Bundesliga
Thomas Tuchel hatte am vergangenen Spieltag den Pressesaal in Darmstadt schon fast verlassen, da gab es doch noch eine letzte Frage. Der Trainer des FC Bayern München sollte noch ein paar Worte zur Leistung von Jamal Musiala sagen. Während sich Tuchel wieder auf seinen Platz setzte, übernahm Lilien-Coach Torsten Lieberknecht schon einmal die Aufgabe.
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"Wenn man nicht direkt beteiligt ist, ist es ein Hochgenuss dem Jungen zuzugucken", erklärte Lieberknecht, der schon bei seiner Spielanalyse regelrecht ins Schwärmen geriet, als es um den Spielmacher des FC Bayern ging. "Er wird Deutschland zur EM führen - wenn sie mit ihm nicht sogar Europameister werden", wagte der Darmstädter Trainer eine steile Prognose.
Bei den Länderspielen gegen Frankreich und die Niederlande überzeugte der Dribbler schon mal, bereitete das 2:0 in Lyon gegen den Weltmeister von 2018 ganz cool und mit Übersicht vor.
Nun saß auch Tuchel wieder und schloss sich den lobenden Worten seines Kollegen an. "Jamal ist in den letzten Wochen immer wieder spielentscheidend gewesen", so Tuchel, der eine starke Entwicklung beim 21-jährigen Juwel ausmacht. "Die Mischung zwischen Dribbling und Passspiel - also die ganze Entscheidungsfindung ist sehr gut", lobte der Bayern-Coach seinen Schützling, der in Darmstadt unzählige magische Momente kreierte.
Die enge Ballführung des Münchner Magiers unter extremen Zeit-, Raum- und Gegnerdruck hat sich mittlerweile überall auf dem Erdball herumgesprochen: Selbst die brasilianischen Ballzauberer von der Copacabana, denen im Sand so einige Kunststücke gelingen, staunen nicht schlecht, wenn sie sich die Ballbehandlung von Bayerns Meistermacher der vergangenen Saison genauer anschauen. "Wenn ich nicht wüsste, dass er Deutscher ist, würde ich schätzen, dass er brasilianische Eltern hat", sagt Marcos Vieira, Trainer an einer Footvolley-Schule Praia do Diabo. "Er hat Bewegungen, die Deutsche normalerweise nicht haben. Er ist ein unglaublicher Spieler mit großer Improvisationskunst, damit überrascht er die Zuschauer immer wieder", so Vieira.
Musiala war gleich an 15 Münchener Torschüssen direkt beteiligt und stellte damit einen neuen ligaweiten Saisonrekord auf. Seine acht abgefeuerten Torschüsse sind zudem ein neuer persönlicher Rekord für den Nationalspieler. Beeindruckend zuletzt auch Musialas Effizienz: Der Rechtsfuß war in den letzten fünf Bundesliga-Spielen an neun Treffern direkt beteiligt (fünf Tore, vier Assists).
Der Bayern-Star überzeugte aber nicht nur mit starken Dribblings, zwei Toren und einer Vorlage, sondern bewies auch ein enormes Geschick im Zweikampf. 19 seiner 25 direkten Duelle konnte Musiala am 26. Spieltag für sich entscheiden. Ein Wert, von dem Innenverteidiger träumen.
Mit einem Musiala in Galaform ist dem Tuchel-Team im Endspurt der Saison noch extrem viel zuzutrauen. In der Bundesliga ist der Rekordmeister zwar auf Leverkusener Ausrutscher angewiesen, aber in der Champions League haben die Münchener noch alle Chancen auf einen Titel. Und eines ist klar: Torsten Lieberknecht wird dann von der Couch aus zusehen, Marcos Vieira von der traumhaften Copacabana aus. Beide werden sie die Leistung von Musiala einfach nur genießen.