Bundesliga
Deutschland gilt seit jeher als Torhüter-Nation. Von Toni "Fußballgott" Turek über Sepp die "Katze von Anzing" Maier bis hin zum "Titan" Oliver Kahn – die deutsche Nationalmannschaft hatte meistens absolute Weltklasse zwischen den Pfosten. Und trotzdem sticht Manuel Neuer aus dieser prominenten Ahnenkette noch einmal heraus. Gegen Lettland feierte der wohl beste Torhüter der Geschichte ein ganz besonderes Jubiläum. "Es ist unglaublich für mich, dass ich jetzt dreistellig bin, diese ganze Reise mit den 100 Spielen", so der Bayern-Keeper.
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Als erster deutscher Torhüter durchbrach Manuel Neuer im Testspiel gegen Lettland die Schallmauer von 100 Länderspieleinsätzen. Dabei hatte seine Karriere im DFB-Team einst so unscheinbar begonnen. Bei einer Asienreise im Sommer 2009 war Stammkeeper Rene Adler nicht mit dabei und gegen die Vereinigten Arabischen Emirate absolvierte der damals 23-jährige Neuer sein erstes Länderspiel. Es wurde ein Schaulaufen, bei dem der Debütant aber trotzdem zwei Mal hinter sich greifen musste. Am Ende stand es 7:2 und Mario Gomez war mit drei Treffern der Mann des Spiels.
Unverhofft änderte sich dann vor der WM 2010 Neuers Perspektive im Nationalteam: Rene Adler verpasste das Turnier in Südafrika aufgrund eines Rippenbruchs und Joachim Löw entschied sich für den damaligen Schalker als neue Nummer 1. Und diese Entscheidung sollte der Bundestrainer nicht bereuen. Neuer spielte ein großartiges Turnier und setzte mit seinen fußballerischen Fähigkeiten neue Maßstäbe im Torwartspiel. Seine Qualität als elfter Feldspieler hob ihn von allen seinen Vorgängern ab.
Ein Beispiel lieferte er im Achtelfinale gegen England, als er den Führungstreffer von Miroslav Klose mit einem präzisen Abstoß in den Lauf des Torjägers vorbereitete. Ein offizieller Assist für einen Torhüter bei einer Weltmeisterschaft – das war schon etwas ganz Besonderes. Auch deshalb gab es für Löw keinen Grund, nach dem Turnier auf der Torhüter-Position noch einmal zu tauschen.
Die ganze Welt in Staunen versetzte Neuer dann im Achtelfinale der WM 2014, als er gegen Algerien als "Manu der Libero" mehrfach weit vor dem eigenen Kasten Szenen entschärfte. Natürlich hatte es international zuvor schon offensive Torhüter wie Rene Higuita, Jorge Campos oder Jose Luis Chilavert gegeben, aber an das Gesamtpaket Neuer kam dieses Trio bei weitem nicht heran. Spätestens diese Partie veränderte das Torhüterspiel auf der ganzen Welt – und das ist nicht zu hoch gegriffen.
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"Er ist mein Vorbild! Sein Stil hat das Torwartspiel geprägt. Seine Qualitäten mit Ball am Fuß sind unerreicht, er hat neue Normen gesetzt", sagt beispielsweise Alisson Becker vom FC Liverpool, der selbst nicht ganz untalentiert mit den Füßen ist.
Nun geht Neuer in seine dritte Europameisterschaft als Stammkeeper und möchte natürlich endlich den Titel. 2012 und 2016 war jeweils im Halbfinale Schluss. Dann könnte er auch mit Sepp Maier gleichziehen, denn die Bayern-Legende hat zwar weniger Länderspiele als der aktuelle Keeper des Rekordmeisters, ist dafür aber der einzige deutsche Torhüter, der als Stammspieler sowohl Welt- als auch Europameister wurde. Manuel Neuer wird wie gewohnt mit Händen UND Füßen daran arbeiten, das in diesem Sommer zu ändern.