Bundesliga
Gelsenkirchen - So ein stimmungsvoller Rahmen – und dann so ein ernüchterndes Ergebnis für den FC Schalke 04. Nach der 1:2-Heimniederlage gegen Bayer 04 Leverkusen herrscht kollektiver Frust in Königsblau. Auch Kapitän Ralf Fährmann sehnt sich jetzt nach der Winterpause, wie er im Interview preisgibt.
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Zum Ende des Steinkohlebergbaus im Ruhrpott hatte der FC Schalke 04, dessen Gründungsväter Bergmänner waren, Hunderte von Kumpeln zum Spiel eingeladen. Vor dem Anpfiff sorgten die Fans im verdunkelten Stadion mit ihren Handys für ein Lichtermeer auf den Rängen, während auf dem Rasen der Chor der Ruhrkohle AG das Steigerlied anstimmte. Gänsehaut pur! 90 Minuten später war von der emotionalen Stimmung allerdings nicht mehr viel übrig. Die Pleite gegen Leverkusen setzt ganz Schalke mächtig zu. Selbst Torhüter Ralf Fährmann, sonst ein solider Rückhalt, patzte beim Gegentor von Lucas Alario und machte im Gespräch nach der Partie keinen Hehl daraus, wie belastend auch er die Situation empfindet.
Frage: Ralf Fährmann, Schalke hat das Heimspiel gegen Leverkusen verloren und Sie waren daran nicht ganz unbeteiligt, wenn man an das zweite Gegentor denkt.
Ralf Fährmann: Es tut mir wahnsinnig leid. Das ist nicht zu entschuldigen. Die Situation war von mir einfach nicht gut gelöst. Es tut mir vor allem wahnsinnig leid, weil alle einen anderen Abschluss verdient hätten. Angefangen von den Bergmännern, die im Stadion waren, bis zur gesamten Mannschaft. Deswegen kann ich nur Entschuldigung sagen.
Frage: Die ganze Mannschaft wirkt zurzeit irgendwie etwas hilflos und planlos. Wie haben Sie das im Spiel wahrgenommen?
Fährmann: Wenn es zur Halbzeit 1:1 gestanden hätte, hätte es vielleicht noch mal anders ausgesehen. Wir hatten auch in der zweiten Halbzeit noch eine Chance, konnten sie aber nicht nutzen. Wir brauchen die Fehler aber auch jetzt nicht hin und her schieben. Wir müssen es einfach besser machen. Punkt.
Frage: Warum gelingt das nicht?
Fährmann: In der letzten Saison waren wir brutal effizient. Da haben wir aus wenigen Chancen sehr, sehr viele Tore gemacht. Dieses Jahr ist es umgekehrt. Aber es bringt auch nichts, wenn ich jetzt nach jedem Spieltag hier stehe und sage, wir hatten unserer Chancen und haben sie nicht genutzt. Es ist einfach total verhext in dieser Saison.
Frage: Die Fans reagieren inzwischen mit deutlichem Unmut.
Fährmann: Ich verstehe auch, dass die Fans gefrustet sind. Das ist ja ganz klar. Wir sind ein Verein mit deutlich anderen Ansprüchen. Die Fans unterstützen uns immer, jedes Heimspiel ist ausverkauft. Und das Auswärtsspiel wird zum Heimspiel gemacht. Deswegen kann ich mich nur bei jedem entschuldigen.
Frage: Die Mannschaft war nach dem Abpfiff nur kurz in der Nordkurve, es gab dort auch Pfiffe…
Fährmann: Wie gesagt: Die Fans reagieren zurecht so und sind zurecht unzufrieden, weil wir nach so vielen Spieltagen mit so wenigen Punkten dastehen. Das tut uns wahnsinnig leid. Deswegen haben wir uns nach dem Spiel auch der Kritik gestellt. Aber in der Situation kannst du eigentlich nichts richtig machen. Stehen wir lange vor der Kurve, ist es falsch. Geht man zeitig, ist es falsch. Wenn man hingeht, ist es falsch, wenn man weggeht, ist es falsch. Wir haben einfach insgesamt vieles falsch gemacht. Es kommt einfach zu wenig Resultat bei uns herum.
Frage: Mit der Einstellung der Mannschaft sind Sie zufrieden?
Fährmann: Wir haben auch gegen Leverkusen alles gegeben und alles versucht. Ich glaube, man kann keinem Spieler vorwerfen, dass er nicht 100 Prozent gegeben hätte. Trotzdem ist das keine Entschuldigung für die Niederlage. Ich will das auch nicht schönreden, aber man hat gesehen, dass wir es versuchen.
Frage: Wo muss Schalke jetzt ansetzen, damit es besser wird?
Fährmann: Wenn ich ehrlich bin, dann bin ich wahnsinnig froh, wenn wir in der Winterpause sind. Und wenn wir das letzte halbe Jahr einfach mal vergessen können. Einfach mal einen Punkt machen und wieder komplett neu anfangen. Zurzeit sind wir in einem Krisen-Negativ-Strudel, in dem uns einfach nichts Entscheidendes gelingt. Deswegen denke ich, dass uns die Winterpause richtig gut tut. Aber erst einmal haben wir am Wochenende noch ein Spiel in Stuttgart, in dem wir auch wieder alles versuchen werden, dort zu gewinnen.
"Wir müssen punkten, punkten, punkten"
Frage: Wie bewerten Sie die Gesamtsituation mit Blick auf die Tabelle? 15 Punkte nach 16 Spieltagen bedeuten Abstiegskampf.
Fährmann: Ganz klar, wir müssen in Stuttgart gewinnen. Und uns dann neu sammeln. Wir müssen einfach punkten, punkten, punkten. Wenn du nach der halben Saison so wenige Punkte hast, dann ist das einfach nicht gut.
Aus Gelsenkirchen berichtet Dietmar Nolte