Bundesliga
Die Freude war riesig. Wieder ein Sieg, der bereits siebte in dieser Saison, und der Sprung zurück auf den zweiten Tabellenplatz sorgten nach dem 2:1 gegen Aufsteiger 1. FC Union Berlin für große Euphorie beim FC Schalke 04. Die Knappen sind auf dem Höhenflug und lassen sich durch nichts aufhalten.
Dabei konnte auch der verpasste, vorübergehende Sprung an die Tabellenspitze niemanden im Schalker Lager verärgern. Um Borussia Mönchengladbach zu überholen, hätten die Königsblauen ohnehin einen nicht zu erwartenden Kantersieg gegen die zuletzt so starken Eisernen aus Köpenick herausschießen müssen. "Das ist mir total wurscht", sagte Trainer David Wagner nur zu den Spitzenreiterambitionen der Fans. Und Torhüter Alexander Nübel legte nach: "Auf die Tabelle gucken wir nicht."
Dabei war die Momentaufnahme am späten Freitagabend durchaus sehenswert: 25 Punkte nach 13 Spielen, vorerst punktgleich mit Tabellenführer Gladbach, zumindest bis Samstagabend vor Bayern München, auch nach dem Wochenende weiter vor Borussia Dortmund. "Die Nummer eins im Pott sind wir", riefen die Fans nach dem hart erkämpften Sieg.
In der vergangenen Saison, die beinahe mit dem vierten Abstieg der Clubgeschichte geendet hätte, hatten die Königsblauen 27 Spiele benötigt, um auf diese Punkteausbeute zu kommen. Die Spieler sind weitgehend dieselben, doch unter dem neuen Trainer David Wagner sind sie kaum wiederzuerkennen. "Die ganze Mannschaft hat Selbstvertrauen", sagte Nationalspieler Suat Serdar, der kurz vor Schluss das Siegtor erzielt hatte (86.): "Wir haben keine Angst, Fehler zu machen."
Gegen Union zeigten die Schalker, dass sie aus den vorangegangenen Heimspielen gegen die Abstiegskandidaten 1. FC Köln (1:1) und Fortuna Düsseldorf (3:3) gelernt haben. Zweimal hatten sie spät Führungen verspielt und damit insgesamt vier Punkte aus der Hand gegeben. Diesmal reichte Serdars Treffer zum Sieg, wie schon beim 2:1 vor einer Woche bei Werder Bremen brachte Wagners Team den Vorsprung souverän über die Zeit.
Schalke ist damit endgültig im Reigen der Titelkandidaten angekommen. Das System von Neu-Coach Wagner funktioniert, der Fußballlehrer hat aus der im Vorjahr verunsicherten Truppe Hochbegabter eine echte, stabile Mannschaft gemacht. Und die hat durchaus hochgesteckte Ziele. Auch wenn Wagner selbst grundsätzlich auf die Euphoriebremse tritt, bei den Spielern ist das interne Ziel schon klar, wie Stürmer Benito Raman vergangene Woche nach dem 2:1 gegen Werder Bremen sagte: "Dann müssen wir nach Europa".
Tobias Schild