Bundesliga

2023-05-12T14:00:00Z

Schalkes Bülter ist der Mann mit Nerven aus Stahl

Einfach nur Ekstase: Marius Bülter versenkt in der 102. Minute den Elfmeter zum 3:2-Sieg des FC Schalke 04 in Mainz
Einfach nur Ekstase: Marius Bülter versenkt in der 102. Minute den Elfmeter zum 3:2-Sieg des FC Schalke 04 in Mainz

Marius Bülter ist in dieser Saison der Unterschiedsspieler beim FC Schalke 04. Zuletzt glänzte der Linksaußen in Mainz mit einem Doppelpack, der den Königsblauen den wohl bis dato dramatischsten Sieg dieser Spielzeit einbrachte. Es ist vor allem der 30-Jährige, der die Nervenstärke der Gelsenkirchener im Abstiegskampf symbolisiert.

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Während der gemeine Fan des FC Schalke 04 am 31. Spieltag in der 102. Minute wohl lieber das Weite suchte oder sich das königsblaue Trikot übers Gesicht zog, blieb er kalt wie eine Hundeschnauze: Marius Bülter, der "Bültinator", wie sie ihn auf Schalke nennen. Der Mann mit Nerven aus Stahl. Es wäre nur allzu verständlich gewesen, bei diesem möglicherweise richtungsweisenden Elfmeter nicht antreten zu wollen. Doch der Linksaußen schnappte sich die Kugel, verwandelte samt Verzögerung des Anlaufs eiskalt halbrechts unten und ließ den Gästebereich explodieren.

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Es war nicht irgendein Tor, für die "Knappen" war es im Kampf gegen den Abstieg von größter Wichtigkeit. Der 3:2-Siegtreffer - der späteste in der Bundesliga, seit die Daten genau erhoben werden (seit 1992) - ermöglichte S04 am Vorabend Druck auf die direkten Konkurrenten im Tabellenkeller auszuüben. Mit Erfolg: Während Stuttgart und Bochum verloren, kletterte Schalke zwei Plätze und schloss den Spieltag über dem Strich ab. Dank der Nervenstärke Bülters haben die Gelsenkirchener den Klassenerhalt nun in der eigenen Hand.

"Natürlich ist man nervös"

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"Das war nicht der erste Elfmeter in solch einer Spielsituation. Heute war der Druck aber ein anderer. Die drei Punkte sind extrem wichtig, die Spiele werden immer weniger. Natürlich ist man nervös. Man versucht jedoch, das ganze Drumherum auszublenden und daran zu glauben, den Elfer reinzumachen", zitierte S04 Bülter am Tag nach diesem geschichtsträchtigen Abend in Rheinhessen.

Der 30-Jährige ist der erste Spieler der Bundesliga-Historie, der in einer Saison drei Strafstöße in der Nachspielzeit verwandelte. Im Heimspiel gegen Gladbach zum 2:2-Endstand, in Augsburg zum 1:1-Endstand sowie zuletzt in Mainz zum 3:2-Endstand. Von seinen insgesamt elf Saisontoren, die ihn bei Schalke zum Top-Torschützen machen, traf er sechsmal in dieser Bundesliga-Saison in der Schlussviertelstunde – nur Niclas Füllkrug öfter (achtmal). Last-Minute-Experte Bülter!

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Bei den "05ern" war es zudem Bülter selbst, der sich bei dem fast zwei Sekunden langen Trikotzupfer von Anthony Caci - aus S04-Sicht - gerade noch rechtzeitig fallen ließ und so den Video-Assistenten auf den Plan rief. Ohne die Rechtmäßigkeit dieses Elfmeters infrage zu stellen: Bülters Abgezocktheit macht für Schalke in dieser Spielzeit oft den Unterschied.

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Unorthodoxe Profi-Laufbahn

52 Mal und damit am häufigsten unter den S04-Spielern konnte Bülter nur durch ein Foul gestoppt werden. Dass der variable Offensivmann manchmal schwer zu greifen ist, bewies das 1:0-Führungstor in Mainz, als er Andreas Hanche-Olsen per Bongartz-Trick austanzte und anschließend gekonnt mit dem vermeintlich schwächeren Linken unten rechts vollstreckte. Bülter ist nicht nur technisch versiert, sondern auch schnell (Top-Speed 34,4 km/h), robust und kampfstark.

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Mit einem Mix aus feiner Klinge und unermüdlichem Einsatz und Leidenschaft erfreut sich Bülter im Verein und bei den Fans höchster Beliebtheit. Geschichten, wie die des 30-Jährigen, der fünf Jahre zuvor noch in der Regionalliga beim SV Rödinghausen seine Brötchen verdiente und erst über Umwege über Zweitligist Magdeburg und Union Berlin in der Bundesliga ankam, sind selten geworden. Bülter durchlief kein Nachwuchsleistungszentrum und wurde sogar auf dem Sprung in die U19 von Preußen Münster aussortiert. Bevor der Spätzünder mit 25 seinen ersten Profi-Vertrag beim FCM unterschrieb, kickte er unter anderem bei Eintracht Rheine als Amateur und absolvierte nebenbei ein Maschinenbau-Studium.

Keiner ist bei S04 so wichtig wie Bülter

Heute sorgt "Bülti", wie sie ihn in Gelsenkirchen ebenfalls gerne schimpfen, regelmäßig für königsblaue Ekstase. Letztes Jahr mit zehn Treffern und zehn Assists maßgeblich am S04-Aufstieg beteiligt, könnte der Linksaußen unter anderem mit seinen Last-Minute-Toren zum Last-Minute-Klassenerhalt beitragen. Über ein Drittel aller Schalker Saisontore (11 von 31 = 35 Prozent) gehen auf das Konto von Bülter - ligaweit der höchste Anteil! Kein Wunder, dass ihn die Anhängerschaft zum zweiten Mal nacheinander zum Spieler des Monats kürte.

Bülter ist in dieser Spielzeit das, was Simon Terodde im vergangenen Jahr für Schalke war: die Lebensversicherung. Er ist bester Torschütze bei den "Knappen", die nächstbesten sind Dominick Drexler und Terodde mit je vier Treffern. Die zwölf Scorer-Punkte von Bülter sind alleiniger Bestwert bei Königsblau. Zudem verhinderten vier Alu-Treffer weitere Tore des Außenbahnspielers.

Nächste Ekstase in München?

Dass Bülter für die mit 31 Toren schwächste Offensive der Bundesliga unverzichtbar ist, hat er beispielsweise zuletzt in den "Do-or-Die"-Spielen gegen Hertha BSC und den 1. FSV Mainz 05 mit je einem Doppelpack unter Beweis gestellt. Cheftrainer Thomas Reis bringt die Qualität des Angreifers  anhand der Elfmetersituation in Mainz auf den Punkt: "Das zeichnet ihn aus. Er beweist, dass er Nerven wie Drahtseile hat. Die Elfmeter macht er bis jetzt sehr sicher. Die Courage muss man erstmal haben, er weiß, dass es bei uns um jeden Punkt geht, um unser Ziel zu erreichen. Absoluten Respekt."

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Dem Ziel Klassenerhalt würden Schalke und Bülter mit einer Überraschung in München sehr nahekommen. "Es sind extreme Emotionen, die unser Spiel bestimmen", erklärt der Top-Torjäger der Königsblauen das momentane Erfolgsrezept. Dieses soll auch am 32. Spieltag beim Tabellenführer zum Tragen kommen, wenn vermutlich wieder eine fünfstellige Zahl an Gästefans in die Allianz Arena gepilgert ist. Schockt der "Bültinator" als nächstes den Rekordmeister und bringt S04 erneut zum Beben? Dass Bülter die Nerven verliert und sich die fünfte Gelbe ausgerechnet vor dem so wichtigen Heimspiel gegen Frankfurt einfängt? Nahezu ausgeschlossen...

Philipp Pachollek

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