Bundesliga
München – Die Tordifferenz als Faustpfand – das konnte Borussia Dortmund im Kampf um die Deutsche Meisterschaft über weite Strecken der Saison sein Eigen nennen. Doch der FC Bayern München ist nach dem 6:0-Kantersieg gegen den VfL Wolfsburg in dieser Disziplin vorbeigezogen und grüßt nach dieser Machtdemonstration wieder von der Tabellenspitze.
"Wir sind jetzt da, wo wir hinwollten, auf Tabellenplatz eins", war FCB-Coach Niko Kovac sichtlich stolz nach dem höchsten Bundesliga-Sieg seiner bisher kurzen Amtszeit beim Rekordmeister. Ein halbes Dutzend Tore erzielten Robert Lewandowski und Co. gegen deutlich unterlegene Niedersachsen. "Ich bin mit dem Spiel sehr zufrieden, das war eine gute Fortsetzung nach dem Gladbach-Spiel. Die Art und Weise hat mir sehr gefallen, zu keinem Zeitpunkt waren wir in Schwierigkeiten. Wir hätten mehr Tore schießen können und auch müssen", mahnte der Kroate zu mehr Konsequenz im Abschluss.
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Denn: Der FCB steht nun lediglich aufgrund der knapp besseren Tordifferenz vor dem Meisterschaftskonkurrenten Borussia Dortmund, jeder Treffer könnte also im Kampf um den Titel entscheidend sein. Endlich wieder Erster – und das nach 161 Tagen. "Dort wollen wir auch weiterhin bleiben. Aber es noch nichts passiert, es sind noch viele Spiele zu gehen", bekundet Kovac nach dem Galaauftritt seiner Mannschaft, die sich zunächst schwer getan hatte. Erst der Doppelschlag von Gnabry und Lewandowski (34., 37.) löste den Knoten bei den Bayern, die fortan gegen Wolfsburg alles im Griff hatten und sich auch vor dem gegnerischen Tor durchschlagskräftig zeigten.
Besonders der Goalgetter vom Dienst gegen die "Wölfe" zeigte sich abermals torhungrig: Robert Lewandowski erzielte seine Treffer 19 und 20 im 17. Duell mit dem VfL und hat nun in den letzten acht Spielen gegen Wolfsburg immer mindestens ein Tor geschossen – nur Klaus Fischer schaffte eine längere Serie (neun Spiele in Folge mit Tor gegen den VfB Stuttgart). Dabei war das 2:0 ein historischer Treffer: Sein 196. Bundesliga-Tor bedeutete den alleinigen Rekord als erfolgreichster Ausländer in der Liga-Geschichte, der Pole ließ damit Claudio Pizarro hinter sich. "Das ist etwas Besonderes", freute sich der mit 17 Toren treffsicherste Torjäger der aktuellen Spielzeit nach seinem Doppelpack: "Ich bin sehr stolz über das, was ich geleistet habe."
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Das gilt auch für die Bayern-Mannschaft, die ihre Aufholjagd im Titelrennen mit der Ablösung an der Tabellenspitze vorerst krönen konnte. Zwolf der letzten 13 Partien hat der Rekordmeister für sich entscheiden können und ist erstmals seit dem fünften Spieltag wieder Spitzenreiter. Vor Beginn dieser Erfolgsphase lag der Titelveteidiger noch neun Punkte hinter dem BVB. "Wir haben darauf hingearbeitet, dass wir immer näherkommen und den Dortmundern auf die Pelle rücken. Jetzt haben wir es sogar geschafft, sie zu überholen", erklärte ein freudiger Joshua Kimmich: "Es hat Spaß gemacht auf dem Platz. Da müssen wir dranbleiben, damit wir die Tabellenführung nicht wieder abgegeben", so der Nationalspieler, der den 20. Sieg im 22. Heimspiel gegen Wolfsburg als "perfekten Nachmittag" empfand.
Ein perfekter Nachmittag, der bei den Bayern Appetit auf die anstehende Aufgabe unter der Woche machte. "Es freut mich, wie wir heute gespielt haben. Das war ein gutes Spiel für uns für die Champions League", erklärte Lewandowski angesichts des Achtelfinal-Rückspiels gegen den FC Liverpool am kommenden Mittwoch. Mit breiter Brust von wettbewerbsübergreifend sieben Heimsiege in Serie und dem Spitzenplatz in der Bundesliga geht der FCB in das Duell mit dem englischen Spitzenclub. "Wir haben jetzt ein Momentum. Dieser Moment der Saison ist der beste, den wir bis jetzt haben, zum richtigen Zeitpunkt, das wollen wir mitnehmen", sagte Sportdirektor Hasan Salihamidzic: "Wir haben Selbstvertrauen getankt."