Bundesliga

Frank Schmidt ist nun seit 18 Jahren Trainer des 1. FC Heidenheim. Der 51-Jährige ist damit nicht nur der dienstälteste Coach der Bundesliga, sondern setzt auch weltweit Maßstäbe. Schmidts Geschichte mit dem FCH ist aber noch lange nicht zu Ende.
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Der Blick auf die Tabelle könnte an der Ostalb aktuell durchaus ein besserer sein. Der 1. FC Heidenheim 1846 belegt gerade den letzten Platz der Bundesliga. Doch in der Aussage steckt eigentlich schon eine Wahnsinns-Geschichte. Denn das Team von der Brenz spielte vor wenigen Jahren Amateurfußball und nun in der höchsten deutschen Klasse. Zu verdanken hat der FCH das auch einem Mann, der an der Brenz mittlerweile seit 18 Jahren als Cheftrainer arbeitet und den Verein damals noch in der Oberliga (!) übernahm: Frank Schmidt.
Der 51-Jährige, dessen Sport-Biographie bezeichnenderweise "Unkaputtbar" heißt, ist schon längst dienstältester deutscher Profi-Trainer. Am 17. September ist der Trainer genau 18 Jahre oder 6571 Tage im Amt und lässt Legenden wie Volker Finke (Platz zwei, 5843 Tage), Otto Rehhagel (Platz drei, 5202 Tage) oder Thomas Schaaf (Platz vier, 5119 Tage) mittlerweile klar hinter sich.
Auch den internationalen Vergleich muss der Trainer nicht scheuen. Diego Simeone kommt bei Atlético Madrid auf fast 14 Jahre, Pep Guardiola bei Manchester City auf neun. Schmidt eben auf 18, der Trainer ist der dienstälteste weltweit. 2007 hatte der Coach seine Spielerkarriere beendet. Insgesamt war der ehemalige Junioren-Nationalspieler 15 Jahre als Profi aktiv. Eigentlich hatte er seiner Familie ein Versprechen abgegeben, von nun an samstags den Rasen zu mähen. Daraus wurde nichts.
Nach der Abspaltung vom Heidenheimer SB wurde Dieter Märkle am 17. September 2007 als Cheftrainer entlassen und Schmidt erhielt als Interimstrainer einen Vertrag bis zur Winterpause. "Mach mal zwei Spiele, wir müssen einen neuen Trainer suchen", hieß es laut Schmidt damals vonseiten des Clubchefs Holger Sanwald. Seine erste Partie gewann er 2:1 gegen Normannia Gmünd, das zweite mit 9:1 gegen den VfL Kirchheim. "Mach mal weiter", wurde Schmidt gebeten. Herausgekommen sind nun 18 Jahre 1. FC Heidenheim.
Begonnen in der Oberliga hatte sich Heidenheim mit Trainer-Urgestein Schmidt für die viertklassige Regionalliga qualifiziert, ehe in der Saison 2008/2009 als Meister der Aufstieg in die 3. Liga gelungen war. "Als ich Trainer geworden bin, habe ich so lapidar gesagt: 'Ich möchte mal der Volker Finke von Heidenheim werden.' Ohne aber zu wissen, was das bedeutet und was in dieser Zeit alles passiert", sagte der Coach einst. Es passierte viel.
2014 führte er seinen Herzensclub erneut zur Meisterschaft und stieg erstmals in die 2. Bundesliga auf. Am Ende der Saison 2019/2020 wäre der große Coup, Aufstieg in die Bundesliga, fast schon gelungen. In der Relegation scheiterte der FCH aber an Bundesligist Bremen. Heidenheim und Schmidt ackerten weiter für den großen Traum des "Dorfclubs" mit seinen rund 50.000 Einwohnern. Am Ende der Saison 2022/23 hieß es dann aus FCH-Sicht endlich: "Der 1. FC Heidenheim 1846 steigt in die Bundesliga auf".
"Wir geben halt nie auf und deswegen ein Riesenkompliment an meine Mannschaft, die unkaputtbar ist. Ich möchte auch gar nicht mehr so viel zum Spiel sagen. Das war ein unfassbarer Moment", sagte damals ein überglücklicher Frank Schmidt, der selbst nach einer Bierdusche nicht die Fassung verlor und sich bei dem in diesem Moment abgestiegenen Jahn Regensburg für die Möglichkeit, in dessen Stadion ausgelassen feiern zu dürfen, aufrichtig bedankte.
Menschlich wie fachlich zählt Schmidt zu den ganz Großen seiner Zunft. In der 2. Bundesliga ist Schmidt zur Institution geworden: 306 Zweitligaspiele saß Frank Schmidt auf der Heidenheimer Trainerbank - das war die größte Zweitliga-Erfahrung unter den 18 Zweitliga-Trainern am Saison-Ende 2022/23. In neun Zweitliga-Jahren gab es für Schmidt und Heidenheim deutlich mehr Siege (125), als Niederlagen (97). Schmidt konnte auch mehr Tore (443) bejubeln, als er sich über Gegentore (390) ärgern musste.
Aber damit nicht genug, in der Bundesliga wusste der 1. FC Heidenheim seine Erfolgsgeschichte zunächst weiterzuschreiben. Am Ende einer packenden Spielzeit stand Platz acht und die sensationelle Qualifikation für die Conference-League. Möglicherweise auch aufgrund der Mehrfach-Belastung stand in der vergangenen Spielzeit dann der Abstiegskampf auf der Agenda. Heidenheim kämpfte um die Klasse, doch der Coach nicht um seinen Job.
Doch der FCH spielt weiterhin Bundesliga. Der Blick auf die Tabelle ist nicht angenehm, aber auch nicht besorgniserregend. Denn das Erfolgsgeheimnis in Heidenheim hängt mit zwei entscheidenden Faktoren zusammen. Da ist Faktor eins, die gelebte Kontinuität. Geschäftsführer Holger Sanwald ist beispielsweise seit mehr als drei Jahrzehnten im Amt. Es gibt aktuell keine Anzeichen, dass er mit seinen Grundsätzen brechen könnte. Das würde Faktor zwei angehen: Eben Frank Schmidt. Und der schickt sich an, seine Dienstzeit noch zu verlängern. Es wirkt fast so, als könne nur er die Erfolgsgeschichte in Heidenheim beenden.