Bundesliga
Der FC Schalke 04 musste trotz eines aufopferungsvollen Kampfes in Leipzig den zweiten Abstieg innerhalb von drei Jahren hinnehmen. Eine hochemotionale Spielzeit mit einer weitaus besseren Rück- als Hinrunde war nicht von Erfolg gekrönt. In der 2. Bundesliga wollen die Königsblauen diesen Unfall gemeinsam mit ihren Anhänger schnellstmöglich wieder ausbügeln und ins Oberhaus zurückkehren.
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"In schlechten Zeiten müsst ihr Schalker sein. In guten haben wir genug davon", sagte einst der 2008 verstorbene S04-Mannschaftsbetreuer Charly Neumann, der in den 1980er Jahren drei Abstiege des stolzen Ruhrgebietsclubs miterlebte. Diese Devise gilt für den FC Schalke 04 und seine Fans auch seit der Saison 2020/2021 wieder. Leidensfähigkeit ist erneut gefragt. Vor zwei Jahren mussten die Königsblauen das erste Mal nach 1987/88 den Gang in die Zweitklassigkeit antreten. Gefühlt nicht mal richtig aus dem Aufzug ausgestiegen, ging es nun den Schacht wieder eine Etage bergab: Königsblau steigt zum fünften Mal in der Vereinsgeschichte in die 2. Bundesliga ab.
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Mit dem 2:4 in Leipzig am 34. Spieltag war das Schicksal der "Knappen" besiegelt. 31 Punkte und Platz 17 sowie Rang 8 in der Rückrundentabelle reichten nicht aus, um die Hypothek aus der verunglückten Hinrunde mit lediglich neun Zählern wettzumachen. Es fehlten minimum zwei Punkte und einige Tore, um sich zumindest in die Relegation retten zu können.
"Die Hoffnung war da, auch wenn wir wussten, dass es schwer werden wird. Wenn man sieht, wie die Jungs trotz Rückschlägen immer wieder zurückgekommen sind, war auch dieses Spiel ein Beispiel dafür, wie die ganze Saison für uns gelaufen ist", resümierte Gerald Asamoah, Schalkes Leiter der Lizenzspielerabteilung, nach der allerletzten Achterbahn-Fahrt der Gefühle, die Königsblau in dieser Spielzeit mitmachen musste.
Die Vereinsverantwortlichen hatten es bereits vor Saisonbeginn geahnt, dass der Kampf um den Klassenerhalt bis zum Schluss gehen sollte. Auch wenn sie sich nichts davon kaufen können: Trotz zurecht vieler skeptischer Stimmen, die S04 schon im Winter dem Abstieg geweiht sahen, bewahrheiteten sich die Prognosen von Sportvorstand Peter Knäbel, Asamoah und Co. Königsblau stemmte sich bis zum bitteren Ende dem Worst Case entgegen.
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Beim finalen Auswärtsspiel in Sachsen reichte die bewundernswerte Mentalität der Knappen allerdings nicht aus. Ohnehin war man auf Schützenhilfe der Konkurrenz angewiesen. Während mindestens ein Zähler bei RBL Pflicht war, hätte in diesem Szenario Bochum gegen Leverkusen verlieren müssen. Da der VfL diesen Wunsch nicht erfüllte und bereits früh die Weichen auf Sieg stellte, musste S04 die drei Punkte zwingend einfahren und den Blick nach Stuttgart werfen.
Dort geriet der VfB in der 75. Minute mit 0:1 gegen Hoffenheim in Rückstand, Schalke fehlte zu diesem Zeitpunkt beim Stand von 2:2 ein Tor zu Platz 16. Spätestens mit dem Ausgleich der Schwaben (80.) und dem 3:2 sowie 4:2 der Leipziger schlugen die Gelsenkirchener jedoch endgültig auf dem Boden der Tatsachen auf. Angesichts der furiosen Aufholjagd in der Rückrunde mutet der verpasste Klassenerhalt aus Sicht des S04 eher unverdient an. Emotion, Kampf und Zusammenhalt haben den Abstieg nicht verhindern können.
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Nach den Last-Minute-Siegen gegen Bremen (2:1) und Mainz (3:2) war die Hoffnung riesengroß, dass das Wunder vom Berger Feld wahr wird. Das Restprogramm gegen Bayern, Frankfurt und Leipzig war schließlich eine Nummer zu groß. "Ich bin sehr traurig. Dieses Saisonende ist sehr bitter für uns. Ich muss das jetzt erst einmal verarbeiten. Die Leidenschaft unserer Fans hat uns in den vergangenen Wochen und Monaten getragen. Gemeinsam mit ihnen wollten wir uns belohnen – mit dem Einzug in die Relegation oder sogar dem direkten Verbleib in der Liga", sagte ein sichtlich emotionaler Danny Latza nach dem Abpfiff in der Red Bull Arena.
Und dennoch ist dieser Abstieg nicht mit dem aus 2021 zu vergleichen. Damals konnte sich S04 ohne die aufgrund der Corona-Pandemie fehlende direkte Unterstützung seiner Fans auf Platz 18 nie so richtig aufrappeln, ging unterm Strich mit 16 Punkten abgeschlagen runter. In dieser Spielzeit waren Fans und Mannschaft eine Einheit. Schlüsselmoment war nach Meinungen vieler Königsblauer eine Trainingseinheit im altehrwürdigen Parkstadion, als man sich zum Start der Rückrunde im Rahmen der Einführung eines Flutlichtmastes auf ein deutlich besseres zweites Saisonhalbjahr einschwor.
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Dass es trotz dieses 17 Spieltage andauernden Kraftaktes nicht zu mehr gereicht hat, rührte Schalker Spieler wie Tom Krauß, Simon Terodde oder Marcin Kaminski zurecht zu Tränen. Gemeinsam mit ihren treuen und feinfühligen Anhängern trauerten sie im Gästebereich des Leipziger Stadions. "Leider ist uns das nicht gelungen. Das schmerzt. Ich bin sehr dankbar für diese großartige Unterstützung. Das ist es, was Schalke ausmacht", so Latza danach.
Die Schalker Fans honorierten die aufopferungsvolle Leistung bei einem auf dem Papier klar besseren Gegner entsprechend mit Applaus und Gesängen. Wie so häufig nach Niederlagen in dieser Saison. "Unsere Fans werden uns auch in der nächsten Saison wieder viel Energie geben", ist sich Asamoah sicher und blickt voraus: "Wir wissen, was in der 2. Bundesliga auf uns zukommen wird."
Der Unterstützung seiner Anhänger kann sich der FC Schalke 04 sicher sein. Aufgeben ist ein Fremdwort beim Traditionsverein aus dem Ruhrgebiet. "Schalke ist ein Malocherclub. Wir wollen natürlich schauen, dass wir eine ähnliche Mannschaft mit dieser ähnlichen Einstellung in Zukunft auf den Rasen schicken, um vielleicht dann wieder mit ein bisschen mehr Lächeln dazustehen", so Cheftrainer Thomas Reis, der mit einer auf vielen Positionen erneuerten Truppe den sofortigen Wiederaufstieg anpeilen wird.
Philipp Pachollek