Bundesliga

Die Comeback-Könige vom Rhein haben wieder zugeschlagen. Beim 3:3 in Wolfsburg gelingen dem 1. FC Köln wie schon in Mainz und Regensburg erneut zwei späte Treffer. Trainer Kwasniok bringt die Wende von der Bank und erinnert daran, dass Fußballspiele in der Schlussphase entschieden werden. Auch wenn die Blase des Trainers dadurch mitunter überstrapaziert wird.
"Die meisten Spiele werden hintenraus entschieden – da musst du da sein, da musst du bereit sein." Das hatte Kölns Trainer Lukas Kwasniok den Pressevertretern zum Vorbereitungsstart mitgegeben. Er sollte auf eindrucksvolle Weise Recht behalten. Nach vier Pflichtspielen sind die Geißbböcke nach wie vor ungeschlagen und erzielten bereits fünf späte Treffer. Im Pokal sprang seine Mannschaft dem drohenden Aus in letzter Sekunde von der Schippe. Am ersten Spieltag in Mainz gelang Marius Bülter der späte Siegtreffer und gegen den VfL Wolfsburg schlug der FC trotz augenscheinlichem K.O. tief in der Nachspielzeit zurück.
"Ich habe der Mannschaft zu Beginn mitgegeben, dass der Fußball im Ergebnis immer unberechenbar ist. Berechenbar wollen wir aber dahingehend sein, dass wir über 90 Minuten alles daran setzen, Punkte zu holen und bis hinten heraus dem Gegner wehzutun", so Kwasniok nach dem Treffer von Jakub Kamiński zum 3:3 in Wolfsburg in der 14. Minute der Nachspielzeit. Bereits zuvor hatte Ísak Jóhannesson in der Nachspielzeit zum 2:2 getroffen – beim anschließenden Jubel fehlte ausgerechnet der Trainer. "Ich hab’s gesehen und dann habe ich mich für kleine Leute verdünnisiert", erklärte Kwasniok nach der Partie. Nach der erneuten Wolfsburger Führung durch Arnold gelang es dem VfL nicht, das Spiel zu beruhigen, zu unberechenbar agierte die Kölner Offensive um die wuseligen Saïd El Mala und Kamiński.
Der FC war an diesem Nachmittag nicht kleinzukriegen. Weder der aberkannte Führungstreffer von Bülter noch das späte Gegentor von Maximilian Arnold in der neunten Minute der Nachspielzeit führte zu hängenden Köpfen. "Auch nach dem 2:3 hat man an unserer Körpersprache gesehen, dass wir noch nicht aufgegeben hatten", fasste Bülter die Stimmung innerhalb der Mannschaft zusammen.
Neben der zusätzlichen Offensivqualität, die Kwasniok durch die Einwechslungen von Jóhannesson, Florian Kainz, Ragnar Ache, Alessio Castro-Montes und El Mala auf den Platz gebracht hatte, war der Punktgewinn gegen den VfL auch für Kwasniok eine Frage der Einstellung: "Wir wollten dann in der Schlussphase unbedingt einen Punkt holen und die Mannschaft hat sich über die 105 Minuten den Punkt auch hart erarbeitet." Beim 3:3 konnte dann auch der Trainer befreit mitjubeln.
Belohnt wurde der Kölner Aufwand schließlich ausgerechnet durch den späten Ausgleichstreffer von Kamiński, der von den Wölfen nach Köln ausgeliehen ist. "Das war geil. Das fühlt sich gut an", kommentierte der Torschütze, der auf einen Jubel gegen seinen eigentlichen Arbeitgeber verzichtete, den späten Punktgewinn. Eine Gefühlslage, die der zahlreich nach Wolfsburg mitgereiste Kölner Anhang sicherlich ähnlich verpürte.
Kwasniok hat es in Köln geschafft, der auf vielen Positionen neu zusammengestellten Mannschaft nicht nur seine fußballerischen Ideen mitzugeben, sondern darüber hinaus die Mentalität, an sich zu glauben und auch bei Rückschlägen nicht aufzustecken. Auch wenn man im Wolfsburger Gästeblock den 1. FC Köln kurzerhand als Meisterschaftskandidaten ausrief, dürfte der dritte Tabellenplatz, auf dem die Geißböcke nach dem dritten Spieltag stehen, bestenfalls eine Momentaufnahme sein. Nichtsdestotrotz scheinen Kwasniok und der FC auf dem besten Weg zu sein, sich bereits früh in der Saison von den Abstiegsplätzen abzusetzen.