Bundesliga
Der FC Schalke 04 hat sich nach dem enttäuschenden Auftritt in Freiburg (0:4) das vielfach ausgerufene Abstiegsendspiel gegen den SV Werder Bremen mit 2:1 gewonnen. Königsblau erlebte einen denkwürdigen Samstagabend in der Veltins Arena, der im Kampf um den Ligaverbleib Mut machen dürfte.
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Sie waren sich dem Ernst der Lage alle bewusst und haben geliefert. Gegen den SV Werder Bremen zählte für den FC Schalke 04 nur eines: Punkten - und zwar dreifach! Die Gelsenkirchener waren in der Veltins-Arena praktisch zum Siegen verdammt. Bei einer Niederlage hätten der VfL Bochum, der dem BVB im Freitagabendspiel beim 1:1 in die Suppe spuckte, sowie der VfB Stuttgart, der Stunden zuvor Borussia Mönchengladbach 2:1 schlug, vier Punkte Vorsprung gehabt. Selbst ein Unentschieden wäre für die "Knappen" vermutlich zu wenig gewesen.
Dass die Königsblauen in der 18. Minute dann auch noch gegen den SVW in Rückstand gerieten, machte die Situation noch einen gewaltigen Tick schlechter. "Die Entstehung des Gegentores nach einem eigenen Einwurf war sehr ärgerlich. Da haben wir die Gäste eingeladen", kritisierte Coach Thomas Reis nach der Partie. "Wir haben in der ersten Hälfte kein gutes Spiel gezeigt", sagte Reis und meinte damit nicht nur das Kontergegentor durch Marvin Ducksch. Den Schalkern mangelte es im Offensivspiel deutlich an der Präzision, vor Kreativität zeugten die Angriffsbemühungen des Aufsteigers ebenfalls nicht gerade. Weil Reis "mit einigen Dingen" nicht einverstanden war, "haben wir dann in der Pause gewisse Punkte angesprochen."
Und eine deutliche Reaktion gezeigt: Im zweiten Durchgang spielte nur noch der S04, die Gastgeber hatten "eine ganz andere Energie auf dem Platz. Wir haben uns viele Chancen herausgespielt", sagte Reis. 11:4 Torschüsse gaben die "Knappen" in den zweiten 45 Minuten ab, kamen insgesamt auf 21 Abschlüsse – Saisonrekord für den FC Schalke 04. Vor allem die Präzision der Schüsse nahm in der zweiten Halbzeit stark zu, Jiri Pavlenka musste mehrmals für die Bremer rettend zur Tat schreiten.
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Entscheidend war nicht nur die erhöhte Schlagzahl in der zweiten Halbzeit, wichtig war auch das Näschen von Reis. Der Trainer der Schalker wechselte den Sieg quasi ein: Beide Tore wurden von Jokern erzielt. Das 1:1 des Defensivspezialisten Sepp van den Berg bereitete zudem Sebastian Polter vor, der ebenfalls von der Bank kam und sein Comeback nach einer Kreuzbandverletzung gab. Der kantige Stürmer kehrte in Rekordzeit zurück, keine vier Monate aus.
"Ich bin überglücklich. Mein Comeback nach fast vier Monaten Pause, dann drei ganz wichtige Punkte. Viel mehr geht nicht", freute sich die Nummer 40 des Aufsteigers. "Für einen Abend wie diesen habe ich in den vergangenen Wochen täglich hart gearbeitet."
Dank Polters Vorarbeit schrieb van den Berg, der wegen Verletzungen am Sprunggelenk und am Fuß für mehrere Monate ausgefallen war und sein erstes Spiel seit Anfang Oktober absolvierte, Bundesliga-Geschichte: Sein 1:1 in der 81. Spielminute machte den Niederländer zum 280. Bundesliga-Torschützen von S04 – Rekord in der Bundesliga.
Neben den erfolgreichen Rekonvaleszenten wurde allerdings Dominick Drexler zum Matchwinner: Der offensive Mittelfeldspieler wurde in der 74. Minute zusammen mit Polter eingewechselt. In der Nachspielzeit warf sich die Nummer 24 der "Knappen", bei einem der wenigen Bremer Angriffe im zweiten Durchgang, in einen Schuss von Ducksch. Dann lief der Schalker Konter, den Drexler nach tollem Zuspiel von Rodrigo Zalazar eiskalt unten rechts verwandelte. Danach explodierte die Stimmung im Schalker Stadion, die Fans schrien beinahe das Dach von der Veltins-Arena.
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"Im Fußball kann vieles passieren. Gerade hier auf Schalke, mit unseren Fans im Rücken, ist bis zur allerletzten Sekunde alles möglich", sagte Zalazar nach der Partie. "Unsere Fans haben uns wieder überragend unterstützt, sie haben einen ganz großen Anteil an den drei Punkten." Die Fans zauberten einigen Spielern in Königsblau vor der Nordkurve gar Tränen in die Augen, als sie nach Abpfiff den "Mythos vom Schalker Markt" besangen.
Nach einem Pausenrückstand in einem Bundesliga-Spiel hatte Schalke zuletzt im November 2013 noch gewonnen: Ebenfalls zu Hause bei einem 3:1 gegen Werder, die Torschützen waren zwei Mal Kevin Prince Boateng und Jefferson Farfan. Erstmals seit Ende 2019 feierte S04 wieder zwei Bundesliga-Heimsiege in Folge. 18 Punkte gab es bislang in der Rückrunde, doppelt so viele wie in der Hinrunde. Schalke bleibt trotz des Dreiers auf Rang 17, der Rückstand auf die TSG Hoffenheim (Platz 14) beträgt nur noch zwei Zähler, Bochum und Stuttgart haben einen Punkt mehr auf dem Konto – Schalke ist wieder mitten drin im Kampf um den Klassenverbleib.