Bundesliga
Joao Cancelo hat sich für den FC Bayern München als großer Transfer-Coup erwiesen. Der Portugiese ist eine Soforthilfe, verstärkt den FCB enorm – und auf Anhieb.
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Wenn es nach Pep Guardiola geht, wurde ihm etwas äußerst Kostbares weggenommen: "Die besten Spieler spielen als Profis immer so, wie sie als Amateure gespielt haben, weil es ihnen so viel Spaß macht. In ihrem Leben gibt es nichts Wichtigeres. Ich sehe sie wie kleine Jungs, die auf der Straße spielen, wenn sie acht oder neun Jahre alt sind. Das ist der Grund, warum Joao so beständig ist", geriet der Trainer von Manchester City ins Schwärmen, wenn er über seinen Musterschüler Joao Cancelo sprach. "Wenn du solche Spieler findest wie ihn, hast du Diamanten in den Händen."
Dieser Diamant wurde den Skyblues nun vom FC Bayern München entrissen: Cancelo wechselte auf Leihbasis zum deutschen Rekordmeister und kehrte den "Citizens", mit denen er zwei englische Meisterschaften und zwei englische Ligapokal-Siege feierte, vorerst den Rücken. Der portugiesische Nationalspieler, der bei der WM in Katar in vier von den fünf Spielen der Iberer auflief, hebt die defensive Außenbahnen des FCB auf ein neues Level: Der technisch äußerst beschlagene 28-Jährige kann sowohl auf der rechten, als auch auf der linken Seite Bestleistung bringen. Seine Außenrist-Pässe, mit denen er reihenweise die Defensiven Englands knackte, können der neue Dosenöffner der Bayern werden.
Auch die Münchner sehen in ihrem neuen Star einen zukünftigen Schlüsselspieler: "Er ist flexibel einsetzbar, hat Kreativität und Spielwitz. Er ist ein Spieler, der in jeder Mannschaft dieser Welt spielen kann. Wir hoffen, dass er mit seinem Vorwärtsdrang noch mehr Qualität in unser Spiel bringt. Wir haben Großes mit ihm vor", schwärmt Hasan Salihamidzic.
Im System von Guardiola spielte Cancelo eine im Wortsinne zentrale Rolle: Der Spanier, der so gerne den Ball und damit das Spiel kontrolliert, lässt seine Spieler immer wieder im für ihn wichtigsten Teil des Feldes Überzahlsituationen kreieren: im Zentrum. Außenverteidiger und Flügelstürmer überladen die Mitte, durch präzises Kurzpassspiel werden dort Lücken geschaffen und durch Tiefenpässe oder schnelle Spielverlagerungen wird die defensive Ordnung des Gegners dann letztendlich geknackt. Bei Ballverlusten in der Schaltzentrale ist es für die Gegner zudem aufgrund des vollen Zentrums äußerst eng und das Gegenpressing Guardiolas greift sofort. Cancelo war einer dieser Spieler im City-System, der aufgrund seiner immensen technischen Fähigkeiten und der Ruhe beziehungsweise Übersicht unter Raum-, Zeit- und Gegnerdruck, immer wieder ins Zentrum beordert wurde und dort die Fäden zog, den Spielrhythmus bestimmte.
Und damit erinnert Cancelo von seinem fußballerischen Profil her an einen ganz Großen der FCB-Geschichte: Philipp Lahm, Kapitän bei Bayerns Triple 2013 und Kapitän der deutschen Nationalmannschaft beim WM-Triumph in Brasilien. Als Guardiola 2013 von Jupp Heynckes übernahm und die Münchner spielerisch nochmals auf ein ganz anderes Level hob, ließ er Lahm ebenfalls immer wieder situativ als Außenverteidiger ins Zentrum rücken oder stellte den 1,70 Meter großen Führungsspieler direkt im Mittelfeld auf. Für Guardiola sei Lahm der beste Spieler gewesen, den er in der Position zwischen Außenverteidiger und defensivem Mittelfeld je gesehen hätte. "Er spielt wie Philipp Lahm", schwärmte Guardiola im November 2021 von Cancelo, dem portugiesischen Philipp-Pendant.
Doch warum ließ Guardiola einen seiner Diamanten nach München ziehen? Cancelo, der in der Jugend von Benfica Lissabon ausgebildet wurde und außerdem schon für den FC Valencia, Inter Mailand und Juventus Turin spielte, verlor nach der WM langsam aber stetig seinen Stammplatz bei den Skyblues. Im ersten Spiel nach der WM-Pause kam er gegen Leeds als Einwechselspieler, die folgende Partie verbrachte er komplett auf der Bank. Gegen Chelsea nahm Guardiola ihn in der Halbzeit vom Feld. Im wichtigen Manchester-Derby spielte Cancelo 90 Minuten durch, City verlor aber mit 1:2 gegen United. Die zwei folgenden Premier-League-Partien saß der Portugiese wieder durchgehend auf der Bank. Der niederländische Nationalspieler Nathan Ake, der laut Guardiola eine "sensationelle Saison" spielt, erhielt zuletzt immer wieder den Vorzug hinten links.
Bei den Bayern ist Cancelo rechts direkt durchgestartet, da Noussair Mazraoui dort derzeit noch nicht fit ist und Benjamin Pavard für die Innenverteidigung frei wurde. In seinen ersten beiden Pflichtspielen gab er als Rechtsverteidiger direkt jeweils eine Torvorlage. Theoretisch wäre Cancelo auch auf links eine gute Alternative zu Alphonso Davies, der in der Vergangenheit immer mal wieder mit Verletzungen zu kämpfen hatte. Auch im Mittelfeld, wo die Bayern eigentlich an Überangebot an starken Spielern haben, wäre Cancelo ein Fit für den Tabellenführer. Um gegen stark offensiv ausgerichtete Gegner, wie es Paris Saint-Germain im Achtelfinale der Champions League sein wird, die eigene Defensive zu stärken, könnte Cancelo auch als offensiver Flügel vor Pavard oder links als Absicherung hinter einem offensiver postierten Davies eingesetzt werden – denn auch diese Rollen kennt der polyvalente Portugiese aus seiner Zeit bei City bestens. Der Konkurrenzkampf bei den Bayern ist durch Cancelo auf jeden Fall noch mehr entfacht.
Egal wo Julian Nagelsmann den Portugiesen einsetzt: Er hat einen spielstarken und auf höchstem Level erfahrenen Akteur mehr in seinem Ensemble, der dank seiner exzellenten Schusstechnik auch selbst für Torgefahr im gegnerischen Strafraum oder aus der Distanz sorgen kann. Zudem verströmt er mit seiner Qualität beim finalen Pass ebenfalls durchgehend Gefahr. Ach ja: Und gute Standards tritt der 28 Jahre alte Techniker natürlich auch noch.
Machen wir es kurz: Bayern hat einen neuen Diamanten in seinen Händen. Und dieser Diamant hat das Mia-san-mia-Gefühl des Rekordmeisters schon verinnerlicht: "Ich weiß, dass dieser Club, diese Mannschaft für Titel lebt und jedes Jahr Titel gewinnt. Auch mich treibt der Hunger nach Erfolg an - ich werde mein Bestes für den FC Bayern geben", so der Portugiese.