Bundesliga
Am späten Dienstagabend hat sich Historisches in München-Fröttmaning ereignet: Der Sport-Club Freiburg besiegte den übermächtigen FC Bayern München im DFB-Pokal-Viertelfinale mit 2:1 und feierte damit den ersten Auswärtssieg beim Rekordmeister überhaupt. Nun geht die Elf aus dem Breisgau mutig in das Bundesliga-Duell mit dem Rekordmeister am Super-Samstag.
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Für viele Fans des Sport-Club Freiburg mögen sich die vergangenen zwölf Monate noch immer wieder wie ein nicht endender Traum anfühlen. Vor knapp einem Jahr feierte der SC durch einen Sieg beim Hamburger SV den erstmaligen Einzug in das DFB-Pokalfinale in Berlin. Im letzten Spiel der Bundesliga-Saison verpassten die Breisgauer dann bei Bayer 04 Leverkusen den Einzug in die Champions League nur denkbar knapp. Nur eine Woche später feierten rund 50.000 Freiburger eine riesige Pokal-Party in Berlin und die Mannschaft von Trainer Christian Streich scheiterte trotz beeindruckender Leistung äußerst unglücklich im Elfmeterschießen an RB Leipzig.
Tolle Auftritte auf internationaler Bühne
Doch damit nicht genug: die Südbadener blieben auch in der neuen Saison in der Erfolgsspur und stehen nach 26 Spieltagen auf Platz vier in der Bundesliga-Tabelle. Zudem marschierten die Freiburger auch auf internationalem Parkett ungeschlagen und als souveräner Gruppensieger ins Europa-League-Achtelfinale, in dem sich der SC dem italienischen Rekordmeister Juventus Turin knapp geschlagen geben musste. Für die Freiburger Fans werden die beiden Spiele gegen den Weltclub aus Norditalien aber als unvergessliches Erlebnis in Erinnerung bleiben.
Nachhaltig in Erinnerung bleiben wird auch der Auftritt der Streich-Elf am Dienstagabend in München. Mit toller läuferischer Leistung, enormer Aufopferungsbereitschaft in der Arbeit gegen den Ball und der nötigen Präzision in den Offensiv-Aktionen hat der SC Freiburg zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte ein Auswärtsspiel beim FC Bayern München gewonnen. Zunächst sah es aber so aus, als könne der Sport-Club wie in den vergangenen 30 Jahren seit dem damals ersten Bundesliga-Spiel des Vereins, das die Breisgauer mit 1:3 beim FC Bayern verloren, keinen Sieg beim Rekordmeister einfahren. Dayot Upamecano brachte das Team von Thomas Tuchel mit einem umstrittenen Kopfballtreffer nach Eckball früh auf Halbfinal-Kurs (19.).
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Anders als bei der 0:5-Niederlage in München in der Hinrunde fiel der Sport-Club nach dem frühen Nackenschlag nicht auseinander, sondern agierte weiter konzentriert und mit Überzeugung. Sinnbildlich für das Breisgauer Selbstbewusstsein stand der 1:1-Ausgleich durch das Freiburger Urgestein Nicolas Höfler, der mit einem satten Dropkick-Abschluss aus gut 20 Metern mit seinem schwachen linken Fuß unhaltbar an Yann Sommer vorbei traf (27.). Über weite Strecken der zweiten Hälfte drückte der FCB auf den Siegtreffer, ohne sich dabei, mit Ausnahme eines Latten-Kopfballs von Benjamin Pavard (62.), eine Vielzahl nennenswerter Abschlüsse zu erarbeiten. Kurz vor Ende der regulären Spielzeit blockte Jamal Musiala einen erneuten Schuss von Höfler mit ausgestrecktem Arm im eigenen Strafraum und Lucas Höler verwandelte den fälligen Strafstoß wuchtig unter die Latte (90.+5).
Coach Christian Streich, der vor dem Spiel noch erzählt hatte, dass bereits die vielen Auswärtsreisen zu Spielen beim FC Bayern sowohl als Trainer der Freiburger Nachwuchsteams als auch als Trainer der Bundesliga-Mannschaft für ihn ein wahr gewordener Kindheits-Traum seien, konnte wohl auch nicht seinen Augen trauen, als sein Stürmer die Freude bei allen Freiburgern Fans, Spielern und Trainern zum Überkochen brachte. Nach dem Spiel sagte er dann, dass "es uns auch einmal vergönnt sein soll, hier zu gewinnen", nachdem er zuvor so oft als Co-Trainer und Cheftrainer in der Bundesliga in München verloren hatte.
Nächster Coup am Samstag?
Auch der Siegtorschütze Höler, hatte kurz nach Schlusspfiff das gerade Geschehen "noch gar nicht richtig realisiert". Lange Zeit, das Wunder von München zu verarbeiten, bleibt dem Überraschungs-Team aus dem Breisgau nicht, denn schon am Super-Samstag gibt es das nächste Duell mit dem Branchen-Primus aus Bayern - dieses Mal aber in der Bundesliga und vor heimischer Kulisse im Europa-Park Stadion. Bis dahin gilt es für alle Beteiligten, sich bestens vom kräftezehrenden Pokalabend zu regenerieren, um am Samstagnachmittag mit wiedergewonnener Frische dem FC Bayern erneut ein Bein zu stellen. Sollte das gelingen, dann werden die Freiburger vielleicht wirklich bald erleben, dass die Champions-League-Hymne im beschaulichen Städtchen am Fuße des Schwarzwalds nicht nur im Traum erklingen kann. Gut möglich also, dass der Fußball-Traum in Freiburg so schnell nicht endet…
Friedemann Goertz