Bundesliga
Der FC Bayern München wollte in der Champions League ein Zeichen setzen - das 7:2 bei Tottenham Hotspur war mehr als das. Serge Gnabry sticht mit seinem Viererpack heraus, bleibt aber dennoch ruhig.
Am Ende eines schier unfassbaren Abends war Serge Gnabry ein paar Sekunden lang ziemlich unglücklich. Der Spielball, den sich der herausragende vierfache Torschütze nach dem grandiosen 7:2 (2:1) des FC Bayern München bei Tottenham Hotspur geschnappt hatte, flog plötzlich in den Fanblock der Münchner Anhänger. Gnabry schaute verdutzt, protestierte - und bekam sein Andenken zurückgeschossen. Glücklich verließ er den Rasen.
"Das war eine Sternstunde der gesamten Mannschaft, aber natürlich ganz besonders für Serge", sagte Trainer Niko Kovac nach einer packenden Europapokal-Schlacht, in der die Münchner nach einer schwachen und nervenaufreibenden ersten halben Stunde eindrucksvoll ihre Titelambitionen in der Champions League untermauerten, bei DAZN. Gnabry, der in der 53., 55., 83. und 88. Minute traf, ist erst der zweite deutsche Spieler, der in der Champions League einen Viererpack erzielen konnte. Zuvor war das nur Mario Gomez geglückt (beim 7:0 gegen Basel 2012) - ebenfalls im Trikot der Bayern.
Gnabry blieb nach den ersten Champions-League-Toren seiner Karriere freilich ruhig. Ja, sagte er, das sei schon ein "Wahnsinnsabend" gewesen, und "den genießen wir". Auf den Sieg solle sich der FC Bayern aber auch "nicht zu viel einbilden", betonte er bei Sky. Er lag damit auf einer Wellenlänge mit Trainer Kovac, der nach dem Spiel anmerkte: "Wir müssen bescheiden bleiben. Wir dürfen nicht überdrehen. Wir müssen die vielen guten Sachen, die wir diesmal gezeigt haben, vermehrt präsentieren."
Tatsächlich war der Start der Münchner in Tottenham zunächst verhalten. Die Spurs, immerhin Finalist der Champions League im vergangenen Mai, begannen stürmisch und gingen durch den früheren Bundesliga-Profi Heung-Min Son auch verdient in Führung (12.). Und dennoch lagen sie zur Pause nach dem schnellen Ausgleich durch Joshua Kimmich (15.) und einem Traumtor von Robert Lewandowski (45.+1) zurück.
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Für den FC Bayern war das eher schmeichelhaft. "Wir sind glücklich in die Pause gekommen", sagte Kimmich, das Resultat habe "nicht so ganz den Spielverlauf wiedergegeben". Dafür sei dann aber die "zweite Halbzeit phänomenal" gewesen, "es war extrem, was da abging". Neben Gnabry traf ein weiteres Mal auch Lewandowski (87.). Harry Kane verkürzte für kurze Zeit per Foulelfmeter auf 2:4 (60.).
"Damit rechnet man natürlich nicht", sagte Torhüter Manuel Neuer fast ein wenig verdattert nach dem denkwürdigen Abend im neuen Stadion von Tottenham, das die höchste Heimpleite einer englischen Mannschaft in der Europapokal-Geschichte kassierte. "Wir haben gedacht, dass es ein enges Spiel wird", ergänzte Neuer. Auch er hob hervor, dass die Spurs zur Pause "hätten führen können" angesichts zahlreicher Torchancen.
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Dass die Bayern nach der Pause so dominierten, lag auch an einer taktischen Änderung von Kovac. Er hatte zunächst Thiago auf der Bank gelassen und dafür Corentin Tolisso aufgeboten - der Franzose und damit auch die Münchner Defensive fing sich aber erst, als er in der zweiten Halbzeit den ballsicheren Thiago zur Seite gestellt bekam. Kimmich rückte dafür zurück nach rechts hinten, Benjamin Pavard von dort nach links hinten.
Eine gute Idee - wie so viele an einem geschichtsträchtigen Abend.