: Am liebsten traf er im Strafraum (Elfmeter in der Grafik nicht inbegriffen)

Kane und Lewandowski: verkappte Spielmacher

Die meisten Tore erzielten beide im gegnerischen Sechzehner – reine "Strafraumstürmer", die nur auf Zuspiele ihrer Teamkameraden warten und dann abschließen wollen, sind sie jedoch nicht. Sie sind mitspielende Angreifer, die sehr gerne von der vordersten Linie nach hinten abkippen, um von dort das Angriffsspiel ihres Teams anzukurbeln. Beide machen Bälle unter Druck exzellent fest und leiten die Kugel sehr gut weiter zu den nachrückenden bzw. durchstartenden Nebenmännern.

Kleinere Unterschiede der technisch äußerst beschlagenen Mittelstürmer machen sich hier aber bemerkbar: Lewandowski konnte sich in mehr Luftduellen durchsetzen (41,3 Prozent zu 37,8 Prozent), ist dank seiner Sprungkraft also ein etwas geeigneterer Zielspieler bei hohen Bällen. Zudem sammelte der Pole mehr Ballkontakte im Schnitt pro Spiel (39,2 zu 33,8), folglich liegt Lewandowski auch bei den Pässen pro Partie vorne (23 zu 21), bringt diese zudem im Schnitt einen Tick besser an: Der Weltfußballer von 2020 und 2021 kommt also ein wenig mehr über das Kombinationsspiel als der Engländer.

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Aber: Ähnlich wie bei der Verwertung von Chancen ist Kane in seinem Passspiel ebenfalls effizienter als Lewandowski. Der Kapitän der "Three Lions" hat in seinen elf Bundesliga-Partien bereits zahlreiche perfekt getimte Steckpässe gespielt, die zu letzten Zuspielen vor Treffern wurden und kommt schon auf fünf Assists in dieser Saison. Kane überspielt Defensivreihen mit tiefen Bällen, geht dabei aber auch ein größeres Risiko ein, einen Fehlpass zu produzieren. Dennoch: Seine Passquote liegt nur minimal hinter der von Lewandowski (73,2 Prozent zu 76,2 Prozent), kommen seine Bälle an, brennt es lichterloh beim Gegner. Kane braucht aktuell im Schnitt nur 192,2 Minuten für eine Torvorlage – bei Lewandowski waren es 349,3. 22 Scorerpunkte in Kanes ersten elf Spielen in der Bundesliga – auch das ist übrigens ein Bestwert seit der Erfassung 1988/89.

Lewandowski: am liebsten unten rechts – Kane: unten links

Im Abschluss sind beide Angreifer natürlich ebenfalls Perfektionisten. Sie haben jeweils ein Lieblingseck: Während Lewandowski 62 seiner 312 Bundesligatreffer unten rechts einschweißte (knapp 20 Prozent), visiert Kane hingegen bislang lieber das linke untere Eck an, netzte dort fünf Mal ein (knapp 30 Prozent). Weniger als die Hälfte seiner Tore erzielt Kane mit Flachschüssen (47 Prozent), bei seinem Vorgänger waren es hingegen satte 61,5 Prozent.

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Steffen Freund, Europameister von 1996, hat sich besonders mit den Abschlüssen Kanes befasst: Von 2012 bis 2014 war er Co-Trainer der Spurs und gab Bayerns jetzigem Goalgetter Ratschläge. "Er hat oft Extraschichten mit uns Assistenten geschoben. Mein Tipp lautete: Versuche, deinen Abschluss nicht mit hundertprozentiger Intensität, nicht mit vollem Risiko auszuführen. Visiere lieber die Innenseite der Tornetze an, direkt am Pfosten, schieße platziert, aber nur mit 90 Prozent", schreibt Freund in einer Kolumne des kicker.

Das scheint sich Kane zu Herzen genommen zu haben: Zehn seiner 17 Bundesliga-Treffer gingen genau dort hin (58 Prozent). Damit zielt der Engländer einen Tick genauer als Lewandowski, der 54 Prozent seiner Treffer in den Torecken untergebracht hat (169). 

Hier netzen Kane und Lewandowski am liebsten ein

Etwas mehr Präzision, höhere Effizienz – dank seiner Erfahrung?

Kane verfügt zwar nicht über die überragende Athletik von Lewandowski, sein Topspeed liegt zwei Kilometer pro Stunde unter dem früheren des Polen (32,7 km/h zu 34,8 km/h), Sprints zieht er zudem ebenfalls etwas weniger an. Insgesamt läuft Kane aber mehr und setzt sich zudem im Schnitt in deutlich mehr Dribblings durch (41 Prozent zu 35,1 Prozent). Lewandowski suchte zudem mehr Zweikämpfe, foulte auch mehr, rieb sich in direkten Duellen mehr auf. Fehlten dem Polen deswegen dann etwas die Präzision im Passspiel für Vorlagen oder dem Abschluss? Das kann man nicht klar beantworten.

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Fakt ist aber auch: Kane hatte zum Zeitpunkt seines Deutschland-Wechsels deutlich mehr Erfahrung auf dem Buckel, als der 2010 beim Transfer nach Dortmund 22 Jahre alte polnische Angreifer, der sich erst noch in einer anspruchsvollen Spielklasse wie der Bundesliga zurechtfinden musste. Lewandowski machte im etwas höheren Alter nochmals einen großen Entwicklungssprung, hatte seine erfolgreichsten Saisons 2019/20 (34 Tore), 2020/21 (41) und 2021/22 (35) – also, als er zwischen 31 und 33 Jahre alt war!

Wackelt Lewandowskis 41-Tore-Rekord?

Kane bringt also bereits das beste Knipser-Alter mit, seine Erfahrung spielt bei seiner aktuell enorme Effizienz keine unwichtige Rolle. Bei jetzt schon 17 Toren muss man sich unweigerlich die Frage stellen, ob der Engländer es schafft, direkt in seiner Debüt-Saison in der Bundesliga den Tor-Rekord Lewandowskis zu knacken. Hält er nämlich seinen aktuellen Torschnitt bei (1,54 pro Partie), könnte er am Saisonende auf schwindelerregende 52 Treffer kommen!

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Der Rekord sei aber "noch weit weg", sagte Kane nach seinem Doppelpack gegen Heidenheim. "Ich muss fokussiert bleiben, will weiter treffen und dem Team helfen." Eine kleine Kampfansage in Richtung des zu brechenden Bestwerts schob der englische Torjäger aber dennoch hinterher: "Wenn ich im April nah dran bin, werde ich es versuchen." 49 Jahre dauerte es, bis Lewandowski den 40-Tore-Rekord von Gerd Müller brechen konnte. Würde Kane bereits in dieser Saison mehr als 41 Treffer schießen, hätte dieser Fabel-Rekord gerade mal zwei Jahre Bestand gehabt.

Spätestens dann wäre Kane, wenn man über Bayern-Granden im Sturm sinniert, nicht mehr aus dem illustren Kreis wegzudenken.

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